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Grappa 16 - Rote Karte für Grappa

Grappa 16 - Rote Karte für Grappa

Titel: Grappa 16 - Rote Karte für Grappa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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an.
    »Hast du irgendwas von einem Überfall auf ein junges Mädchen gehört?«, fragte ich. »In den letzten vierundzwanzig Stunden. Die Kripo scheint ein heißes Interesse an dem Fall zu haben.«
    Jansen überlegte kurz und antwortete dann: »Ja, da war was. Vergewaltigung. An der Uni.«
    »Ich glaube, das Opfer liegt bei mir auf dem Zimmer.«
    »Ich hol mal eben die Pressemitteilung.«
    Ich hörte es rascheln, dann sagte er: »Dieser Serienvergewaltiger hat wohl wieder zugeschlagen. Der Typ, der sich seit Jahren an der Uni herumtreibt. Erinnerst du dich?«
    »Nur dunkel. Aber der hat doch schon lange keine Frauen mehr überfallen, oder?«
    »Stimmt. Doch die Fälle sind nie aufgeklärt worden. Moment, hier steht noch was ... Sie haben sein letztes Opfer noch nicht identifiziert. Ein junges Mädchen. Blond, eins fünfundsechzig groß. Sie suchen Zeugen. Kann das die Frau in deinem Zimmer sein?«
    »Und ob. Es passt alles.«

Prioritäten setzen
    Die Kripo rückte am Nachmittag an, die Ärzte hatten sie wohl doch nicht länger abwimmeln können. Wunderbar, denn ich lag an der Quelle und konnte die Ohren spitzen. Es waren eine Frau und ein Mann, sie war ganz offensichtlich der Boss im Zweierteam. Ich stellte mich schlafend.
    »Ich verstehe nicht, dass niemand sie sucht«, hörte ich den Kripomann raunen. »Es muss doch auffallen, dass sie gestern nicht nach Hause gekommen ist.«
    »Wenn sie eine Studentin ist, dann ist das nichts Besonderes«, widersprach die Frau. »Das Verschwinden der anderen Opfer ist auch nicht gleich bemerkt worden. In den Studentenunterkünften herrscht ein Kommen und Gehen. Wann wird sie ansprechbar sein, Doktor?«
    »Da kann ich keine Prognose abgeben«, sagte der Arzt.
    Ich hörte, dass sich Schritte näherten, rührte mich aber nicht.
    »Wer ist denn das?«, fragte die Frau.
    »Eine Patientin«, erklärte der Doc.
    »Das überrascht mich aber. Was hat sie?«
    »Ärztliche Schweigepflicht – Sie kennen das doch«, konterte der Doc.
    »Haben Sie kein Einzelzimmer für die Verletzte?«
    »Das nächste freie Zimmer kriegt sie«, versprach der Arzt. »Und jetzt möchte ich Sie bitten zu gehen. Sie sind in einem Krankenhaus und nicht im Polizeipräsidium.«
    Während der folgenden Stunden schaute ich einige Male nach meiner Zimmergenossin. Die Gesichtszüge waren inzwischen entspannt und sie atmete ruhiger.
    Obwohl es fast Winter war und der Abend früh anbrach, schaffte es die Krankenhaus-Crew, das Abendessen noch bei Tageslicht zu servieren. Pfefferminztee, Fabrikbrot und ein ekelhaft rosafarbener Aufschnitt.
    Bestimmt das berühmte Gammelfleisch, dachte ich. Ein neuer Lebensmittelskandal erschütterte gerade die Republik und im Fernsehen wurden entsprechend anregende Bilder gezeigt.
    Ich musterte das Essen intensiver. Heute waren die Küchenchefs der Klinik geradezu tollkühn gewesen: Als Beilage gab es nicht die üblichen Mixedpickles, sondern ein paar schwarze Oliven, die eindeutig italienisch wirkten und verführerisch glänzten. Ich schnappte mir eine. Leider war der Kern groß und das Fruchtfleisch durch monatelanges Salzbad und unsachgemäße Lagerung steinhart geworden. Stammen wohl doch eher von einem Olivenbaum aus Mecklenburg-Vorpommern, überlegte ich.
    Ein tiefer Seufzer entrang sich meiner Brust und prompt tat meine Narbe weh. Ich schloss die Augen, dachte an eine umfangreiche Kollektion italienischer Antipasti und stand kurz vor einem Speichelsturz. Schnell schnappte ich mir die Scheibe Wurst und steckte sie in den Mund. Die Realität hatte mich wieder im Griff, sie schmeckte laff und hatte die Konsistenz eines Putzlappens.
    »Hallo«, sagte jemand mit matter Stimme.
    Ich schob das Tablett beiseite und stürzte zum Nachbarbett. »Hallo«, sagte ich. »Wie geht es dir?«
    »Was ist passiert?«
    »Darüber reden wir später. Du bist jetzt im Krankenhaus«, erklärte ich. »Und alles wird gut. Du musst keine Angst mehr haben.«
    Ich drückte die Klingel und forderte Schwester Rita auf, jemanden vorbeizuschicken.
    »Gleich kommt jemand und schaut nach dir«, sagte ich. »Ich heiße Maria, Maria Grappa. Kannst du mir deinen Namen sagen?«
    Sie sagte ihn mir und ich wusste Bescheid.
    Ich hatte einen Vorsprung vor der Polizei, die den Namen der jungen Frau noch nicht kannte. Zeit genug, um meine neue Geschichte einzustielen. Zum Glück hatte ich mein Handy immer voll aufgeladen im Nachttisch liegen, auch wenn die Pfleger das nicht gern sahen. Ich hatte mit Pascal einen Kompromiss

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