Grappa 16 - Rote Karte für Grappa
als er mich erblickte.
»Was ist?«, fragte ich.
»Ganz schön schlimm ist das mit dir«, sagte mein Liebhaber.
»Was hab ich denn jetzt schon wieder gemacht?«, fragte ich.
»Du hast im Schlaf fünfmal ›Tor‹ geschrien. Hast du von unseren Höhepunkten in den letzten Stunden geträumt?«
»Bilde dir bloß nichts ein!«
»Was war es dann?«
»Toninho war wieder da«, erklärte ich. »Und er hat besser denn je gespielt. Fünf Tore gegen Japan.«
»Hatte er wenigstens die roten Schuhe an?«, fragte er und goss mir Kaffee ein.
»Ja. Hast du den Traum auch geträumt?«
»Nein. Aber ich muss dir etwas gestehen.«
»Aha.«
»Als du damals in Böhmes Büro warst – du erinnerst dich?«
»Aber sicher.«
»Du hättest mich fast erwischt«, berichtete er. »Ich hatte Böhme gerade auf dem Klo gefunden und ihm den Schuh angelegt.«
»Du warst das? Warum hast du nie was gesagt?«
»Es war ein spontaner Einfall«, gestand er. »Ich wollte darauf aufmerksam machen, dass etwas mit Böhmes Tod nicht stimmte.«
»Und du glaubst, dass Brinkhoff das nicht herausgekriegt hätte?«
»Doch.«
»Aha.«
»Also gut: Ich habe manchmal theatralische Anwandlungen.«
»Eckermann! Ihr Brasilianer seid wirklich ein wildes Volk«, lachte ich. »Geile Drinks, gutes Wetter, heiße Männer und schräger Humor. Hab ich noch was vergessen?«
»Hast du«, lächelte er. »Die Erotik – zum Beispiel. Oder überragende Intelligenz.«
»Sag mal, hast du eigentlich Karten für die WM?«, fragte ich.
»Klar.«
»Brasilien gegen Japan in Bierstadt am 22. Juni?«, vergewisserte ich mich.
»Genau dafür.«
»Nimmst du mich mit?«
»Hast du denn nur noch Fußball im Kopf, Grappa?«, fragte Adriano.
»Wen sollte ich denn sonst im Kopf haben?«, fragte ich.
»Mich zum Beispiel.«
»Gegen Fußball kommst selbst du nicht an«, sagte ich mit Euphorie. »Fußball ist ein geniales Spiel. Du bist entweder Gott oder Bratwurst.«
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