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Grappa und die keusche Braut

Grappa und die keusche Braut

Titel: Grappa und die keusche Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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wollte.«

    Ich las und lauschte. Er hatte mich nicht unterbrochen.
    Die Leitung blieb stumm. »Sind Sie noch da, Herr Dr. Lerchenmüller?«

    Ich vernahm ein Stöhnen. Dann den Satz: »Das wollen Sie wirklich veröffentlichen?«

    »Warum haben Sie sich in dieses Forum eingeloggt?«, fragte ich.
    »Wie kommen Sie darauf, dass ich das getan habe?« Lerchenmüller hatte sich wieder im Griff.

    »Ich weiß es eben. Ist ja auch kein Problem – eigentlich. Chatten ist ja keine strafbare Handlung.«

    »Ich bin das nicht. Und wenn Sie das schreiben, bekommen Sie einen Prozess wegen übler Nachrede an den Hals, von dem Sie und Ihre Zeitung sich nicht mehr erholen werden. Ziehen Sie sich warm an!«

    »Bleiben Sie doch bitte ruhig«, sagte ich. »Vielleicht gibt es ja pädagogische Gründe, auf die ich noch nicht gekommen bin. Auffällig ist natürlich, dass Sie sich als Schülerin ausgeben. Aber vielleicht hat das ja auch einen guten Grund.«

    »Was wollen Sie von mir?« Lerchenmüller wollte Zeit gewinnen.
    »Eine Stellungnahme. Es ist guter journalistischer Brauch, die Gegenseite zu hören. Aber ich kann auch schreiben: Dr. Wolfgang Lerchenmüller wollte sich zu den gegen ihn erhobenen Vorwürfen nicht äußern. Wäre Ihnen das recht?«

    »Ich lasse mich nicht von Ihnen erpressen, Frau Grappa.«

    Mist, dachte ich, der Kerl ist ein harter Brocken.

    »Diese Unterstellung verbitte ich mir«, sagte ich mit empörter Stimme. »Und Sie machen einen Fehler, Herr Dr. Lerchenmüller. Es gibt in diesem Portal einen sogenannten Administrator, der Zugang zu den Daten der einzelnen Chatter hat. Er kann sogar die Rechner identifizieren, von denen jemand gechattet hat. Und Nimmmich16 hat von dem Rechner aus gechattet, an dem Sie sich in dem Portal angemeldet hatten. Dieser Computer steht in Ihrem Büro!«

    Ich hörte Lerchenmüller tief durchatmen.

    »Und noch etwas ist festgestellt worden: Nimmmich16 hat auch den Rechner von Frau Lindenthal benutzt. Ihr Nickname ist Venus. Und Venus saß nachweisbar umgekehrt schon mal am PC von Nimmmich16. «

    Keine Reaktion.
    »Wenn Sie dazu nichts sagen wollen, ist das Ihr gutes Recht. Ich wünsche Ihnen noch einen angenehmen Tag.«

    »Warten Sie!«

    Jaaaa! Ich hatte ihn.

     
    Eine halbe Stunde später beendete ich meinen Artikel mit folgenden Zeilen:

     
    Die Frage, die sich jetzt alle stellen: Warum möchte Dr. Lerchenmüller ein 16-jähriges pubertierendes Mädchen sein?

    »Ich muss doch wissen, was in den Köpfen meiner Schülerinnen und Schüler vorgeht«, so der Pädagoge gegenüber unserer Zeitung. »Um da einen Einblick zu bekommen, ist dieses Portal sehr gut geeignet. Und als Schuldirektor hätte ich niemals authentisch Gespräche führen können. Aber im Gewand einer Schülerin bekam ich Einblick in Sorgen und Nöte der Jugendlichen, die mir von ihren Eltern anvertraut wurden.«

    Warum sich der Internatsleiter einen Mädchen-Nick aussuchte, begründet er so: »Gerade junge Frauen sind heutzutage gefährdet. Immer früher sind sie sexuellen Angriffen ausgesetzt. Dem wollte ich vorbeugen, indem ich geprüft habe, wie die männlichen Schüler von Schloss Waldenstein mit einer vermeintlichen Gefährtin umgehen.«

    Bleibt die Frage, ob der Nickname Nimmmich16 sexuelle Angriffe nicht eher provoziert als verhindert.

     
    Jansen grinste fett, als er den Artikel las. »Den servierst du den Lesern auf einem Silbertablett – und zwar in kleine Stücke filetiert.«

    »Merkt man das?«, fragte ich scheinheilig.

    »Nein, das merkt niemand außer mir.«

    »Vielleicht haben wir ja nur das filigrane pädagogische Konzept nicht verstanden, das hinter der Sache steckt.«

    »Und jetzt raus damit, Grappa!« Jansen war plötzlich ernst.

    »Womit?«

    »Was steckt für dich hinter der Sache? Warum machst du den Mann so gekonnt fertig?«

    Ich überlegte und sagte dann: »Pharisäer haben mich immer schon angekotzt. Außerdem stützt er die Lindenthal und will Caroline von der Schule werfen.«

    »Und weiter?«

    »Ein solcher Lehrer ist nicht gut für die Schüler. Er missbraucht ihr Vertrauen, um seinen schiefen Trieben zu frönen.«

    »Hast du noch eine Idee?« Er fixierte mich.

    »Klar.« Es hatte keinen Sinn, Jansen etwas vorzumachen. »Ich will dem Arsch mal zeigen, was eine Harke ist. Der arrogante Wichser soll begreifen, dass er nicht unberührbar ist und die Presse durchaus hinter die Mauern seines Schlosses greifen kann.«

    Jansen schwieg eine Weile. Dann sagte er: »Wir

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