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Grappa und die keusche Braut

Grappa und die keusche Braut

Titel: Grappa und die keusche Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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Mal Herrenbesuch. Die Nachbarn bekamen ordentlich was zu tratschen.
    Ich entledigte mich meines Schlabber-T-Shirts und der Jogginghose, warf mich in Rock und Pulli und legte ein wenig Schminke auf.
    Sello kam zur vereinbarten Zeit – mit einem Blumenstrauß.
    »Das wäre aber nicht nötig gewesen«, meinte ich verblüfft.
    Er konnte ja nicht wissen, dass ich abgeschnittene und damit dem Tod geweihte Blumen nicht ausstehen konnte. Im Garten sahen sie weit besser aus. Ich zweckentfremdete den Sektkühler als Vase und bot Kaffee an. Dankend nickte er.

    »Wie geht es Ihnen eigentlich?«, fragte ich.
    »Na ja. So langsam komme ich mit allem klar. Muss ich ja auch. Trotzdem bin ich erschrocken über mich selbst.« Richard Sello seufzte. »Wissen Sie … ich dachte immer, dass Patrick und ich noch sehr viel Zeit hätten. Nach dem Abitur hätte er in einer Stadt seiner Wahl studieren können. Ich wäre ihm gefolgt. Ich kann meinen Job als Wirtschaftsprüfer und Wirtschaftsjurist ja überall auf der Welt ausüben.«

    »Haben Sie in Patricks Nachlass etwas Interessantes entdeckt?«, fragte ich.

    »Nein. Kleidung, Bücher, die Schulsachen, meine Briefe an ihn. Früher haben wir uns geschrieben. Kann ich jetzt den Film sehen?«

    »Ja, kommen Sie mit in mein Arbeitszimmer. Aber es ist nicht erfreulich.«

    Patricks Vater folgte mir.
    Seine Miene versteinerte, als er begriff, was da passierte.
    »So, Lara, du kriegst ja den Hals nicht voll«, hörten wir Patrick sagen. »Und wir wollen dir helfen. Diese Kollegen möchten auch mal so bedient werden wie ich gerade. So ’ne scharfe Lehrerin wie du ist ja für alle da. Und wenn du es nicht machen möchtest … Die erste Blase haben wir eh schon gefilmt …«

    Patricks ungeheuerliche Worte waren aus dem Laptop nur verzerrt zu hören. Bevor der Countdown begann, beendete ich die Schau.

    Sello starrte eine Weile vor sich hin.
    »Das ist nicht schön, was Patrick da veranstaltet hat«, räumte er schließlich ein und schluckte schwer. »Aber noch ein Grund mehr, die Lehrerin zu verdächtigen. Sie hatte Angst vor einem Skandal und wollte sich rächen.«

    »Und schickt den kompletten Kurs mit ins Jenseits?« Ich schüttelte den Kopf. »Die Polizei glaubt nicht an eine solche These. Und Beweise gibt es schon gar nicht.«

    »Welchen Eindruck macht Frau Lindenthal eigentlich auf Sie, Frau Grappa?«

    Das war eine gute Frage. Und ich konnte sie nicht wirklich beantworten.

    »Ich hatte das zweifelhafte Vergnügen noch nicht, mich mit ihr zu unterhalten«, gab ich zu. »Und ich habe sie nur zwei Mal gesehen: am Tag des Massakers auf der Trage und bei der Trauerfeier. Und natürlich in dem Film.«

    »Frau Lindenthal steht beruflich auf der Kippe«, sagte Sello. »Ich habe den Stiftungsratsvorsitzenden vorhin erreicht. Sie bieten ihr eine Stelle an einem anderen Internat an, aber nur, wenn es kein Aufsehen mehr um sie gibt.«

    »Dann kann sie den Lerchenmüller ja gleich mitnehmen«, sagte ich. »Und Caro kann bleiben, bis sie das Abi hat.«

     
    Brinkhoff meldete sich, wie er es angekündigt hatte.

    »Ist die Lindenthal im Schloss?«

    »Ja. Ich hab sie vorhin noch gesehen. Ich hab erst seit zwei Stunden Feierabend. Langsam artet der Hausmeisterjob in Arbeit aus.«

    »Ist der Zaun zur Waldseite inzwischen repariert?«

    »Dazu bin ich noch nicht gekommen«, antwortete Brinkhoff. »Das ist dir doch recht so, oder?«

    »Wo genau befindet sich das Appartement von der Lindenthal?«

     
    Kleist durfte nicht wissen, dass ich mir am nächsten Morgen die Lindenthal vorknöpfen wollte. Er wirkte müde, als er endlich klingelte. Wir kochten gemeinsam, hörten Musik und sahen fern. Wie ein Ehepaar nach langen Jahren gemeinsamer Lebenszeit.
    »Willst du über Nacht bleiben?«, fragte ich.

    »Wenn du nichts dagegen hast – ja!«
    »Schön. Aber ich habe morgen einen dienstlichen Termin. Ziemlich früh. Du müsstest vielleicht allein frühstücken. Schlimm?«

    »Kein Problem. Dann kann ich ausschlafen.«

Rettungswagen und ein pfiffiger Hausmeister

    Um sieben Uhr griff ich mir das kleine Diktiergerät und schlich mich aus dem Haus. Lara Lindenthal – ich komme, machte ich mir selbst Mut. Mehr als rauswerfen konnte sie mich nicht. Aber ich wollte dieser Frau endlich gegenüberstehen.

    Ich hatte mir wohlweislich bequeme Klamotten angezogen. Hoffentlich gab es die Lücke in der Mauer und den Spalt im Zaun noch, wie es der Aushilfshausmeister Brinkhoff behauptet hatte.

    Zuerst steuerte

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