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Grappa und die keusche Braut

Grappa und die keusche Braut

Titel: Grappa und die keusche Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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ich die Bäckerei Schmitz an, sie lag auf dem Weg.

    Anneliese Schmitz machte große Augen, als sie mich erkannte: »Bist du krank, Frau Grappa?«

    »Muss, und du, Frau Schmitz?« Ich war wohl doch noch nicht ganz wach.

    »Wie imma, Frau Grappa?«

    »Kein Frühstück, nur vier Brötchen. Bestechungsbrötchen.«

    »Was ist das denn?«

    »Vertrauensbildung, so warm und duftend.«

    Frau Schmitz grinste wissend: »Kleiner Sonntagmorgenkrach mit dem Herrn?«

    »Nix Herr, Frau Schmitz«, winkte ich ab. »Die Brötchen sind für meine Mörderin.«

    Ihre Augen weiteten sich noch mehr. Kopfschüttelnd nahm sie vier der herrlichen Rundstücke vom Blech und tütete sie ein. »Du und deine Scherze, Frau Grappa.«

     
    Ich nahm die Straße zum Schloss. Da war der Feldweg, der direkt in den Wald führte. Nach fünfhundert Metern parkte ich das Auto und lief zu Fuß weiter.

    Der Wald schien mir noch dichter zu sein als vor zwei Wochen. Zweige schlugen mir ins Gesicht.
    Wenn dir etwas passiert, Grappa, dachte ich, finden sie deine Leiche in einem halben Jahr. Oder gar nicht. Ich hätte jemandem sagen sollen, was ich vorhabe.

    Das ließ sich kitten. Ich schickte eine SMS an Brinkhoff: Gehe zum Schloss. Nehme Weg durch den Wald. Melde mich.

    Da waren die Lücke in der Mauer und der durchschnittene Maschendraht. Ich zwängte mich hindurch und stand im Park. Im Schloss schienen alle noch zu schlafen. Niemand zeigte sich an den Fenstern, niemand befand sich auf den gepflegten Wegen, die durch die Rasenflächen führten. Die fernen Schreie eines Pfaus kamen mir wie Warnungen vor.

    Ich sprintete zum Gartenhaus, wartete und peilte erneut die Lage. Nichts los.
    Brinkhoff hatte mir das betreffende Haus beschrieben. Lara Lindenthal wohnte im Erdgeschoss. Mein Undercoveragent hatte mir berichtet, dass sie einen Lorbeerbaum und einen Lavendeltopf vor ihre Tür gestellt hatte.

    Ich schlüpfte durch die Eingangstür und hielt Ausschau nach dem Lorbeer. Ja, da war einer. Der Lavendel war etwas mickrig. Diese Pflanzen brauchen mehr Licht, dachte ich.

    Neben der Tür gab es ein Namensschild. Lara Lindenthal. Das Klingelsignal tönte wie Big Ben.

    Es rührte sich nichts. Was nun?
    Noch einmal Big Ben.

    Eine Tür klappte.

    Ich hörte, wie sich ein Schlüssel im Schloss drehte. Dann ging die Tür einen Spalt auf. Eine Sicherheitskette war vorgelegt. Die Lehrerin trug einen dunkelbraunen Bademantel. Ihr Gesicht war halb verdeckt von einem Vorhang schwarzer Haare.

    »Was ist denn los?«, vernahm ich eine schwache Stimme.

    Ich packte meine gute Kinderstube aus: »Guten Morgen, Frau Lindenthal, es tut mir leid, dass ich Sie störe. Mein Name ist Grappa. Maria Grappa vom Bierstädter Tageblatt. «

    »Moment.«

    Die Tür schloss sich. Nach einigen Sekunden öffnete sie sich wieder, die Sicherheitskette blieb aber vorgelegt. Lara Lindenthal hatte ihre Haare gebändigt, sodass ihr Gesicht halbwegs zu erkennen war.

    »Sie sind diese Schmierenjournalistin, die mich mit Dreck bewirft?« Ihre Stimme war nun kräftiger. »Was wollen Sie hier?«

    »Ein Gespräch mit Ihnen, Frau Lindenthal.«

    Ich machte die Brötchentüte auf und hielt sie so, dass der Duft nicht nur in meine Nase zog.

    »Sie wagen es, hier aufzutauchen? Wie sind Sie überhaupt auf das Gelände gekommen um diese Uhrzeit?«

    »Ich habe meine Möglichkeiten.«

    »Sie haben Ihre Möglichkeiten? Heißt das Einbruch?« Die Lautstärke ihrer Stimme nahm zu. Wenn das so weiterging, würde sie das ganze Haus zusammenkreischen.

    »Ich konnte Sie bisher nicht erreichen, Frau Lindenthal. Zum journalistischen Ethos zählt, auch die andere Seite zu hören. Darum bin ich hier. Sie sollten mit mir reden.«

    »Sie gehören doch auch zu denen, die glauben, dass ich die Schüler erschossen habe!« Ihre Augen waren braun und richteten sich jetzt mit vollem Blick auf mich.

    »Nein. Es gibt keine Beweise gegen Sie. Ich halte mich an Fakten. Also – lassen Sie mich rein? Sonst werden die Brötchen kalt.« Ich hielt ihr die Tüte noch einmal unter die Nase.

    Sie atmete tief ein. Durch die Nase. Dann murmelte sie »Okay«. Sie schloss die Tür. Ich hörte, wie sie die Kette aushakte, dann ging die Tür weit auf. Mit übertriebener Gestik lud mich die Lehrerin in ihre Wohnung.

    Sie führte mich in ihre Küche. Eine kleine, dunkelbraune Küche im Bauernstil. Ein Tisch mit drei Stühlen.

    »Setzen Sie sich. Ich mach mich mal eben etwas frisch. Kochen Sie doch bitte schon mal Kaffee.«
    Sie

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