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Grappa und die keusche Braut

Grappa und die keusche Braut

Titel: Grappa und die keusche Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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Lindenthal ist psychisch labil, hat sexuelle Neurosen und sich mit einem Schüler eingelassen. Reicht das Ihrer Meinung nach aus, um jemanden lebenslang ins Gefängnis zu stecken?«

    »Gegen so kalte Logik kann ich nicht argumentieren«, entgegnete Caro. Dann wandte sie sich an mich. »Ich bin in deinem Haus tagsüber allein und grüble und grüble. Es geht mir nicht gut dabei. Ich glaube, ich möchte lieber ins Schloss zurück. Ich brauche die anderen und vielleicht rede ich sogar mal mit einem der Psychologen, die sich dort breitgemacht haben.«

    »Oh. Daran habe ich gar nicht gedacht. Du kommst so cool und beherrscht rüber.« Ich hatte ein schlechtes Gewissen. Dass Caro unter ungeheurem seelischem Druck stand – der Gedanke war mir gar nicht gekommen.

    »Vielleicht ist es wirklich das Beste, wenn du ins Internat zurückgehst«, überlegte ich. »Die Lindenthal wird dir nichts tun. Falls sie wirklich geschossen hat, wird sie davonkommen, denn man kann sie nicht überführen. Sie ist frei. Diese Freiheit wird sie nicht riskieren, indem sie dir Gift in den Kakao kippt.«

     
    Ich machte Nägel mit Köpfen.
    »Hier Grappa vom Tageblatt. Ich möchte Ihnen Ihre Schülerin Caroline von Fuchs zurückbringen«, teilte ich Internatsleiter Lerchenmüller mit.

    »Wie bitte? Caroline ist bei Ihnen?«, brüllte der Mann gleich los.
    Ich überlegte kurz, ob ich ihn mit Nimmmich16 ansprechen sollte.

    »Das wird Konsequenzen haben!«, machte er weiter. »Ich habe das Aufenthaltsbestimmungsrecht für das Mädchen. Machen Sie sich auf eine Anzeige wegen Entziehung gefasst.«

    »Wollen Sie mir etwa drohen, Sie Hampelmann?«, fragte ich mit der freundlichsten Stimme, die mir zur Verfügung stand.

    Kleist nahm mir den Hörer aus der Hand. »Hier Dr. Kleist, Mordkommission. Herr Lerchenmüller, ich mache Sie darauf aufmerksam, dass Frau von Fuchs Ihre Einrichtung freiwillig verlassen hat. Sie fühlte sich bei Ihnen nicht mehr sicher. Was ich durchaus verstehen kann. Immerhin hat es im Schülertrakt gebrannt. Die Unterbringung bei Frau Grappa geschah auf Wunsch der Ermittlungsbehörde. Und jetzt bringe ich Ihnen das Mädchen zurück. Bis gleich.« Er legte den Hörer auf.

    »Das war doch mal eine Ansage«, strahlte ich. »Dann mach dich mal fertig, Caro.«

    Stumm raffte sie ihre wenigen Sachen zusammen.

    »Wir bleiben in Verbindung, Caro«, sagte ich. »Du kannst mich jederzeit anrufen oder besuchen. Oder wende dich an den neuen Hausmeister, Herrn Lauscher. Der hat dir den Zettel unter der Tür durchgeschoben. Er ist ein ehemaliger Polizist und ein guter Freund von Herrn Kleist und mir. Und heute Abend treffen wir uns im Chat.«

     
    Als ich ins Verlagshaus fuhr, registrierte ich erstaunt, dass ich erleichtert war. Allein leben war auch schön. Ich war überzeugter Single und es fiel mir immer schwer, jemanden ständig um mich herum zu haben.
    Die Redaktionskonferenz hatte ich verpasst. Also klopfte ich an Jansens Büro. Er schaute auf.

    »Hallo, Grappa«, meinte er ziemlich abwesend. »Wir kriegen Neuwahlen. Das ist jetzt amtlich. Die Verwaltungsgerichte haben Wahlbetrug festgestellt.«

    »Und warum machst du so ein Gesicht?«

    »Die SPD hat mich gefragt, ob ich kandidiere.«

    »Wie bitte?«, rief ich. »Wie kommen die denn darauf? Du bist doch noch nicht mal SPD-Mitglied!«

    »Die nehmen mich auch so.«

    Mir wurde heiß und kalt. »Das kannst du nicht machen!«

    »Warum nicht?« Er erhob sich und ging auf und ab. »Weißt du, Grappa, ich habe viele Jahre über diese Stadt geschrieben. Kritisch geschrieben. Ich kenne jeden Winkel, jeden sozialen Brennpunkt. Aber ich kenne auch die Menschen hier, die auf den ersten Blick etwas grob erscheinen, sich dann aber als echte Seelen entpuppen. Ich weiß, was diese Stadt braucht, was ihr guttut. Und den Menschen. Seit mir die Berghofen ihre Millionen vermacht hat, bin ich finanziell unabhängig. Warum sollte ich nicht Verantwortung übernehmen?«

    »Und was wird aus uns?«

    »Ach, komm, Grappa!« Peter Jansen nahm mich in den Arm. »Ihr seid doch schon groß. Besonders du! Ich bin jetzt in dem Alter, in dem ich noch mal was anderes, was Neues wagen muss. Und wenn es nur für fünf Jahre ist. Es ist meine letzte Chance.«

    »Sorry, Peter«, seufzte ich. »Das muss ich erst mal verdauen.«

    »Das versteh ich. – Was macht deine Story?«

    »Lara Lindenthal ist frei. Es gibt keine Beweise für ihre Schuld. Und Caroline von Fuchs ist bei mir ausgezogen und wieder im

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