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Grappa Und Die Seelenfaenger

Titel: Grappa Und Die Seelenfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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Schnack stieg aus, zog die Tür der Kneipe auf und verschwand im Inneren.
     
    … denn ich fühlte gleich, / dass er mich mag, / Naaa naa naa na, na na na … / ist es wahre Liebe uuuhhhuuuhhuu …
     
    Also los, dachte ich, mal sehen, wie ich als Frau in einer Schwulenkneipe rüberkomme.
    Rosenstolz lösten nun Marianne Rosenberg ab.
     
    Die Schlampen sind müde, / sie waren viel zu lange wach. / Die Schlampen sind müde …
     
    Die Kneipe war gut besucht. Niemand achtete auf mich. Unbehelligt gelangte ich zur Bar und kletterte auf einen Hocker.
    »Eine Weinschorle bitte!«
    Der Barmann nickte. Er passte gut zu der plüschigen Einrichtung des Etablissements. Dunkelrot und Gold dominierten. Die Lampen gaben nur schummriges Licht. Es war schwierig, die Gäste an den Tischen zu identifizieren. Mein Blick graste die Reviere ab. Schnack hatte sich in den hinteren Teil des Raumes an einen Zweiertisch gesetzt. Eine zweite Person leistete ihm Gesellschaft. Es handelte sich um einen jungen Mann. Bärchen war also männlich. Ich wunderte mich nicht besonders.
     
    Gestern Nacht war ich noch Sieger. / Gestern Nacht war ich noch schön. / Ich wollt dich und nahm sie alle. / Ich wollt nie nach Hause gehen …
     
    Rosenstolz hatten ausgeschmachtet. Ich bestellte eine neue Weinschorle. Schnack und Bärchen hielten Händchen.
    »Da bist du ja.« Friedemann Kleist ließ sich neben mir auf einen Hocker plumpsen. Er hatte offengelassen, ob wir uns treffen würden.
    »Ich dachte schon, du würdest dich nicht in eine Schwulenkneipe trauen«, lächelte ich.
    »Ich mag Männer gern«, grinste er. »Liegt an meinem Job. Und jetzt sag mir, warum wir hier sind.«
    »Um Informationen zu sammeln.« Ich deutete zu Schnacks Tisch.
    »Er ist schwul. Und nun?« Kleist bestellte sich ein Mineralwasser. »Was willst du mit diesem Wissen anfangen? So was interessiert doch niemanden mehr.«
    Bärchen stand auf und trippelte in unsere Richtung. Er war groß, schlaksig und Mitte zwanzig. Sein blondes Haar stand mithilfe von drei Pfund Gel wie eine Eins aufrecht. Sein schrill blumenmotiviertes Hemd war allerdings modisch fragwürdig.
    »Ich bin eben ein Informationsjunkie«, gestand ich. »Das Sympathischste an Schnack ist, dass er auf Kerle steht. Da wäre ich allein nie draufgekommen, weil er die christlichen Werte so betont. Und mit Homosexualität haben die Kirchen ja noch Probleme.«
    Bärchen kehrte vom Klo zurück. Schnack sah in seine Richtung.
    Ich drehte mich schnell zur Seite.
    »Ich habe übrigens eine Telefonnummer für dich«, teilte Kleist mit. Er reichte mir einen Zettel. »Arnold Weber. Das ist der Vater, der seine Tochter aus der Sekte herausholen will. Er ist damit einverstanden, dich zu sprechen. Die Adresse ist auch gleich dabei.«
    Schnack und sein Begleiter hatten Sitzfleisch und hielten noch immer Händchen. Es war rührend. ABBA sang Waterloo. Wir blieben nicht mehr lange.
    Zu Hause warteten ein Bett und einige schöne Stunden auf uns.

Brutal, rücksichtslos, gemein und irgendwie toll
    Das Frühstück nahmen wir außer Haus ein. Frau Schmitz strahlte, als sie Friedemann Kleist und mich sah, und winkte uns durchs Schaufenster zu, bevor wir die Bäckerei betraten.
    »Tach, Frau Schmitz«, begrüßte ich sie. »Wie isses dir?«
    »Muss.« Sie warf einen freundlichen Blick auf meinen Begleiter. »Wie isses euch denn?«
    »Gut so weit. Wenn wir Frühstück bekommen, isses uns noch besser«, sagte ich.
    »Dann geh schon mal rein, Frau Grappa. Und der Herr Doktor auch. Alles wie imma?«
    »Genau.«
    Wir verzogen uns ins Bistro. Auf dem Tisch lag das aktuelle Bierstädter Tageblatt. Kleist griff danach, blätterte, las und grinste.
    »Dass Pitt Brett gegen die Erleuchteten schießt, spricht für ihn. Und es passt. Das ist unsere reale Medienwelt. Oder irre ich mich?«
    »Pitt Brett ist das authentische Produkt unserer spätkapitalistischen Gesellschaft«, dozierte ich. »Brutal, rücksichtslos, gemein und irgendwie toll. Er nimmt sich das Recht heraus, jeden zu provozieren und fertigzumachen. Und wenn er Prügel dafür bekommt, steckt er sie eben ein.«
    »Also ein Charakter nach deinem Geschmack«, stellte Kleist fest.
    Anneliese Schmitz hatte den Namen Brett aufgeschnappt und den Artikel auch schon gelesen.
    »Mit ein paar Milliönchen auf der hohen Kante könnt ich auch so frech sein«, sagte die Bäckerin und stellte das Tablett auf den Tisch.
    Der Kaffee duftete, die Brötchen waren noch warm und die Käseplatte ließ mir das

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