Grappa Und Die Seelenfaenger
Mehrzwecksporthalle. Die Sportministerin des Landes wird erscheinen. Frau Dr. Wurbel-Simonis, Sie kümmern sich um den neuen Spielplan des Hansa Theaters. Zwei oder drei Highlights sollten wir morgen im Blatt vorstellen. Frau Grappa, haben Sie selbst eine Idee, mit der Sie unsere Leser erfreuen wollen?«
»Aber ja«, strahlte ich und wedelte mit einem Blatt Papier. »Pitt Brett hat sich zu einem Interview bereit erklärt. Allerdings erst morgen Nachmittag. Heute werde ich mich um die Sekte kümmern. Sie bedroht Brett und ich will wissen, warum.«
Feuer frei auf Unterdrücker
Eine unterdrückerische Person ist Freiwild. Ihr kann das Vermögen weggenommen werden oder ihr kann durch jedes Mittel Schaden zugefügt werden von jedem Erleuchteten, ohne dass dieser dafür irgendwie zur Rechenschaft gezogen wird. Sie kann ausgetrickst, verklagt, belogen oder vernichtet werden.
Bei der Lektüre dieses Zitats von Ronny Hovart, dem Sektengründer, lief es mir kalt den Rücken hinunter. Die Erleuchteten stellten sich damit über das Strafgesetzbuch und jede gängige Ethik.
Mit zusätzlichen Informationen bewaffnet war ich auf dem Weg zu Arnold Weber, jenem Mann, der seine Tochter aus den Fängen der Sekte hatte befreien wollen. Ich hatte mich nicht angemeldet. Manchmal ist ein Überraschungsbesuch von Vorteil.
Auf der Autobahn Richtung Norden bemerkte ich eine große, dunkle Limousine. War die nicht schon in der City hinter mir gewesen? Sie fuhr sehr dicht auf, überholte dann, ließ sich aber wieder zurückfallen. Jetzt überholte ich, konnte aber den Fahrer nicht erkennen, weil die Scheiben verdunkelt waren.
Wieder auf der rechten Spur verlangsamte ich meinen Golf und kritzelte die Autonummer auf ein Stück Papier. Der Wagen zog auf die linke Spur, blieb eine Weile auf meiner Höhe und dann blitzte es. Und noch ein Mal. Jemand fotografierte mich. Ich formte einen Stinkefinger.
Der Wagen beschleunigte, der Fahrer setzte den rechten Blinker und steuerte einen Parkplatz an. Ich drosselte meine Geschwindigkeit. Das fremde Auto hatte in der Auffahrt angehalten und der Fahrer stand davor – vor dem Gesicht die auf mich gerichtete Kamera.
Jemand machte sich viel Mühe, mir zu zeigen, dass er mich beobachtete. Sollte mich das einschüchtern?
Ich würde den Wagen abhängen, bevor ich Weber aufsuchte. Ich drückte aufs Gas.
Doch kurze Zeit später erschien der Verfolger wieder im Rückspiegel – heftig die Lichthupe bedienend.
Mir langte es! Ich tippte die Notrufnummer in mein Handy und berichtete der Polizei von einem üblen Verkehrsrowdy.
»Er verfolgt mich und fährt viel zu schnell. Und betrunken ist er bestimmt auch. Bitte, helfen Sie mir, ich zittere schon am ganzen Körper.«
Der Beamte bat mich, an der nächsten Ausfahrt abzufahren. Bis dahin waren es noch etwa fünf Kilometer. Ich fuhr langsamer, der Wagen folgte. Da war die Ausfahrt. Ich setzte den Blinker und wechselte den Fahrstreifen.
Dann ging alles ganz schnell. Die Polizei wartete mit zwei Streifenwagen am Ende der Ausfahrt und stoppte uns.
Gespannt beobachtete ich das Geschehen. Meine Knie zitterten. Zwei Beamte standen am gegnerischen Wagen. Die Tür öffnete sich und ein Mann stieg aus.
Auch ich verließ nun mein Auto. »Ist das der Herr, von dem Sie sich bedroht fühlen?«, fragte ein dritter Polizist.
Ich nickte.
»Kennen Sie den Herrn?«
»Nein. Ich hab ihn nie gesehen.« Der Typ war groß und massig. Er zeigte den Polizisten seine Papiere und sah dann in meine Richtung. Ein ekliges Grinsen lag auf seinem Gesicht.
Ich schilderte, was vorgefallen war.
»Ich nehme an, Sie wollen Anzeige erstatten?«
»Allerdings«, bestätigte ich.
»Sie werden einen Anhörungsbogen zugeschickt bekommen, Frau Grappa«, kündigte der Beamte an.
Einer seiner Kollegen gesellte sich zu uns. »Könnten Sie Ihre Bremslichter einmal bedienen?«, fragte er mich.
Ich setzte mich in meinen Wagen, und trat auf die Bremse.
»Ihr rechtes Bremslicht ist defekt«, sagte der Polizist. »Der Herr da behauptet, er habe Sie nur darauf aufmerksam machen wollen. Aber Sie haben seine Gesten wohl missverstanden.«
Ich widersprach, aber mir war klar, dass die Anzeige nicht viel bringen würde. Dem Polizisten war anzusehen, was er von Frauen am Steuer hielt.
Das war mir egal. Ich würde den Namen meines Verfolgers erfahren und dann recherchieren können, ob er von der Kirche der Erleuchteten geschickt worden war, um mich einzuschüchtern.
»Ich würde dem Herrn gern selbst
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