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Grappa Und Die Seelenfaenger

Titel: Grappa Und Die Seelenfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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dem Hauptkommissar. Nach einer peinlichen Befragung sah das Ganze allerdings nicht aus.
    Ich schickte Friedemann eine SMS und bat ihn zu einem Snack bei Anneliese Schmitz. Sekunden später blickte ich erleichtert auf die Antwort: okay.

Mandelhörnchen, Männer, Müdigkeit
    Im Bistro saß ich zunächst allein. Nach dem Begrüßungsritual mit der Bäckerin ließ ich mich auf einen Stuhl fallen. Eine bleierne Müdigkeit nahm Besitz von mir. Unterzuckerung. Mein Körper schrie nach einem Mandelhörnchen. Doch ich befand mich ja an der Quelle. Nachdem ich eins verputzt hatte, ging es mir besser.
    »Kommt noch wer, Frau Grappa?«, fragte Frau Schmitz.
    »Ja, Frau Schmitz.«
    »Und wer?«, blinzelte sie.
    »Ein Mann.«
    »Ihr Mann?«
    »Hab ich einen?«, fragte ich.
    »Hast du!«, rief Friedemann Kleist im Hintergrund.
    »Guten Tag, Herr Doktor!« Anneliese Schmitz war begeistert. »Was darf ich Ihnen bringen?«
    »Nur keine Umstände«, lächelte mein Ab-und-zu-Mann.
    »Rührei und Salat?« Die Bäckerin himmelte ihn regelrecht an.
    »Genau richtig«, sagte er freundlich.
    Als sie weg war, fragte ich: »Warum warst du auf der Beerdigung, wenn ihr ein astreines Geständnis habt?«
    »Sprechen wir vertraulich?«
    »Wenn es sein muss«, entgegnete ich.
    »Bussmann hat sein Geständnis widerrufen. Aber das soll noch nicht an die Öffentlichkeit gelangen.«
    »Das ist ja der Hammer!«, rief ich aus. »Wie kam es denn dazu?«
    »Er hat einen guten Anwalt. Der hat ihm klargemacht, dass sein Geständnis etwas voreilig war.«
    »Hältst du ihn denn jetzt für unschuldig?«, fragte ich.
    Die Bäckerin kam mit dem Rührei. Es duftete nach Butter. »Bitte, Herr Doktor!«
    Kleist haute rein.
    »Also«, kommentierte ich, »deine Clara könnte dir ruhig ja mal was zum Frühstück machen.«
    »Clara? Nein.« Er wischte sich den Mund ab. »Die schläft doch noch, wenn ich das Haus verlasse.«
    »Wie lange bleibt sie eigentlich?« Mein Herz klopfte.
    »Ich habe ihr einen Job besorgt«, antwortete er. »Bei der Stadt.«
    »Ach, ja?« Ich war ehrlich überrascht. »Straßenreinigung? Kantinenhilfskraft?«
    Kleist grinste. »Du bist süß, wenn du auf bösartig machst. Ich habe Peter Jansen angerufen. Die Verwaltung sucht dringend Politessen. Wegen des Haushaltslochs.«
    »Clara wird Politesse?«, lachte ich. »Dann muss ich aufpassen, dass ich ihr nicht in die Hände falle. Hast du auch eine Wohnung für sie und ihre Brut besorgt?«
    »Das erledigt sie selbst«, erklärte er.
    »Kriegt sie das denn hin?«
    »Das erwarte ich. Ich bin gern allein.«
    Ups. Das war deutlich, weil es auch für mich galt.
    »In welche Richtung ermittelst du denn jetzt nach dem Widerruf des Geständnisses?«, wurde ich wieder sachorientiert.
    »In alle. Aber besonders Richtung Kindsvater. Die Fotos, die du mir geschickt hast, sprechen in der Tat für Fuchs. Wir werden ihn uns noch mal vornehmen«, kündigte er an.
    »Weißt du, wer die Frau ist, die heute neben Fuchs saß?«
    »Bettina Weber meinst du wohl nicht. Bei der anderen handelt es sich um die Ehefrau von Fuchs.«
    Ich überlegte. Warum hatte Frau Fuchs so bitterlich geweint?
    »Dann hat sie wohl nichts von der Affäre ihres Mannes gewusst«, sagte ich. »Sie war die einzige Erleuchtete, die betroffen wirkte.«
    »Einen Speicheltest hat Fuchs abgelehnt«, erklärte Kleist. »Ich habe eine richterliche Verfügung beantragt.«
    »Wie umständlich. Hätte ich das gewusst, hätte ich ihm ein Haarbüschel ausgerissen.«
    »Ich weiß deinen Einsatz zu schätzen, Maria«, lachte er. »Aber ich mach das lieber auf meine Weise. Zumal ja nichts bewiesen ist – selbst, wenn er der Vater des Kindes sein sollte.«

Ein skurriles Grammofon
    Es lohnte sich nicht, einen Bericht über Monika Webers Beerdigung zu schreiben. Offiziell war der Fall ja abgeschlossen. Morgen fand das erste WSDS-Casting statt. Ich sah mir die Vorschauspots an, welche die Fans in Stimmung bringen sollten.
    In der Nacht hatte ich skurrile Träume. Bärchen Biber war entlassen worden und hatte einen Laden eröffnet, in dem man Betroffenheitsutensilien für alle Fälle erwerben konnte. Alle Journalisten kauften bei ihm ein – auch ich. Und das, obwohl Bärchen Biber schon lange tot war. Schnack hatte mich beauftragt, die passenden Accessoires für Bärchens Grablegung zu besorgen.
    »Was würde denn zu dir passen?«, fragte ich Bärchen. Er schaute mich mit großen Augen an und reichte mir stumm einen Koffer. Ich öffnete ihn: ein Teddy mit rosa

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