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Grappa Und Die Seelenfaenger

Titel: Grappa Und Die Seelenfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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mit einem Koffer, den er immer mitnimmt, wenn es um einen Vorfall geht, der die Herzen der Menschen bewegen soll. Der Reporter ist nicht faul und öffnet den Koffer. Er holt einen Teddy, Kerzen und ein Pappschild mit der Aufschrift Warum? heraus und platziert es an der Unfallstelle …
     
    Ich überlegte. Der Brief von Verona Müller war gestern Abend schon in der Online-Ausgabe des Tageblattes zu lesen gewesen. Die Blöd-Zeitung hatte sofort reagiert. Oder hatte jemand einen Tipp lanciert? Pöppelbaum hatte sich dermaßen über Bärchen Biber geärgert, dass ich ihm das zutraute. Nicht schlecht, dachte ich.
    Aber dass ausgerechnet ein Boulevardblatt, das selbst nicht zimperlich war, auf dem Tageblatt herumhackte, gefiel mir nun doch nicht. Nun gut, ein bisschen Schwund ist immer. Schnack war angeschlagen, und das war der Sinn der Übung gewesen.
    Anneliese Schmitz brachte ein Bauernomelett mit Gurken und ein Schälchen Bratkartoffeln.
    »Keine Kartoffeln«, stöhnte ich. »Ich hab gestern Abend gut gegessen.«
    »Mit ihm?«, fragte sie.
    »Ja, er hat gekocht«, gab ich zu und hoffte, dass das Thema damit erledigt sein würde.
    »Bei dir im Haus?«
    »Nein, bei ihm. Er hat jetzt eine kleine nette Wohnung in der City.«
    »Wie schön«, meinte Frau Schmitz. »Aber …« Sie stockte.
    »Was aber?«
    »Dein Haus ist doch groß genug, Frau Grappa. Warum wohnt er nicht bei dir?«
    »Ich hab ihn noch nicht gebeten, zu mir zu ziehen, und er hat auch noch nicht gefragt«, erklärte ich wahrheitsgemäß.
    »Warum nicht?«
    »Frau Schmitz, lass mal stecken, bitte«, sagte ich. »Wenn sich in meinem Privatleben was ändert, bist du die Erste, die es erfährt.«
    »Is gut.« Leicht eingeschnappt war sie trotzdem.
    »Mit der Birsen, das hat geklappt«, versuchte ich das Thema zu wechseln. »Am Samstag ist das WSDS-Casting. Und ich bin dabei und begleite die Kleine.«
    »Die trällert nur noch volle Pulle rum«, berichtete die Bäckerin. »Das ganze Haus ist genervt. Aber der Brett wird ihr schon sagen, ob se singen kann oder nicht.«
    »Und wie er ihr das sagen wird«, stimmte ich zu. »Ich freu mich schon drauf.«

Ein Sekretär mit Geheimfach
    »Du hast Besuch, Grappa«, überraschte mich Stella, als ich wieder in der Redaktion war. »Ich hab ihn in die Kantine geschickt.«
    »Wer ist es denn?«
    »Keine Ahnung.« Sie zuckte die Schultern.
    »Ist es denn zu viel verlangt, dass du dir einmal in der Woche einen Namen merken musst?«, fragte ich verärgert.
    »Wieso sollte ich?«
    »Weil eine gute Sekretärin das so macht«, erklärte ich. »Jetzt weißt du auch, warum du nie Chefsekretärin wirst. Wonderbra, hohe Hacken und Girlie-Getue reichen eben nicht.«
    »Was ist denn los? Warum bist du so geladen?« Stella war fassungslos.
    Ich ließ sie stehen und ging in die Kantine. An einem Tisch saß Arnold Weber.
    »Herr Weber!«, sagte ich. »Das ist aber eine Überraschung. Geht es Ihnen einigermaßen?«
    Er wirkte unsicher und nervös. »Sie müssen mir helfen, Frau Grappa«, stieß er hervor.
    »Warum eigentlich immer ich?«, wunderte ich mich.
    »Sie haben das Herz am rechten Fleck, Frau Grappa, ich hab einfach ein riesiges Vertrauen zu Ihnen.«
    »Wenn ich kann, helfe ich Ihnen gern. Was liegt an?« Ich setzte mich.
    Weber sah schlecht aus. Seine Haut war grau, die Lippen aufgesprungen und er hatte sich einige Tage nicht rasiert.
    »Ich war in Monikas Wohnung, um ihre Sachen durchzusehen. Die Polizei hat mir den Schlüssel überlassen. Ich hatte einige Kartons dabei. Die Möbel werden nächste Woche abgeholt. Ich räumte also alles in die Kartons. Badezeug, Kosmetika, Kleider, Handtücher, Geschirr, Bücher und so weiter. Dann wollte ich den Sekretär ausräumen. Das ist so ein altes Teil aus Familienbesitz. Weichholz mit Schnörkeln und vielen Fächern. Und einem Geheimfach.«
    Weber machte eine Pause.
    Ich verstand. »Was war in diesem Fach?«, fragte ich.
    »Fotos und Briefe.« Er reichte mir eine Plastiktüte.
    »Kennt die Polizei diese Sachen?«
    »Ich glaube nicht. Sonst hätten sie Robert Fuchs längst verhaftet.«
    »Warum? Der Mörder hat doch gestanden. Der Fall ist abgeschlossen. Morgen wird Monika beerdigt.«
    »Ich glaube nicht, dass es dieser Bernd Bussmann war«, präzisierte Weber.
    »Und was soll Fuchs getan haben?«
    »Lesen Sie die Briefe. Und studieren Sie die Fotos. Dann wissen Sie mehr.«
     
    Ich zog mich mit der Tüte in mein Büro zurück. Weber musste ziemlich durch den Wind sein. Warum sollte

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