Grappas Gespuer Fuer Schnee
Sie, wird sich noch herausstellen.«
Gies zuckte nicht mit der Wimper. »Und was machen Sie hier?«
»Man hat mir gesteckt, dass ich hier den Mörder von Sandra Becker finden werde.«
»Auf diesem Klo?«
»Genau. Und schon stehen Sie im Flur. Komisch, nicht?«
Gies bekam plötzlich unruhige Augen. »Was habe ich mit dieser Sache zu tun?«
»Sie kannten sie doch. Es gibt Fotos vom letzten Wahlkampf«, half ich ihm. »Sie, Madig und Frau Becker – traulich vereint im solidarischen Kampf um die Wählerstimmen des mündigen Bürgers.«
»Ich merke mir doch nicht den Namen jeder Wahlkampfhelferin. Und jetzt entschuldigen Sie mich. Oder kann ich noch etwas für Sie tun?«
»Aber ja. Zehn Minuten mit Herrn Madig. Die hätte ich gerne. Könnten Sie das organisieren, Herr Kollege? Als Pressefuzzi der Partei ist das doch eine leichte Aufgabe für Sie.«
»Um was geht es denn?«
»Sandra Becker.«
»Ich werde sehen, was ich tun kann. Warten Sie bitte im Foyer.«
Die Sessel vis-à-vis der Rezeptionen waren tief und weich. Es lagen genug Zeitschriften herum, mit denen ich mir die Wartezeit verkürzen konnte. Edelblätter, die überteuerte Designerklamotten präsentierten, Autozeitschriften, in denen Fortbewegungsmittel im Wert einer Eigentumswohnung abgebildet waren, und jene Adels- und Promiblätter, in denen Steuerhinterziehung und Immobilienbetrug als geistige Leistungen gefeiert wurden. Ich griff mir die BILD - Zeitung. Milva Grandi nahm sich in der heutigen Ausgabe eine Auszeit, doch ich entdeckte unsere suchende Sekretärin Susi. Die BILD hatte sie bei ihrem Ausflug ins Land der lüsternen Landwirte begleitet.
KUSCHELN AUF DEM TRAKTOR: WIE SUSI SICH IN DAS HERZ DES GEMÜTLICHEN GETREIDEBAUERN GEORG BRUTZELT
Ich schaute mir Georg genauer an. Er hatte eng zusammenstehende Augen und dicke Lippen. Die Rolle als Amokläufer in amerikanischen Psychothrillern war ihm geradezu auf den plumpen Leib geschneidert. Arme Susi!
Damenbesuch in Finnentrop: Endlich kann der gemütliche Getreidebauer Georg (42) seine Susi (47) auf dem Hof begrüßen! Um ihr ein wenig zu imponieren, holt der gutmütige Sauerländer die romantische Redaktionsassistentin mit dem Mähdrescher vom Bahnhof ab. Ob er damit Eindruck bei Susi schinden kann? Auf dem Hof angekommen, bereitet der gemütliche Georg seiner Susi erst mal ein kräftiges Frühstück zu. Georgs Mutter Anneliese (68) hat das Schweinemett deftig gewürzt. Und schon macht sich Susi nützlich. Sie krempelt die Ärmel hoch und formt die Frikadellen.
Das Foto zeigte die ganze Herrlichkeit des Landlebens: Susi, Georg und Mutti am Küchentisch – in der Mitte eine Palette mit zwanzig Buletten.
Jetzt wollte ich natürlich wissen, wie das Fressgelage in Finnentrop geendet hatte, doch ich erfuhr es nicht mehr. Madig und Gies kamen über den Flur auf mich zu. Der Madig passt auch in die Serie, dachte ich, sogar noch, nachdem ich ihn abgeschossen habe. Ich legte das Blatt beiseite.
Madig drückte meine Hand und ließ sich auf den Sessel fallen. Gies blieb in Hörweite.
»Was kann ich für Sie tun, Frau Grappa?«
»Ich habe nur ein paar Fragen zu Sandra Becker. Sie hat ja jahrelang für Sie gearbeitet.«
»In den letzten Wochen nicht mehr«, sagte Madig. »Aber das haben Sie sicherlich schon recherchiert.«
»Warum hat sie gekündigt?«
»Sie wollte heiraten. Das war wohl der Grund.«
»Hatten Sie mit Frau Becker auch außerhalb des Parteibüros zu tun?«, fragte ich.
Madig schaute zu Gies. »Sollte ich?«
Der nickte leicht.
»Ja. Wahlkampf. Diskussionsrunden. Feste. Aber – wie gesagt – sie arbeitete zuletzt nicht mehr für die Partei.«
»Was für Feste?« Jetzt wurde es spannend.
»Feste eben. Kleingartenverein, Jahresempfänge, Jubiläen. Sie kennen so was doch. Ihre Zeitung schreibt ja auch drüber.«
»Die Drogenpartys im Rathaus?«
»Dazu werde ich nichts sagen«, antwortete Madig. »In der Sache wird gegen mich ermittelt. Schwebendes Verfahren.«
Das klang sehr auswendig gelernt.
»Na ja, Sie sind auf den Bildern, die der Polizei vorliegen, gut zu erkennen.«
»Ich habe nie Kokain genommen – so viel kann ich Ihnen verraten. Da müssen Sie sich an andere wenden!«
»Haben Sie noch weitere Fragen?«, mischte sich Gies ein. Die rote Nase glühte.
»Ja, habe ich. Sandra Becker war im Besitz von dreißigtausend Euro. Wussten Sie das?«
Die beiden Männer verständigten sich mit einem schnellen Blick.
»Ja und? Was geht uns das an?«, fragte Gies.
»Die
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