Grappas Gespuer Fuer Schnee
Sie!
Das Schlussbild der Ankündigung zeigte, wie Lady Cora in der Rathaustür verschwand.
Es geht doch nichts über einen gemütlichen Abend vor der Glotze, dachte ich und kuschelte mich aufs Sofa.
Am Ende des Tages war ich mir sicher, dass Anna Wachowiak es schaffen würde, einigermaßen heil aus der Szene herauszukommen. Der Moderator der Sendung versuchte, sie mit pesudo-moralischen Vorhaltungen aus der Ruhe zu bringen, wollte aber dann jedes schmutzige Detail wissen. Solche Sendungen kotzten mich an. Sie waren eine üble Mischung aus scheinheiliger Enthüllungswut und plattem Voyeurismus.
Frühstück mit Ingenieur Superschlau
Am nächsten Morgen weckte mich Kleists Anruf.
»Gute Arbeit, Maria«, meinte er. »Dass Madig hinter den dreißigtausend Euro her ist, war mir neu.«
»Du lobst mich?«, fragte ich erstaunt. »Ich dachte, ich kriege eins drüber, weil ich damit nicht sofort zu dir gerannt bin.«
Er lachte. »Nun gönne es mir doch, dass ich aus dem Tageblatt etwas Neues erfahre. Kann ich später zu dir zum Frühstück kommen? Ich bringe auch die knusprigsten Brötchen der Welt mit.«
»Warum hast du so eine schrecklich gute Laune?«, muffelte ich – mir den Schlaf aus den Augen reibend.
»Das erzähle ich dir später. So gegen elf Uhr?«
»Wo bist du denn gerade?« Ich hörte Straßengeräusche im Hintergrund.
»Nur kurz dienstlich unterwegs. Bis später dann?«
»Okay. Es ist ja erst sieben. Ich kriech noch mal ins Bett.«
Gesagt, getan. Ich stellte den Wecker auf zehn und zog die Decke über den Kopf.
Gerade wollte Morpheus seine Arme um mich legen, als mein Handy schrillte. Oh, nein! Pöppelbaum meldete sich – hörbar aufgeregt.
»Razzia in der SPD-Zentrale. Die Bullen transportieren Aktenberge raus. Madigs Haus ist auch schon durchsucht worden. Da war ich aber zu spät. Den Einsatz leitet dein Freund – zusammen mit dem Staatsanwalt.«
Mit einem Schlag war ich wach. Kleist war ein verdammter Hundesohn! Ich schäumte vor Wut. »Knips alles, was sich bewegt. Und fahr zu Madigs Hütte. Vielleicht ist ja doch noch was zu sehen. Muss das ausgerechnet heute, am Samstag passieren?«
»Die Sache ist Montag auch noch frisch«, tröstete mich Wayne. »Aber du könntest deinem Typen ruhig mal sagen, dass er seine Polizeiaktionen mit uns abstimmen soll.«
»Er ist nicht mein Typ!«, blaffte ich. »Sag das nie wieder!« An Schlaf war nicht mehr zu denken. Ich hatte aber auch keine Lust, zum SPD-Büro zu düsen und dort auf Kleist zu stoßen, der mich sowieso wieder nur abwimmeln würde.
Als es schließlich an meiner Haustür klingelte, war meine Wut einigermaßen verraucht. Ich kam auch ohne ihn klar und er ohne mich. Und damit basta.
»Du hast ja schon einiges erlebt heute«, begrüßte ich ihn.
Er umarmte mich brüderlich. »Ich weiß, dass du weißt. Pöppelbaum.«
»Genau.«
Ich nahm ihm die Tüte mit den Brötchen ab. Er folgte mir in die Küche.
»Ich mag es, wie du den Tisch deckst«, sagte er.
Huch. Ich sah ihn überrascht an. Auf dem Tisch sah es aus wie immer. Alles aufgefahren, was der Kühlschrank hergab. Verschiedene Käsesorten, eine leckere Feigen-Senf-Sauce und die italienische Wildschweinsalami. Marmelade mochte ich nicht.
»Ein Frühstücksei?«, fragte ich.
»Aber ja.«
Ich stach zwei braune Eier von garantiert frei laufenden und deshalb glücklichen Hühnern an und setzte das Wasser auf.
»Was war bei Madig?«, fragte ich. »Habt ihr was gefunden? Oder kommt jetzt der Satz mit der Pressestelle im Polizeipräsidium?«
»Heute nicht.« Kleist setzte sich an den Küchentisch.
»Kaffee?«
»Ja.«
Ich wusste, dass er für ihn rabenschwarz sein musste.
»Ich habe einen Haftbefehl gegen Mobby Madig erwirkt«, teilte Kleist mit. »Wegen Mordes an Sandra Becker und Thomas Schulz.«
»Wie bitte?« Meine Hand mit der Kaffeetasse zitterte.
»Müssen die Eier nicht ins Wasser?«
Hektisch schmiss ich die Eier ins kochende Wasser und stellte die Eieruhr. Sieben Minuten für mich, zehn Minuten für Kleist.
»Du hast Madig schon eingelocht?«, fragte ich, ins sprudelnde Wasser starrend.
»Madig sitzt in Untersuchungshaft, ja. Möchtest du Details wissen?«
»Dumme Frage!«
Kleist schnitt einen Apfel in mundgerechte Stücke. »Wir haben die Kontoauszüge der Parteizentrale überprüft und eine Abbuchung über dreißigtausend Euro gefunden. Genau die Summe, die wir in Sandra Beckers Bad gefunden haben.«
»Und? Hat Madig immer noch behauptet, dass Sandra das Geld
Weitere Kostenlose Bücher