Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Grau - ein Eddie Russett-Roman

Grau - ein Eddie Russett-Roman

Titel: Grau - ein Eddie Russett-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eichborn-Verlag
Vom Netzwerk:
unnötiges Wagnis ein, müssen uns nicht als Köder hergeben und brauchen uns nicht die Füße wund zu latschen – oder unterwegs zu Tode kommen.«
    Er entdeckte etwas in dem Erdhaufen, in den er mit seinem Stock hineingestochen hatte, und hielt es hoch.
    »Und, Leute?«
    Courtland schüttelte den Kopf, doch Violetta nickte.
    »Blau«, sagte sie missmutig.
    »Und der Bericht?«, fragte ich. »Wenn wir gar nicht bis zur Stadt kommen, kriegen wir keinen einzigen Cent.«
    Er zuckte mit den Schultern.
    »Wir behaupten einfach, wir hätten es bis zum Stadtrand geschafft. Lass dir irgendwas einfallen, was einigermaßen nichts sagend ist: ›prä-Epiphanische Ruinen, umschlungen von den Wurzeln uralter Eichen‹, und noch ein paar Worte über ›Farbreste, leuchtende, halb im Modder versunken‹. Das reicht schon.«
    »In vier Wochen könnten wir das Gleiche wiederholen«, sagte Violetta. »Und den Monat darauf noch mal.«
    »Die Präfekten würden es nicht nachprüfen«, ergänzte Courtland. »Wir gehen folglich kein Risiko ein.«
    »Du bist also dabei, oder?«, fragte mich Tommo. »Es wäre doch sinnlos, den sicheren Tod zu riskieren, wenn man mit einem kleinen harmlosen Trick gutes Geld verdienen kann.«
    Ich sah die drei ungläubig an. Unter anderen Umständen hätte ich mir vielleicht überlegt, mich an ihrem Spiel zu beteiligen, schon weil zwei angehende Präfekten zugesagt hatten. Wenn ich mit ins Boot stieg, dann hätten sich drei Viertel des zukünftigen Rats von Ost-Karmin zu einem gemeinsamen Betrug verabredet, Stillschweigen garantiert. Aber es versprach nichts Gutes. Wenn das das Maß an Korruption war, bevor die beiden überhaupt ihr Amt angetreten hätten, dann wollte ich mir nicht ausmalen, wie es erst sein würde, wenn sie an der Macht waren. Außerdem wurde ich nicht gerne zu Entscheidungen gezwungen, ja, es war mir verhasst.
    »Warum bleibt ihr nicht einfach hier?«, schlug ich vor. »Und ich gehe allein … «
    »Wir müssen hierbei unbedingt zusammenhalten«, ermahnte mich Violetta. »Sie werden uns Fragen stellen. Und sie würden es durchschauen, wenn einer aussteigt«
    Courtland stand auf und ging auf mich zu. Am liebsten wäre ich zurückgewichen, aber dann dachte ich, dass ich besser daran täte, ihm gleich zu verstehen zu geben, dass ich keine Angst vor ihm hatte. Also wich ich nicht von der Stelle.
    »Hör mal«, sagte er, nachdem er mir dicht auf die Pelle gerückt war, »niemand erwartet, dass wir zurückkommen. Es würde also auch niemanden überraschen, wenn wir ein Mitglied der Truppe verlieren. Wir ziehen das hier durch, ob du mitmachst oder nicht. Du kannst es dir aussuchen. Ganz wie du willst. Entweder ein Haufen Geld und garantiertes Überleben. Oder kein Geld und garantierter Tod.«
    »Bring mich doch um – und Violettas Dynastie erlebt ihr Blaues Wunder.«
    »Ich glaube, in der Beziehung kann mir nichts mehr passieren«, sagte Violetta und tätschelte ihren Bauch. »Und falls ich Sonntagabend Doug statt dir heirate, wird keiner allzu genau auf den Kalender gucken.«
    Ungläubig starrte ich sie an, und mein eben erst gefasster Mut schwand.
    »Zwei Riesen im Voraus«, murmelte ich.
    »Du hast recht«, sagte Tommo. »Wie dein Vater sicher bestätigen wird, bin ich ein ausgezeichneter Unterhändler. Exkursionen nach Hoch-Safran nehmen zu hundert Prozent einen tödlichen Verlauf, deswegen war er so klug, wenigstens noch etwas Geld aus dir zu schlagen. Und er bekommt einen Enkel – auch wenn er es keinem sagen darf. Urteile nicht zu hart über ihn. Es war das Beste, was er machen konnte. Und er hat von der Malve dazu bewegen können, ihm schriftlich zu versichern, dass der Junge Eddie heißen wird.«
    Ich wusste nicht, worüber ich mich mehr ärgern sollte, mit dem Tod bedroht zu sein oder dass mein Vater unser chromatisches Erbgut ohne mein Wissen verkauft hatte. Dad musste Violetta auch das Ovulations-Muster gezeigt haben. Von der Malve hatte ganz schön viel für sein Geld bekommen.
    »Wusste er von eurem Plan, gar nicht erst bis Hoch-Safran vorzudringen?«, fragte ich.
    »Nein«, sagte Tommo, der noch zu einem Mindestmaß an Anstand fähig war. »Aus seiner Sicht wollten die von der Malves sich einfach nur gegen dein Verschwinden absichern.«
    Ein schwacher Trost, aber so erfuhr ich wenigstens, dass mein Vater aus finanziellen und nicht aus persönlichen Motiven gehandelt hatte. Es folgte eine lange Pause, in der wir uns alle nur wortlos ansahen.
    »Also, gilt die Abmachung?«, fragte

Weitere Kostenlose Bücher