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Grauen im Grand Hotel

Grauen im Grand Hotel

Titel: Grauen im Grand Hotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Reaktion.
    Dann drückte ich einfach die Klinke und war überrascht, daß sich die Tür öffnen ließ.
    Für einen Moment überkam mich ein schreckliches Gefühl, Wladimir auf dem Bett und in seinem Blut liegen zu sehen, aber das war nicht der Fall. Niemand außer mir befand sich in dem Zimmer, das meinem bis aufs Haar glich. Wladimir war aber hier gewesen. Er hatte seinen Koffer ausgepackt und die Kleidung säuberlich aufgehängt. Dann war er wieder gegangen.
    Zwar kannte ich sein Ziel nicht, richtete mich jedoch darauf ein, ihn in der Nähe dieses seltsamen Psychologen zu treffen. Bestimmt hatte auch der KGB Verluste unter seinen Agenten zu verzeichnen, und wer konnte den Fall besser aufklären als Wladimir Golenkow.
    Ich verließ das Zimmer sehr schnell wieder, ging einige Schritte zurück und blieb dort stehen, wo ein schmalerer Quergang abzweigte, der in ein finsteres Halbdunkel führte. Licht brannte dort nicht, und am Ende des Ganges befand sich auch kein Fenster.
    Dort also sollten die Personen wohnen, die wegen eines Dr. Satorius gekommen waren.
    Ich hörte kein Geräusch. Das mochte in einem Grand Hotel zwar zum guten Ton gehören, aber diese Stille gefiel mir überhaupt nicht. Sie war irgendwie beklemmend und kam mir vor, als wäre dort etwas passiert, das sie überdecken sollte. Bildete ich mir das ein?
    Ich wußte es nicht. Ich kam auch nicht zurecht. Ich hatte das Gefühl, als einziger Mensch nichts zu wissen. Alle anderen wußten Bescheid, hielten aber mit ihrem Wissen zurück.
    Dann hörte ich Schritte.
    Sie kamen von links. Ich mußte mich drehen. Ein Gast hatte den Lift verlassen.
    Sehr bald sah ich, daß es ein ungewöhnlicher Gast war. Ein breitschultriger Mann, der auf seinem Kopf eine Pudelmütze trug. Seine Parkajacke stand offen, die Schöße bewegten sich flatternd bei jedem Schritt, den er rollend setzte.
    Ja, er ging tatsächlich wie jemand, der zuviel Kraft hatte, und es sah so aus, als wollte er in dem schmalen Flur verschwinden. Daß ich da stand, störte ihn wohl, denn er stoppte.
    Wir schauten uns an.
    Ich hatte den Eindruck, von einem verschlagenen Blick taxiert zu werden und überlegte dabei, wer diese Type wohl sein konnte. Ich entschloß mich zu einem Lächeln.
    »Ja bitte?«
    »Eine Frage hätte ich. Haben Sie zufällig etwas mit Dr. Satorius zu tun?«
    »Und wenn?«
    »Ich würde ihn gern sprechen.«
    In seinem Gesicht zeigte sich kein Ausdruck. Es blieb glatt und wirkte wie gemalt. »Sind Sie angemeldet?«
    »Nein, das nicht.«
    »Kein Kursteilnehmer?«
    »Auch das nicht.«
    »Wie kommen Sie dann auf ihn?«
    »Ich hörte von ihm. Wissen Sie, ich bin Gast hier im Hotel…«
    »Ja, das habe ich mir gedacht.«
    »Da dachte ich mir, daß ich vielleicht seine Dienste in Anspruch nehmen könnte. Nach einer guten Streßtherapie habe ich schon lange gesucht. Sie verstehen?«
    »Da sind Sie falsch.«
    »Wieso?«
    »Der Doktor ist kein Streßforscher. Er beschäftigt sich mit anderen Dingen. Außerdem sind die Kurse besetzt.«
    »Schade.«
    Er hob die Schultern und verschwand. Seine Gestalt wurde vom Halbdunkel verschluckt.
    Trotzdem bekam ich noch mit, daß er vor der letzten Tür stehenblieb. Ich ging langsam weiter.
    Wenn sich Satorius mit solchen oder ähnlichen Typen umgab, dann war er jemand, dem ich nur mit äußerster Vorsicht gegenüberstehen würde. Denn welcher Psychologe beschäftigte Mitarbeiter, die mehr an Killer erinnerten als an Therapeuten?
    Vielleicht wußte Wladimir Golenkow mehr. Es war wichtig, daß ich ihn fand.
    Ich fuhr wieder nach unten in die Halle. Lisa Kirchner sah ich nicht mehr hinter der Rezeption. Dafür die andere Mitarbeiterin. Ich störte sie bei ihrer Schreibarbeit.
    Lächelnd fragte sie nach meinen Wünschen. »Ich suche Herrn Golenkow. Wissen Sie, ob er das Hotel vielleicht verlassen hat?«
    Sie überlegte einen Moment. »Nein, hier ist er nicht vorbeigekommen. Ich hätte ihn sicherlich gesehen. Tut mir wirklich leid.«
    »Macht nichts, danke sehr.«
    Ich verließ das Hotel und blieb auf der Treppe sehr nachdenklich stehen. Hier lief einiges an mir vorbei, und das gefiel mir gar nicht. Plötzlich kam mir die Luft nicht mehr so rein und klar vor, sondern mehr morbide und nach Tod riechend…
    ***
    Wenn man vom Hotel aus ins Dorf gehen wollte, mußte man sich nach rechts wenden und den Serpentinengang hinabschreiten. So nett und freundlich Sils-Maria auch war, ich ging in die andere Richtung, wo die Straße weiterlief, aber in einem dichten Wald aus

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