Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Grauen im Grand Hotel

Grauen im Grand Hotel

Titel: Grauen im Grand Hotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
zu wiederholen. Die Frau erhob sich von allein. Sie bewegte sich dabei mit marionettenhaften Zuckungen, als würde jemand in unregelmäßigen Abständen an irgendwelchen Fäden ziehen, um sie von der Bank her in die Höhe zu bekommen.
    Der Mützenträger grinste mir zu. Hart umfaßte er ihr Handgelenk. Monica Grandi zuckte zusammen. »So, meine Liebe, jetzt werden wir wieder in das Haus gehen, wo der Doktor wartet. Du bist etwas zu redselig gewesen, das mag er nicht.«
    »Kann ich ihn nicht trotzdem sprechen.«
    Der Aufpasser fuhr herum, ohne die Frau loszulassen. »Hau endlich ab, verdammt!«
    »Ja, ja, ist schon gut, Mann.« Ich hob beide Hände, spielte den Ängstlichen, zitterte noch und blieb sitzen.
    Die beiden gingen weg.
    Nach einigen Schritten hörte ich den Kerl noch einmal sprechen. »Der Doktor hat entschieden, meine Liebe. Du wirst endlich dein altes Leben abgeben können.«
    »Wann denn?«
    »Gleich.«
    Mich hatte dieser kurze Dialog elektrisiert. Das war nichts anderes als ein verklausulierter Mordauftrag. Dagegen mußte ich etwas tun…
    ***
    Wo Wladimir Golenkow lag, wußte er nicht. Er wußte nur, daß es ihm schon besser gegangen war, viel besser sogar, aber in diesem Fall wußte er nicht, was ihm mehr schmerzte, der Kopf oder der Rücken, denn diese Stiche waren überall.
    Jedenfalls hatte man ihn außer Gefecht gesetzt.
    Und das war schlimm.
    Er ärgerte sich darüber, daß er seinen Job nicht mehr ausführen konnte. Bewußt hatte man ihn mit dieser brisanten Aufgabe betreut, man hatte viel Vertrauen in ihn gesetzt, dessen ersieh nicht würdig erwiesen hatte. Wie ein Anfänger war in die Falle gegangen.
    Er wollte sich bewegen.
    Nur das klappte nicht.
    Zuerst dachte der Russe, es läge an ihm und an den Folgen der Schmerzen. Dann aber stellte er fest, daß er auf einem glatten Holztisch lag, und man hatte ihn da regelrecht festgeschnallt. Über seinen Körper — angefangen von den Beinen bis hoch zur Brust — liefen breite, graue Bänder aus einem Material, das er auch mit noch so großer Körperkraft nicht in die Höhe biegen konnte. Gummi war es nicht, wahrscheinlich handelte es sich dabei um Blech.
    Es war nicht dunkel im Raum. Über einer Tür leuchtete eine Lampe, die ihr Licht gut verteilte, so daß er die zahlreichen Gegenstände erkennen konnte, die ihn umstanden oder an den kahlen Wänden lehnten. Es war eine Werkstatt.
    Gut ausgerüstet, vom einfachen Nagel bis hin zur Kettensäge, die in einer Ecke stand.
    Als er sie sah und den Schein auf dem blanken Blatt entdeckte, so daß es wirkte wie ein Spiegel, da wurde ihm noch mulmiger zu Mute. Er sah auch die Säge an einer Seite des Blatts und den wuchtigen Griff, der gleichzeitig den Motor enthielt.
    Scharf stieß er die Luft aus.
    Zwar war Golenkow kein Mensch, der schnell aufgab, diese Situation aber gefiel ihm überhaupt nicht. Er war zu hilflos, man konnte mit ihm machen, was man wollte, und so etwas kam einem Mann wie Satorius nur zu gelegen.
    Die Werkstatt mußte in einem Keller untergebracht worden sein, denn ein Fenster war nicht zu sehen. Er lag in einem muffigen, nach Öl und Holz riechenden Raum, dessen Boden aus Steinen mit glänzender Oberfläche bestand. Geräusche hörte er nicht, nur seinen eigenen Atem. Daß sie ihn nicht hier liegen und verschimmeln lassen würden, war ihm auch klar. Irgendwann würden sie zu ihm kommen und anfangen. Aber womit?
    Er dachte an ein Verhör der dritten Stufe, was nichts anderes bedeutete als Folter.
    Und da wiederum schaute er auf die Kettensäge und stellte sich vor, wie es sich anhörte, wenn jemand den Motor anließ.
    »Scheiße!« keuchte er, verzog das Gesicht und versuchte, sich unter den straffen Fesseln ein wenig zu bewegen. Schon beim ersten Ansatz durchschossen die Schmerzen seinen Rücken. Er gab auf. Wie lange er hier unten schon lag, wußte er auch nicht zu sagen. Dieser Keller war wie ein Grab, da spielte Zeit keine Rolle. Allerdings ging er davon aus, daß ihn Satorius noch einmal besuchen würde, und er irrte sich nicht, denn als er die Schritte hörte und danach das Quietschen der Kellertür, als diese aufgezogen wurde, da stand plötzlich Satorius im Raum, diesmal nur von einem Leibwächter begleitet, der sich hinter ihm aufgebaut hatte.
    Der Psychologe lächelte. Er strich über sein welliges Haar, das ihm in die Stirn gefallen war, kam auf den Gefangenen zu und schüttelte dabei den Kopf.
    »Wladimir Golenkow, ich hätte dich für schlauer gehalten. Du enttäuschst

Weitere Kostenlose Bücher