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Grauen im Grand Hotel

Grauen im Grand Hotel

Titel: Grauen im Grand Hotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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richtete die Mündung auf den Russen.
    »Laßt ihn«, sagte er. Seine Stimme klang gelassen, was er sich auch leisten konnte, denn er war der Sieger. »Ich werde mich um ihn kümmern. Ich habe umdisponiert. Was sollen wir ihn jetzt schon töten, wenn es viel bessere Methoden gibt.«
    Die Gorillas gehorchten.
    Satorius beugte sich zu Golenkow nieder. Sein Gesicht sah aus wie ein flacher Pfannkuchen. In den Augen stand ein wildes Leuchten, die Lippen hatte er in die Breite gezogen. »Diese Waffe ist geladen, Russe. Damit kann ich dir das Gehirn aus dem Schädel pusten.«
    »Ja, das glaube ich sogar.« Wladimir hatte das Gefühl, mit einer fremden Stimme zu sprechen.
    »Ich habe andere Methoden, Golenkow. Neue, von mir entwickelte. Ich werde an dir ausprobieren, wie sie sich in der Praxis bewähren. Du hast meinen Rat nicht befolgt. Du hättest wissen müssen, daß ich hier die Akzente setze. Das ist mein Spiel. Hier regiere ich, hier probiere ich aus. Hier ernte ich die Früchte einer jahrelangen Arbeit. Ich habe lange gesucht und endlich den Platz gefunden, um meine Pläne in die Tat umzusetzen. Sie sind groß, sie sind weit, sie sind weltumspannend, das kann ich dir schwören, Russe.«
    »Okay, du hast gewonnen. Wie geht es weiter?«
    »Dreh dich nur um.«
    »Hier auf dem Bett?«
    »Wo sonst?«
    Der Mann aus Rußland wußte, daß er von Satorius keine Gnade erwarten konnte. Zwar sprach der Mann weich, fast freundlich, aber hinter dieser Fassade steckte ein Tier.
    Es fiel ihm schwer, sich zu bewegen. Noch immer hatte Wladimir das Gefühl, als würde sein Rücken allmählich in Stücke gerissen. Es gab keine Stelle, die nicht brannte.
    Als er auf dem Bauch lag, wurde ihm zudem noch übel. Sein Kreislauf war angegriffen. Und jetzt, da die Anspannung des Kampfes ein wenig nachgelassen hatte, spürte er die Folgen der Schläge, erwischte ihn der Schock, und er konnte sich auf seinen Zustand konzentrieren.
    »Ihr seid an der Reihe!«
    Satorius hatte den Befehl mit leiser Stimme gegeben. Die beiden Leibwächter gehorchten wie Roboter. Sie schlugen zu. Wladimir bäumte sich nicht mal auf. Es sah so aus, als wollten ihn die beiden Treffer in die Matratze hineintreiben. Sekunden später zuckte bei ihm nicht mehr ein Muskel.
    Satorius nickte seinen Leuten zu. »Schafft ihn weg!« befahl er. »Los, raus mit ihm!«
    ***
    Das Grand Hotel gehörte zu den älteren Häusern. Im letzten Jahrhundert noch war es gebaut, aber immer wieder renoviert worden, so daß der Gast auch auf modernen Komfort nicht verzichten mußte. Dennoch war das Ursprüngliche erhalten geblieben, und das galt auch für die breiten Gänge, die die Etagen wie Arme durchzogen. Es fiel nur wenig Licht hinein, jedenfalls zu wenig für die Flure, so daß auch am Tage das Licht eingeschaltet werden mußte.
    Der junge Mann lief mit meinem Gepäck vor mir her. Unsere Schritte schluckte ein Teppich. Niemand hielt sich hier oben auf. Die meisten Gäste waren sicherlich in den Bergen unterwegs, und so waren wir beide von einer gewissen Einsamkeit umgeben. Vor der Tür mit der Nummer 224 blieb der Boy stehen. »Darf ich um den Schlüssel bitten?«
    »Gern.«
    Er schloß auf, während ich mich umschaute. Zwei Türen weiter lag das Zimmer meines Freundes Golenkow. Das interessierte mich mehr als mein eigenes.
    »Bitte, der Herr.«
    Ich ging vor.
    Der Raum war groß und mit alten Möbeln eingerichtet, die sehr wuchtig aussahen.
    Das Fenster hatte eine geteilte Scheibe. Wenn ich hinausschaute, konnte ich den Ort Sils-Maria überblicken.
    »Gefällt es Ihnen?« Der Boy legte den Koffer auf die Ablage und nahm das Trinkgeld entgegen.
    »Ja, ich bin zufrieden.«
    »Danke, der Herr, und schöne Ferien noch.«
    »Einen Moment.« Ich hielt den jungen Mann zurück. »Ich hätte da noch eine Frage.«
    »Bitte?«
    »Sagen Sie, dieser Dr. Satorius, wohnt er auch hier im Hauptgebäude?«
    »Er wohnt nebenan.«
    »Aber seine Patienten nicht?«
    »Nein. Sie haben ihre Zimmer in dem Querflur, der Ihrem Raum praktisch gegenüberliegt.«
    »Danke.«
    »Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?«
    »Nein, im Moment nicht.«
    »Sind Sie denn auch bei Dr. Satorius angemeldet?«
    »Noch nicht…«
    »Pardon, ich will mich nicht in Ihre Angelegenheiten mischen, aber ich glaube nicht, daß Sie ein Mensch sind, der den Doktor unbedingt nötig hat.«
    Ich mußte lachen. »Wie meinen Sie das denn?«
    »Das ist schwer zu sagen. Sie machen nicht den Eindruck, wenn Sie mich verstehen, bitte.«
    »Nicht so

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