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Graues Land - Die Schreie der Toten (German Edition)

Graues Land - Die Schreie der Toten (German Edition)

Titel: Graues Land - Die Schreie der Toten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Dissieux
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Hügeln war alles anders gewesen. Der Tag schien hier immer etwas heller zu sein, die Gerüche frischer und intensiver. Selbst die Menschen in dieser Gegend waren anders als in Devon.
Da gab es den alten Harvey Jennings, der ihm immer einen extra Dollar in die Hand gedrückt hatte, und sich seit Jahren um seine schwerkranke Frau Sarah kümmerte. Oder die Millers, die beide noch relativ jung waren und sich dennoch für ein Leben abseits von Straßen und Geschäften entschieden hatten. Aus Danny Millers Erzählungen wusste Daryll, dass sie aus Los Angeles den Weg in die Hügel gefunden hatten, damit er ungestört an einem Roman arbeiten konnte, den er allerdings – soweit Daryll wusste – nie vollendete. Cindy Miller war Lehrerin an seiner Schule, allerdings nicht in seiner Klassenstufe, was Daryll sehr bedauerte.
Sie war wirklich eine auffallende Schönheit, wie man sie in ganz Devon kein zweites Mal fand. Selbst seine Mutter konnte mit Mrs. Miller nicht mithalten. Daryll hatte stets gehofft, dass sie es war, die ihm die Tür öffnete, um die Zeitung entgegenzunehmen. Zumeist wusste er nicht, wenn er vor ihr stand, was er sagen sollte und beantwortete lediglich ihre Fragen mit leiser Stimme und gesenktem Blick. Doch seine unerklärliche Befangenheit Mrs. Miller gegenüber war ihm vollkommen egal gewesen, solange er nur ihre Stimme hören und ihren Duft einatmen konnte. Er hatte immer das Gefühl, dass sie nach Vanille roch, doch im Nachhinein dachte er sich, dass dieser Punkt seiner romantischen Begegnungen mit Cindy Miller lediglich eine Ausgeburt seiner pubertären Phantasie war.
Daryll mochte sogar ›Mr. Murphy‹, den eigensinnigen Ladenbesitzer, dessen kleines Geschäft, inmitten einem Hain aus Weiden und Birken, ihn stets an den Gemischtwarenladen in den alten Fernsehfolgen der ›Waltons‹ erinnerte. Der alte Mann hatte selten ein freundliches Wort für ihn übrig. Dennoch strahlte er eine innere Zufriedenheit aus, die er allerdings stets zu verbergen suchte und die man bei keinem der Menschen in Devon fand.
Diese Menschen waren ein weiterer Grund, warum Daryll die Hügel so sehr mochte. Während er über die staubige Straße fuhr, fragte er sich, was aus ihnen geworden war. Er hatte keinen von ihnen seit der Katastrophe in Devon gesehen. Waren sie ebenso verschwunden wie all die anderen Menschen, die Daryll einmal wichtig gewesen waren?
Ein Gedanke, der ihn in den letzten Tagen immer wieder zaghaft zu überfallen versuchte, drängte sich ihm plötzlich mit klaren Formen auf. Gehörte der Wagen, den er vor ein paar Tagen in Devon zu hören glaubte, vielleicht einem der Hügelbewohner? Daryll wusste, dass der alte Mr. Jennings einen klapprigen Pick-up fuhr, dessen Motor laut ratterte. Genauso hatte sich der Wagen in der Stadt angehört. Vielleicht bestand die Möglichkeit, dass es Überlebende in den Hügeln gab.
Daryll begann unwillkürlich schneller zu fahren. Doch so sehr ihn dieser Gedanke wie die Wärme eines Sommers erfüllte, wusste er doch, dass er sich diesbezüglich nur selbst etwas vormachte. In einer Stadt wie Devon hatte es nur ihn und Mary Jane gegeben. Warum also sollten ausgerechnet die Menschen in dieser unwirtlichen Gegend zu den Überlebenden zählen?
Daryll fragte sich, wie viele Menschen es überhaupt noch auf der Erde gab. Wer würde all die Namen und Erinnerungen aufrecht erhalten? Wie lange würde die Stadt noch Devon heißen, wenn es niemanden mehr gab, der sie so nennen konnte? Er selbst hatte die Berge immer ›Die Hügel‹ genannt. Und so weit er wusste, hatte auch der alte Mr. Jennings diesem Ort diesen Namen gegeben. Aber die Zeit würde vergehen. Jahre würden vielleicht ins Land gehen, ohne dass jemals ein lebendiger Mensch durch diesen Landstrich kam. Wer würde sich dann daran erinnern können, dass die Berge einfach nur ›Die Hügel‹ waren? Wer würde wissen, dass die Stadt Devon hieß?
Daryll betrachtete die graue Landschaft, die an ihm vorbeizog. Sie schien ebenso kalt zu sein, wie der Wind, der unter seine Kleidung fuhr und allmählich begann, sich in seine Knochen zu saugen. War es möglich, dass selbst die Wiesen und Wege ihre Namen verloren? Dass die Luft zu etwas völlig Fremdartigem wurde? Oder der Regen in den Herbstmonaten?
Es gab niemanden mehr, der das Wissen von Jahrhunderten in sich trug. Niemanden mehr, der sagen konnte, dass die Wiese eine Wiese war. Dass die Sonne wärmte und der Regen die Erde tränkte. Irgendwann würde alles einfach nur noch eine

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