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Graues Land (German Edition)

Graues Land (German Edition)

Titel: Graues Land (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Dissieux
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zwischen uns auf meinen Knien balanciert.
    »Und frischen Tee.«
    Die Erinnerung, die der Geruch der Teekanne mit sich trägt, tut immer noch so weh wie am ersten Tag. Eine einzelne Träne rollt über meine Wange.
    »Komm, Liebling. Lass uns essen, bevor es kalt wird.«
    Der Haferschleim ist schon fast abgekühlt. Ich lege meine linke Hand unter ihren Kopf und stütze Sarah, während ich mit der Rechten den Löffel in den Haferschleim tauche. Ein leises Stöhnen tröpfelt zwischen ihren spröden Lippen hervor, als ich den Löffel in ihrem Mund verschwinden lasse.
    Ob sie mich wahrnimmt, weiß ich nicht. Und auch nicht, ob sie spürt, dass sie etwas zu Essen bekommt. Manchmal bewegen sich ihre Pupillen unter der milchigen Schleimhaut ihrer Augen, doch meistens starren sie mich nur aschfarben an.
    Während ich Sarah füttere, beginne ich erstickt `Blue Spanish Eyes´ zu summen, unser beider Lieblingslied.
    Der graue Spalt zwischen den Fensterläden wird zu tiefem Schwarz.
    Irgendwann setze ich mich in den großen Korbsessel, den ich vor das Fenster gestellt habe, und der so ausgerichtet ist, dass ich dabei Sarah betrachten kann. Sie ist eingeschlafen, nachdem ich ihre Windeln gewechselt habe. Der Gestank hängt noch in der Luft, doch ich nehme ihn nicht wahr.
    Ich lausche ihrem zufriedenen Brummen und gelegentlichem tiefen Luftholen. Dann schließe ich selbst die Augen, und die gespenstische Stille dieser toten Welt nimmt mich mit in einen unruhigen Schlaf.
    Ich muss die Vorräte auffüllen, denke ich noch.
    Dann schlafe ich ein.
    II
    Sarah hat mich zu einem leidenschaftlichen Schwimmer gemacht.
    Schon als ich sie das erste Mal im Haus meines Bruders gesehen habe, bin ich in das tiefe Blau ihrer Augen eingetaucht. Und auch heute Abend existiert nur diese berauschende Farbe in meiner kleinen Welt.
    Während ich neben ihr hergehe, werfe ich immer wieder verstohlene Blicke in ihre Richtung. Sie hält den Kopf gesenkt, sodass ihr Gesicht in den Schatten ihres langen Haares verborgen bleibt. Auf diese Weise kann sie mich nicht dabei ertappen, wie ich sie immer wieder ansehe. Selbst ihr grauer Schatten, der von den Straßenlaternen auf das Pflaster geworfen und verzerrt wird, hat etwas Sinnliches.
    Die Art und Weise, wie unsere beiden Schatten miteinander auf dem Grau der Straße harmonieren, gefällt mir. Irgendwie habe ich das unbestimmte Gefühl, dass die beiden Konturen zueinander gehören. Wir werden beide in die Länge gezogen, wenn die Laterne hinter uns zurückbleibt, und verschwinden beide kurz, wenn die nächste Lampe auftaucht. Ich bin versucht unsere beiden Schatten miteinander verschmelzen zu lassen, indem ich ihre Hand nehme, doch der Gedanke ist absurd.
    Dieser Abend ist unser erster von unzähligen, die noch folgen sollen. So behalte ich den Wunsch bei mir und konzentriere mich darauf, einen möglichst seriösen Eindruck auf Sarah zu machen.
    Sie redet nicht viel, und wenn, dann mit leiser Stimme. Die meiste Zeit schweige auch ich, da ich weiß, dass es viele Frauen nicht gerne haben, wenn ihre männliche Begleitung zu viel redet.
    Seit einer Woche bin ich nun aus Europa zurück.
    `Eine Auszeit nehmen´ nannte ich meinen Trip über den Atlantik. Mein trister Bürojob war mir zu viel geworden, ebenso die stets gepflegten Masken meiner Kollegen und das gleißende Neonlicht, denen ich acht Stunden am Tag ausgesetzt war.
    Das alles, in Verbindung mit dem hektischen Klappern der Schreibmaschinen, hatte mich irgendwann zu der Überzeugung gebracht, dass es an der Zeit war, ein paar Wochen Urlaub zu nehmen und dem mechanisierten und langweiligen Leben den Rücken zu kehren.
    Mit meinen Ersparnissen konnte ich mir eine Reise quer durch Europa finanzieren. Und so hatte ich voller Inbrunst die Metropolen des Kontinents besucht, von denen ich normalerweise nur aus Zeitschriften oder dem Fernsehen etwas erfahren hatte. Paris, London, Athen und München waren nur einige Stationen meiner Odyssee gewesen. Und in jeder dieser Städte fühlte ich mich trotz des Trubels und der lauten Menschen wohl und entspannt, obwohl die Rastlosigkeit dieser Städte die Eile im Büro noch bei weitem übertraf.
    Am zweiten Abend, nachdem ich wieder sicher in der Heimat gelandet war, hatte mich mein Bruder Alan in sein Haus eingeladen, um den Abend mit ihm und seiner Frau Sheila beim gemütlichen Abendessen zu verbringen.
    Zu diesem Anlass war auch Sheilas beste Freundin Sarah eingeladen.
    Ob es Zufall war, oder ein inszeniertes Spiel, wusste

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