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Grazie

Grazie

Titel: Grazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chelsea Cain
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Latexhandschuh in Richtung Hang. »So
wie die Leiche hinter den Büschen liegt, sieht man sie vom Weg aus
nicht. Leute kommen mit Hunden vorbei, die nicht angeleint sind. Fiffy
klettert hier runter und reißt ein Stück Wange aus der Leiche.« Er sah
auf die Tote hinunter und zuckte die Achseln. »Der Besitzer glaubt, er
hat einen toten Vogel oder so etwas gefunden. Er lässt ihn eine Weile
herumschnüffeln. Dann laufen sie weiter.«
    »Sie meinen, sie wurde von Möpsen gefressen?«
    »Allmählich. Über einige Wochen hinweg.«
    Archie schüttelte den Kopf. »Nett.«
    Robbins runzelte die Stirn und blickte zum Weg empor.
»Komisch, dass niemand etwas gerochen hat.«
    »Es gab ein Leck in einem Abwasserkanal«, sagte Archie. »Bei
einem der Häuser oben am Hang.«
    Das Stirnrunzeln verstärkte sich. »Zwei Wochen lang?«
    Archie trug den Wanderweg in seine Skizze ein. Der
nächstgelegene Punkt des Wegs befand sich vielleicht zwölf, dreizehn
Meter oberhalb von ihnen. Dann machte er eine Kurve und verlief noch
weiter hinauf, tiefer in den Wald hinein. »Die Leute erklären sich's
halt.«
    »Glauben Sie, sie war eine Prostituierte?«
    »Wegen der Schuhe?« Einen trug sie immer noch – einen
bernsteinfarbenen Pumps. Den anderen hatte man ein paar Meter entfernt
im Moos unter einem Farn gefunden. »Vielleicht. Vielleicht war sie auch
eine modebewusste Dreizehnjährige. Schwer zu sagen.« Archie blickte auf
den entstellten Mund, die Zähne hoben sich weiß und ebenmäßig von all
dem Blut und Knorpel ab. »Sie hatte schöne Zähne.«
    »Ja«, stimmte Robbins leise zu. »Sie hatte schöne Zähne.«
    Wenig später beobachtete Archie, wie sein
Partner Henry Sobol langsam und zögerlich den Hang herunterkam. Er trug
eine schwarze Jeans, ein schwarzes T-Shirt und trotz der Hitze eine
schwarze Lederjacke. Henry hielt den Blick gesenkt, die Lippen vor
Konzentration geschürzt, die Arme seitlich ausgestreckt, um das
Gleichgewicht nicht zu verlieren. Mit den ausgestreckten Armen und dem
kahl rasierten Schädel sah er aus wie ein Kraftmensch im Zirkus. Er
versuchte, in Archies Fußstapfen zu treten, aber seine Füße waren
größer als Archies und jeder Schritt ließ Erde und Kiesel die Böschung
herunterrieseln. Oberhalb von ihnen sah Archie, wie alle Leute stehen
geblieben waren und mit bangen Mienen zuschauten. Ein Obdachloser, der
nach einem Lagerplatz suchte, hatte die Leiche gefunden und die Polizei
von einem kleinen Lebensmittelladen am Rand des Parks angerufen. Er
hatte sich mit dem ersten Beamten getroffen, der auf den Anruf
reagierte, und war mit ihm zur Fundstelle gefahren, wo der Beamte
prompt den Halt in der lockeren Erde verlor und den Hang zum Bach
hinunterrutschte, wobei er den Fundort kontaminierte und sich fast das
Bein brach. Sie würden auf die Autopsieergebnisse warten müssen, um
sagen zu können, ob sie es überhaupt mit einem Mordfall zu tun hatten.
    Unten angekommen, blinzelte Henry Archie zu, dann drehte er
sich um und winkte fröhlich nach oben. Die Beamten oben auf dem Hügel
fuhren fort, Absperrband zu ziehen und die wachsende Zahl sportlich
gekleideter Schaulustiger in Schach zu halten.
    Henry strich sich mit Daumen und Zeigefinger nachdenklich über
den schwarz-weiß gesprenkelten Schnauzbart und beugte sich vor, um die
Leiche in Augenschein zu nehmen, wobei er sich eine Grimasse erlaubte.
Dann kam er zur Sache. »Was hat sie getötet?«, fragte er.
    Robbins legte eine Tüte über eine der aufgedunsenen, fleckigen
Hände und befestigte sie mit einem Gummiband. Er tat es vorsichtig, als
sei die Frau eingeschlafen, und er wollte sie nicht wecken. Ihre Finger
waren gekrümmt, von Blasen bedeckt und geschwollen, und die Nagelbette
waren schwarz, aber die Hand war noch erkennbar, wenngleich es für
Fingerabdrücke wahrscheinlich zu spät war. Auf der anderen Hand, die
halb in Erde und Moos begraben lag, wimmelte es dagegen vor Käfern.
»Keine Ahnung«, sagte Robbins.
    »Ist sie hier gestorben?«, fragte Henry.
    »Schwer zu sagen, solange wir nicht wissen, was sie umgebracht
hat«, antwortete Robbins. Er blickte zu Henry hinauf. »Polieren Sie
sich die Glatze oder glänzt sie von Natur aus so?«
    Archie lächelte. Henry hatte Robbins beim Softballspiel der
Polizei in diesem Frühjahr ins Aus befördert. Seitdem war es immer so
zwischen den beiden.
    »Ich frag ja nur«, sagte Henry.
    »Fragen Sie mich nach der Autopsie«, murmelte Robbins. Er
holte eine weitere Tüte hervor, ließ sie in der Luft schnalzen

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