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Grazie

Grazie

Titel: Grazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chelsea Cain
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Kneipe.
    »Willst du noch einen Drink?«, fragte Quentin Parker. Parker
war seit Menschengedenken Polizeireporter beim Herald. Susan
wusste nicht, ob er schon als Alkoholiker angefangen hatte oder ob es
mit dem Job zu tun hatte. Parker trank Wild Turkey. Ohne Eis. Die
Bedienung hatte ihm einen eingeschenkt, ehe sie auch nur saßen.
    Susan schüttelte eine Zigarette aus der Packung auf dem Tisch.
»Ich rauche nur«, sagte sie und ließ den Blick durch die Kneipe
schweifen. Parker hatte sie vorgeschlagen. Sie lag in der Innenstadt
und war vom Zeitungsgebäude aus leicht zu erreichen. Susan hatte noch
nie von ihr gehört, aber Parker schien jeden in dem Laden zu kennen. Er
kannte eine Menge Leute in einer Menge Bars.
    Die Kneipe war klein, deshalb konnte Susan die Tür im Auge
behalten und nach dem Mann Ausschau halten, den sie treffen sollten.
Parker hatte es eingefädelt. Susan arbeitete eigentlich mit dem
Feature-Redakteur zusammen, aber bei dieser Geschichte ging es um ein
Verbrechen, und das bedeutete Parker. Sie hatte sich zwei Monate lang
um dieses Treffen bemüht. Parker hatte es dann mit einem einzigen
Telefongespräch arrangiert. Aber so war die ganze Geschichte gelaufen.
Sie war dabei, im Alleingang die Karriere eines angesehenen Politikers
zu zerstören. Die meisten Leute beim Herald hatten
den Kerl gewählt. Susan selbst hatte ihn gewählt. Sie würde ihre Stimme
jetzt zurücknehmen, wenn sie könnte.
    »Ich hätte auch allein kommen können«, sagte Susan.
    »Er kennt dich nicht«, sagte Parker. »Und ich helfe gern.« Er
machte natürlich nur Spaß. Großmut war kein Wort, das einem in den Sinn
kam, wenn man an Quentin Parker dachte. Streitsüchtig? Ja. Sexist? Ja.
Verdammt guter Schreiber? Ja. Trinker? Unbedingt.
    Fast alle Leute hielten ihn für ein Arschloch.
    Aber aus irgendeinem Grund hatte Parker seit ihrem ersten Tag
bei der Zeitung vor zwei Jahren auf Susan aufgepasst. Sie wusste nicht,
wieso. Vielleicht hatte ihm ihr vorlautes Mundwerk gefallen. Oder ihre
unangemessene Kleidung. Oder ihre Haarfarbe damals, welche es auch
gewesen sein mochte. Es spielte keine Rolle. Sie hätte sich für ihn
erschießen lassen, und sie war sich ziemlich sicher, falls ihn kein
Drink oder eine heiße Spur ablenkte, würde er dasselbe für sie tun.
    Susan schaute sich erneut in der Kneipe um. Parker hatte sie
gut ausgewählt. Die Gefahr, dass jemand sie sehen würde, war sehr
gering. Die Einrichtung war vage seemännisch: ein Steuerrad von einem
alten Boot an der Wand, ein über die Theke genagelter Anker. Der
Barkeeper sah aus wie hundertzehn und die Bedienung nicht viel jünger.
Zu essen gab es nur Popcorn. Die Kneipe stank danach. Aber es war kühl
und dunkel, im Gegensatz zu draußen. Susan zupfte an ihrem schwarzen
Tanktop. Es trug die kursive Aufschrift I smell
bullshit und klebte an ihrem Körper vor Hitze.
    Die Tür ging auf, und ein Rechteck aus blendendem Licht
erhellte die rauchgeschwängerte, stickige Luft der Bar schlagartig.
Hübsche Wirbel aus krebserregendem Dunst hingen träge im Raum. Susans
Magen zog sich zusammen. Ein Mann mittleren Alters, der einen Anzug
trug und an einem BlackBerry herumfummelte, kam herein. Er war
übergewichtig, wenn auch nicht annähernd so fett wie Parker, und er
hatte eine eckige Brille auf, die zu modisch für ihn wirkte. Susan sah
Parker an.
    »Versteck deine Wertsachen«, sagte Parker und nahm sich eine
Handvoll Popcorn aus der Schüssel vor ihnen.
    »Bist du dir sicher, dass er das ist?«, fragte sie und zupfte
abermals an ihrem Tanktop.
    Parker stieß ein lautes, kurzes Lachen aus, das wie ein
Pfeifen klang. Er schob sich Popcorn in den Mund und kaute. »Wenn du
dreißig Jahre Polizeireporter bist«, sagte er mit vollem Mund, »lernst
du eine Menge Anwälte kennen.«
    Er winkte dem Mann zu. »Hier.«
    Der Anwalt sah aus der Nähe betrachtet zehn Jahre älter aus.
»Parker«, sagte er und nickte. Dann sah er Susan an. Auf seinen
Brillenbügeln stand in großen Buchstaben Prada. »Ist
sie das?«, fragte er.
    »Unsere Brenda Starr«, sagte Parker, immer noch kauend. Er
grinste, die kleinen Zähne schimmerten gelb im schwachen Licht der
Kneipe. »Die Kleine erfreut mein Herz, so wie sie Ihrem Knaben
zugesetzt hat.«
    »Mein ›Knabe‹«, sagte der Anwalt, »ist ein amtierender Senator
der Vereinigten Staaten.«
    Parker nahm sich noch eine Handvoll Popcorn. »Nicht mehr
lange«, sagte er mit breitem Lächeln.
    Susan zog an ihrer Zigarette und tastete nach dem

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