Green Franchising
eidgenössischen Schweizer Kranzschwinger hindeuten. Schweizer Kranzschwinger sind den japanischen Yokozuna vergleichbar. Und so sind wir auch nicht verwundert, als wir erfahren, dass man in dieser Bäckerei Mitglied werden muss, um einkaufen zu können. Einkäufe funktionieren hier nämlich nur bargeldlos und mit einer ebensolchen Mitgliedsbezahlkarte. Dafür fördere man automatisch das Schweizer Hirtenbrauchtum und die Schweizer Bergpflege. Zehn Prozent der Kartenumsätze würden nämlich in entsprechende Projekte fließen. Ganz automatisch. Das erklärt auch die etwas höheren Preise für die anspruchsvollen Backwaren. Jeder Kunde und jede Kundin bekommt nach Antragstellung neben der Mitgliedskarte einen Ansteckpin zugeschickt, der das Engagement für das Schweizer Brauchtum auch nach außen demonstriert. Informationen über Veranstaltungen gibt es per E-Mail-Newsletter, und ab einem bestimmten Jahresumsatz oder abhängig von zusätzlichen freiwilligen Spenden gibt es weitere Pins. Natürlich wird auch bei »Karl M.« auf regionale Herkunft der Zutaten, auf einen sanften und schonenden Backprozess und faire Arbeitsbedingungen geachtet. Der Hauptansatz dieses auf der vierten Bedürfnisebene positionierten Greenfranchise-Ansatzes könnte jedoch lauten: »Frühstücken für das Schweizer Brauchtum.«
2.4.5 Eine nachhaltige Franchise-Bäckerei auf der fünften Bedürfnisebene
Wir fliegen nach Wien. Hier soll es ein Bäckerei-Franchise-System geben, das nicht nur nachhaltig agiert, sondern in der Art und Weise, wie es das tut, auch einzigartig sein soll. Nach ersten Beschreibungen erwarten wir eine Bäckerei mit Positionierung auf der fünften Bedürfnisebene. Sie erinnern sich, Selbstentwicklung und Selbstverwirklichung stehen auf der fünften Ebene im Vordergrund. Die Aufgabe des Franchise-Systems sehen wir entsprechend in der Förderung dieser Entwicklung. In der Entwicklung des Systems an sich, genauso wie in der Entwicklung der Partner und Partnerinnen sowie der Mitarbeitenden. Und nach außen wird auch die Entwicklung der Gesellschaft kommuniziert. Wir sind gespannt, wie so etwas aussehen könnte und ob es funktioniert. Weil das Wetter gut ist und wir bis zum vereinbarten Termin noch etwas Zeit haben, bitten wir den Taxifahrer uns auf unserem Weg an möglichst vielen Kaffeehäusern und Bäckereien vorbeizufahren. Und es gibt wirklich enorm viele in Wien. Hier herrscht Wettbewerb. Wer sich hier etablieren will, braucht innovative Konzepte. Jedes der Bäckereischaufenster lädt zum Einkauf ein und die vielen Cafés, wie das Demel, Eiles, Sperl und Westend zum Verweilen. Wir entscheiden uns, im Café Prückel in die berühmte Wiener Kaffeehauskultur einzutauchen, bevor wir, auch am Dr.-Karl-Lueger-Platz, unser Ziel aufsuchen. Und es ist ein zweifacher Kulturschock. Während man im Café Prückel die Kaffeehauskultur noch zelebriert und die Zeit stehen zu bleiben scheint – ein perfekter Ort zum Entschleunigen – erwartet uns in der Bäckerei »Baking Academy« das bunte Leben auf drei Etagen. Es gibt sogenannte Show-Areas, Consulting-Areas und Sales-Areas. Letztere kennt man so ähnlich und in klein aus fast allen traditionellen Bäckereien. Hier kann man handwerklich gefertigte Backwaren unterschiedlicher Herkunft und Ausführung käuflich erwerben. Verwendet werden nur natürliche Zutaten, worüber eine Vielzahl von gedruckten Flyern informiert. Hier gibt es zusätzlich jedoch noch die Möglichkeit, in einer gut bestückten Buchhandlung Backbücher der unterschiedlichsten Regionen und Länder einzukaufen sowie in einer Kitchen-Area unterschiedliches Back-Equipment. In der Consulting-Area können wir uns rund um die Themen Bäckerei und Backen informieren. Hier gibt es sowohl Tipps zu Berufsmöglichkeiten als auch Aus- und Weiterbildungsangebote. Eine besondere Leistung, die wir so noch nicht erlebt haben, ist die Reisebuchungsmöglichkeit für internationale Backreisen.
Der Show-Bereich verfügt über eine erstaunliche Zahl von Zuschauerplätzen, die ziemlich gefüllt sind. Von hier aus kann man die verschiedenen parallel ablaufenden Backvorgänge auf der Bühne verfolgen. Während links wahrscheinlich Meisterschüler wunderbare Sachertorten zaubern und rechter Hand sich Auszubildende an verschiedenen Brötchensorten versuchen, wird heute der Main Act von einer afrikanischen Delegation gebildet, die eine uns unbekannte Brotfladenform herstellt. Die australische Erfinderin und Franchise-Geberin dieser
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