Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe
investiert,
um ihn zu perfektionieren, damit er alle Arten dro
hender Gewalt und Unerfreulichkeiten andeutete,
falls nicht gar Körperverletzung und überhaupt aller
lei entsetzliche Möglichkeiten. Manche Schurken
hatten gar schon die Waffen fallen lassen und darum
gebettelt, verhaftet zu werden, wenn Lewis sie auf
diese spezielle nachdenkliche Weise ins Auge fasste.
Es war ein heller, sonniger Nachmittag, ungeachtet
der Kälte, und am blassblauen Himmel war nirgend
wo eine Wolke zu entdecken. Der Hauptlandeplatz
war riesig, größer als manche Blocks der Stadt, und
die gelandeten Sternenkreuzer ragten wie stählerne
Monumente vor Lewis auf, während die Oberseiten
ihrer glänzenden Stahlrümpfe im grellen Licht der
Sonne dem direkten Blick verborgen blieben. Die
Hammer, die Hochländer und die Tyrann lagen im
Hafen und harrten neuer Mannschaften oder neuer
Ausrüstung oder hatten einfach eine Pause zwischen
ihren Einsätzen. Dutzende weiterer, kleinerer Schiffe
waren auf den Landeplätzen verstreut, die sich vor
Lewis ausbreiteten, aber er hatte nur Augen für die
frisch gelandete Hochländer, die von Xanadu ge
kommen war. Douglas’ lange versprochener Ersatz
als Paragon für Logres war endlich eingetroffen, die
berühmte oder vielleicht eher berüchtigte Emma
Stahl.
Selbst verglichen mit dem enormen Ansehen der
Paragone zeichnete sich Emma Stahl durch mehr
Reputation aus, als eine Person eigentlich bequem
schultern konnte. Sie war auf Nebelwelt geboren und
aufgewachsen, was viel erklärte. Nebelwelt, einst
Rebellenplanet in Löwensteins Imperium, war nach
wie vor eine ungezügelte und wirre und weitgehend
unzivilisierte Welt, vor allem, weil ihre Bewohner es
gern so hatten. Sie hatten nicht vor zu verweichli
chen, sondern hielten sich lieber für den Fall bereit,
dass sich diese ganze Geschichte mit dem goldenen
Zeitalter als vorübergehende Masche entpuppte. Sie
blieben unter sich und schreckten Touristen und
Steuereintreiber und überhaupt alle Außenstehenden
davon ab, sich zu sehr für ihre Angelegenheiten zu
interessieren. Emma war der erste Paragon, den Ne
belwelt je hatte hervorbringen können, und sie nahm
ihr Amt und ihre Verantwortung überaus ernst.
Sie heftete sich hartnäckig an die Fährten von
Verbrechern, die sich jedem anderen entzogen. Nie
mand konnte sich vor Emma Stahl verstecken. Ein
Krimineller konnte zwar den Namen ändern, das Ge
sicht oder den ganzen verdammten Körper, oder sei
ne Daten aus jedem bekannten Computer löschen
und mit Frachtern von einem Planeten zum anderen
gondeln, versteckt in einer Kiste mit der Aufschrift
MASCHINENTEILE – Emma stöberte ihn trotzdem
auf. Stets brachte sie ihre Beute zurück, selbst wenn
sie es in mehreren kleinen Kühltaschen tun musste.
Dabei half ihr, dass sie sich von niemandem ein
schüchtern ließ und immer bereit war, jeden armen
Trottel unter Druck zu setzen, einzuschüchtern oder
einfach zu ohrfeigen, der glaubte, seine Stellung ver
liehe ihm die Autorität, Emma in die Quere zu kom
men. Sie war der Ansicht, dass jeder irgendeine
Schuld mit sich herumtrug, und traurige Tatsache
war nun mal, dass sie damit öfter Recht als Unrecht
behielt. Als einziger Paragon hatte sie nicht Douglas’
Krönung besucht, war sie doch mit einem Fall be
schäftigt gewesen, und sie brach eine Jagd für nichts
und niemanden ab. In jedem anderen Fall hätte man
von Verrat gesprochen, aber hier hatte man es mit
Emma Stahl zu tun, also zuckte alle Welt die Ach
seln und gewährte ihr den Spielraum. Jeder tat das
bei Emma. Sogar König Douglas. Er wusste, dass es
nicht um Persönliches ging, sondern dass Emma ein
fach Emma war.
Inzwischen hatte die Nachricht von ihrer neuen
Stellung auf Logres Emma eingeholt, und sie traf die
nötigen Arrangements, ihren neuesten Fang in Eisen
nach Hause zu schicken, und ergatterte eine Passage
auf dem nächsten Schiff. Sie hatte die Nachricht vor
ausgeschickt, dass sie heute eintreffen würde. Lewis
blickte erneut auf die in sein Handgelenk eingearbei
tete Uhr und zuckte die Achseln. Es war wohl be
kannt, dass Emma zwar viele lautere Eigenschaften
besaß, Pünktlichkeit jedoch nicht dazu gehörte. Le
wis seufzte, verschränkte die Arme und nahm eine
leicht veränderte Haltung ein. Die schwarze Leder
rüstung knarrte laut, und Lewis schüttelte verärgert
den Kopf. Seine Leibschneider hatten schon drei An
läufe unternommen, der Rüstung einen besseren Sitz
zu
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