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Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe

Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe

Titel: Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todtsteltzers Erbe
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mich haben.
Und an diesem Punkt kommt die Esperdroge ins
Spiel. Ich halte es in vielerlei Hinsicht für nützlich,
einen Leibtelepathen zur Seite zu haben. Und wie Ihr
völlig korrekt bemerkt habt, bin ich nicht dumm ge
nug, um die Droge selbst einzunehmen. Also, macht
schön den Mund auf und schluckt alles gut herunter,
und danach bekommt Ihr auch was Süßes zum
Schlecken.«
»Ihr seid verrückt!«, beschwerte sich Brett, aber es
war kaum mehr als ein Flüstern. »Ich nehme dieses
Zeug nicht!«
»Ihr braucht Euch keine Sorgen zu machen; ich
habe es geprüft. Die Dosis hat einen Reinheitsgrad
von hundert Prozent.«
»Sie bringt Menschen um! Oder macht sie
wahnsinnig!«
»Na ja, diese Möglichkeit besteht. Aber falls Ihr
sie nicht schluckt, werde ich Rose ganz entschieden
Anweisung geben, Euch gleich hier an Ort und Stelle
umzubringen.«
Er streckte plötzlich die Hand aus, packte Brett am
rechten Ohr und verdrehte es grausam. Durch den
Schmerz öffnete Brett mechanisch den Mund, und
Finn verabreichte ihm den Inhalt des Teströhrchens
in seiner anderen Hand. Dann hielt er ihm den Mund
zu, bis er schlucken musste, und gab Rose mit einem
Nicken zu verstehen, sie solle ihn freigeben. Sie tat
es sofort und wich zurück, und sie und Finn sahen
interessiert zu, wie Brett hustend und spuckend auf
die Knie sank, die Arme fest um den Bauch ge
schlungen. Er war schon totenbleich, und Schweiß
perlen traten ihm auf die Stirn. Er zitterte und bebte
am ganzen Körper, als hätte jemand einen riesigen
Motor in ihm eingeschaltet. Er kniff die Augen zu
und stieß ein lautes Stöhnen aus, ein viel zu kräftiger
Laut für einen so kleinen Mann.
Für Brett war es, als hätte jemand den Lautstärke
regler für die ganze Welt aufgedreht. Stimmen pras
selten von allen Seiten auf ihn ein, als würden ihn
alle Bewohner der Stadt zugleich anbrüllen. Visionen
blitzten auf und waren gleich wieder verschwunden,
Eindrücke von Menschen und Orten, die einander
mit unmöglicher Schnelligkeit ablösten. Gedanken
rammten vorwärts und rückwärts durch seinen Schä
del, und es waren nur teilweise eigene Gedanken.
Laute und visuelle Eindrücke vermischten sich hoff
nungslos, und immer mehr davon strömte ihm in den
Kopf, bis er schon glaubte, er müsse unter dem Ver
such explodieren, das alles aufzunehmen. Inzwischen
war er auf die Seite gekippt, ohne es bemerkt zu ha
ben, und hatte sich wie ein Fötus zusammengerollt.
Die Augen standen weit offen, dem Spektakel der
Welt zugewandt, und Lärm und Chaos tobten im
Schädel und überwältigten seine eigenen kleinen Ge
danken. Die ESP hatte ihn für die ganze Welt auf
einmal geöffnet, und er konnte sie nicht abwehren.
Letztlich waren es die Magenkrämpfe, die ihn ret
teten. Der nagende, vertraute Schmerz erwies sich als
stark genug, um sogar das rasende Wüten im Kopf zu
durchdringen, und bot ihm einen Anker, etwas, was
ihm und nur ihm gehörte. Er konzentrierte sich auf
den Schmerz, drückte ihn eifersüchtig an sich, be
nutzte ihn als Kern, um sich ringsherum neu aufzu
bauen und allmählich alles hinauszudrängen, was
nicht Teil von ihm war. Eine Stimme nach der ande
ren verbannte er aus seinem Kopf, schickte sie dort
hin zurück, wo sie hingehörten, und errichtete lang
sam neue geistige Schutzklappen, die er über seinen
starren Augen schließen konnte – bis er irgendwann
wieder zu sich kam, erneut nur ein einzelner Mensch,
der zitterte und schwitzte und nach Luft schnappte
und schlaff wie ein weggeworfener Lappen auf Finns
rauem grauem Teppich lag.
Brett Ohnesorg, der Telepath.
»Ihr Drecksäcke«, sagte er müde und mit belegter
Stimme. »Ihr verfluchten Drecksäcke.«
»Willkommen zu Hause!«, sagte Finn glücklich.
»Ich war fast sicher, dass Ihr überleben würdet. Ir
gendwie wusste ich einfach, dass jemand mit Eurem
Überlebensinstinkt eine Möglichkeit finden würde, es
zu überstehen. Also, was seid Ihr nun: Telepath, Prä
kog oder Polter? Oder ist es noch zu früh, um es zu
erkennen? Egal. Oh Brett, wir werden so viel Spaß
haben, wenn wir austüfteln, auf welche Weise Ihr mir
mit Euren neuen Fähigkeiten helfen könnt! Ihr werdet
mir noch dankbar sein, sobald Ihr Zeit gefunden habt,
darüber nachzudenken. Rose, helft Brett auf die Bei
ne, damit er sich in einen Sessel setzen kann. Ja, ich
weiß, dass er im Augenblick ziemlich verschwitzt und
unerfreulich ist, aber wir müssen nun mal Opfer für
unsere Sache bringen. Außerdem

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