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Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe

Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe

Titel: Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todtsteltzers Erbe
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sich langsam durch die Menge, um die Ge
stürzten zu bergen, und mussten sich zuzeiten richtig
den Weg gegen Fans erkämpfen, die einfach nicht
Platz machen wollten.
Jesamine winkte und lächelte den Fans jeweils auf
dem Weg von der Limousine ins Geschäft zu, um sie
dann völlig zu vergessen und sich auf eine Art und
Weise ganz ihren Einkäufen zu widmen, die Lewis
nur bewundern konnte. Sie schien das Geheul des
Pöbels draußen tatsächlich nicht zu hören. Lewis
vermutete, dass man sich mit der Zeit an alles ge
wöhnen konnte. Paparazzi bahnten sich mit Hilfe von
Kraftfeldern ihren Weg bis in die vorderste Reihe der
Menge und schickten dann ihre Kameras vor die La
denfenster, um einen Eindruck davon zu erhaschen,
was Jesamine in der laufenden Woche kaufte. Billige
Klatschsender lebten von trivialem Zeug dieser Art.
Lewis kümmerte sich nicht darum und achtete lieber
auf die Fans, und er entspannte sich keinen Augen
blick lang. Er hatte keinerlei Vertrauen zu der Men
ge, zu all diesen Menschen mit ihren seltsam leeren
Augen und ihrer verzweifelten Körpersprache. Man
chen Stimmen entnahm er Untertöne von Zorn, ja
rasender Wut, ausgedrückt auch hier und da auf has
tig beschrifteten, über die Köpfe der Menge aufge
richteten und nicht ohne Heftigkeit geschüttelten
Transparenten. Komm zu uns zurück!, stand dort. Verlasse uns nicht. Wir haben dich zu der gemacht,
die du bist! Indem sich Jesamine von ihrer Karriere
abwandte, wandte sie sich auch von ihnen ab und
sagte ihnen, dass sie sie nicht mehr brauchte. Dass
die Fans keine Rolle mehr spielten. Und das war na
türlich inakzeptabel.
Was Jesamine vielleicht wünschte oder brauchte,
das schien den Fans nicht wichtig. Stars existierten
für ihre Fans, nicht umgekehrt. Jeder wusste das.
Die richtig großen Geschäfte hatten ihre eigenen
Kraftfeld-Generatoren, polarisierten Fenster und be
waffneten Sicherheitsleute, und die Kunden mussten
alle möglichen Sensor-Anlagen durchlaufen, um Ein
lass zu erhalten. Lewis löste praktisch jeden Alarm
aus, den es gab, aber bei ihm machten alle eine Aus
nahme. Nicht weil er der neue imperiale Champion
war, sondern weil er in Begleitung Jesamine Blumes
erschien. Lewis fühlte sich ermutigt durch das schie
re Ausmaß an Verfolgungswahn, das hier herrschte,
und hatte sich tatsächlich gerade mal ein bisschen
entspannt, als urplötzlich ein Verkäufer aus dem
Nichts heranstürmte, einen Autogrammblock in der
Hand, der einen Herzschlag lang verdächtig nach ei
ner Bombe aussah. Nur Lewis wusste, wie dicht der
arme Trottel daran vorbeischrammte, niedergeschos
sen zu werden. Jesamine schenkte dem strahlenden
Verkäufer ein liebenswürdiges Lächeln und schrieb
ihren Namen rasch in geübter Klaue auf, während
Lewis in aller Stille darum rang, den Atem wieder
unter Kontrolle zu bekommen. Falls Jesamine etwas
bemerkt hatte, so sagte sie nichts dazu, aber an
schließend überschlug sie sich förmlich mit dem
Versuch, Lewis dicht bei sich zu behalten, und holte
seinen Rat zu allem ein, was sie zu kaufen gedachte.
Und sie kaufte verdammt viel! Lewis war zunächst
beeindruckt und dann regelrecht benommen über die
schiere Menge ihrer Neuerwerbungen. Sie spazierte
durch die Gänge, deutete mit gebieterischem Finger
auf diese oder jene Ware, und machte sich nicht mal
die Mühe, sich das Preisschild anzusehen. (An den
richtig guten Sachen hingen natürlich ohnehin keine
Preisschilder. Falls man fragen musste, konnte man
sie sich sowieso nicht leisten.) Jesamine bestellte
Kleider im Dutzend und Schuhe und Handschuhe
und Hüte zu Hunderten – oder so schien es zumin
dest-, ergänzt um schier jede Menge Schmuck und
Gold- und Silberreifen, vieles davon richtige Kunst
werke, jedes davon teurer als das, was Lewis im Jahr
verdiente. Allmählich fragte er sich, ob er es sich
überhaupt leisten konnte, in der verfeinerten und sub
til parfümierten Raumluft zu atmen. Jesamine ver
suchte, auch für ihn Sachen zu bestellen, wenn sie
etwas sah, was ihm ihrer Meinung nach passte, und
war ehrlich überrascht, als er es immer wieder ab
lehnte.
»Ich habe das Recht, Euch Sachen zu kaufen, Dar
ling!«, protestierte sie schließlich. »Ihr seid der beste
Freund meines Verlobten und nicht weniger mein
Champion als seiner. Und Ihr habt mir gestern bei
Hofe das Leben gerettet. Ehrlich, Süßer, das war das
Tapferste, was ich je erlebt habe. Warum darf ich
Euch nicht ein oder zwei Kleinigkeiten kaufen, um

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