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Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe

Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe

Titel: Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todtsteltzers Erbe
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andere Gruppen schon die Verantwortung über
nommen haben, bis man selbst mit seiner Presseer
klärung fertig geworden ist.«
»Typischer Terrorist!«, höhnte der Teufel. »Nur
Großmäuligkeit und Dogma und nichts dahinter!
Wenn Ihr jemanden umbringen wollt, dann tut es
einfach. Mord ist eine philosophische Kunst, keine
politische.«
»Oh ja, ihr Teufel seid ja wirklich philoso
phisch!«, raunzte der Neumensch. »Bekommt einen
richtigen Kick, wenn Ihr in Kirchen eindringt und
vor dem Altar an Euch herumspielt. Haltet Euch für
wagemutig und böse, weil Ihr das Vaterunser rück
wärts sprechen könnt. Besorgt Euch lieber ein Ton
bandgerät! Ihr habt einfach kein Programm. Ihr habt
nicht mal ein Manifest. Wahrscheinlich könntet Ihr
das Wort dialektisch nicht richtig buchstabieren.
Kein echtes Ziel, außer Mama und Papa so richtig
sauer zu machen. Ich persönlich würde das darauf
zurückführen, dass Ihr verspätet gelernt habt, aufs
Töpfchen zu gehen …«
»Nehmt das zurück!«, brüllte der Teufel und zielte
mit der Pistole auf den Neumensch. Und in diesem
Augenblick geschah es, dass die Elfe herantelepor
tierte, ein großes schlaksiges Mädchen in zerfetzter
Seide mit wilden Stammestätowierungen im Gesicht.
Sie tauchte in einer eindrucksvollen Wolke von
Schwefeldampf direkt neben der Gruppe auf. Sie hat
te gerade den Mund aufgerissen, um etwas über Ra
che an ihren gefallenen Kameraden in der Arena zu
brüllen, als die anderen drei sich schon umdrehten
und sie niederschrien.
Lewis spazierte weiter, damit sie in aller Ruhe
miteinander zanken konnten. Keiner von ihnen be
merkte es. Er hatte fast das Ende der Straße erreicht,
als sie das Feuer aufeinander eröffneten. Er blickte
nicht zurück.
Als Lewis wieder im Parlament eintraf, suchte er
nach König Douglas und stellte fest, dass er gerade
rechtzeitig zurückgekehrt war, um herumzustehen
und nichts zu tun. Im Wesentlichen erwies es sich als
seine Aufgabe, Douglas zu folgen, während dieser
rasch dem endlosen Labyrinth der schmalen Flure
folgte und in ein anonymes Hinterzimmer nach dem
anderen ging, wo er Konferenzen leitete, zu wichti
gen Entscheidungen beitrug, zerstrittene Gruppen
zusammenführte und sich ganz allgemein bemühte,
seine eigene Machtbasis zu konsolidieren, indem er
Gefallen für die Zukunft einfuhr. Lewis blieb von
diesen Zusammenkünften unverblümt ausgeschlos
sen; man begründete dies damit, dass sich ohnehin
niemand dafür interessierte, was er zu sagen hatte,
und dass politische Geschäfte am besten mit dem ab
soluten Minimum an Zeugen abgeschlossen wurden.
Und so stand Lewis viel vor geschlossenen und ver
schlossenen Türen herum und hielt hoffnungsvoll
Ausschau nach weiteren Meuchelmördern, die viel
leicht die Monotonie auflockerten.
Zu seinen Gunsten muss erwähnt werden, dass er
dies fast zwei Stunden durchhielt, ehe ihm der Ge
duldsfaden riss und er einen der bedeutenderen Wut
anfälle bekam. Er trat die Tür ein, die er gerade be
wachte, stürmte in das Zimmer, Schwert und Pistole
gezogen, und verlangte ungeachtet der erschrockenen
Schreie der Politiker, dass Douglas ihm etwas Nütz
liches zu tun gab, ehe er vor Langeweile den
Verstand verlor und anfing, die Politiker für Ziel
übungen zu benutzen. Der König musterte das gerö
tete Gesicht seines Champions und entschied, dass
Lewis es womöglich glatt ernst meinte. Er entschul
digte sich bei den Spitzenbeamten, mit denen er ge
rade tagte und von denen sich die meisten jetzt unter
dem Tisch versteckten und dort deutliche Laute des
Entsetzens von sich gaben, und führte Lewis wieder
auf den Flur.
»In Ordnung«, sagte er gelassen. »Du möchtest
etwas Nützliches tun, und ich tue dir den Gefallen.
Jes hat mir gerade die Nachricht übermittelt, dass sie
wichtige Einkäufe in der Stadt vorzunehmen hat. Ich
denke, wir alle wären viel glücklicher, wenn jemand
sie begleitete, auf den Verlass ist. Der Sicherheits
dienst des Parlaments hat versprochen, jemanden ab
zustellen, aber nach dem Neumenschen-Attentäter
von gestern würde ich ihn nicht mal mehr damit be
auftragen, ein leeres Zimmer zu bewachen. Pass du
auf sie auf, Lewis. Ich komme hier prima klar.«
Lewis funkelte Douglas an, und als er schließlich
etwas sagte, klang seine Stimme sehr ruhig und sehr
kalt und extrem gefährlich. »Mal sehen, ob ich das
richtig verstanden habe. Du möchtest, dass ich Jesa
mine zum Einkaufen ausführe?«
»Ja«, sagte Douglas. »Versuche

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