Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe
Verpisst Euch!«
»Ihr verpisst Euch, Ihr … Dilettant! Der Schatten
hof hat auf jeden Fall schwerer wiegende Anliegen
an den Todtsteltzer, als Euer degenerierter Haufen
jemals beanspruchen könnte. Also husch husch zu
rück zu Eurem Bodyshop und fragt mal, ob Ihr eine
Rückvergütung haben könnt. Und lasst einen Profi
sich hierum kümmern.«
»Entschuldigt mal«, mischte sich Lewis ein.
»Ich war zuerst hier«, blieb der Teufel dickköpfig.
»Ich werde ihn erschießen.«
»Vorher erschieße ich Euch«, hielt ihm der Meu
chelmörder des Schattenhofs entgegen. »Der Ruhm
für diesen Anschlag geht an mich. Sollen sich alle
vor der Rache der Aristokraten hüten!«
»Ein Haufen Tunten!«, schimpfte der Teufel. »Le
ben von vergangenem Ruhm und trauern der guten
alten Zeit nach, als man noch Sex mit seiner Kusine
haben konnte, ohne dass die Leute einen auslachten.
Ihr hättet nie den Mumm für die Sachen, die wir je
den Tag anstellen, nur des Kitzels halber!«
»Oh wirklich?«, entgegnete der Meuchelmörder.
»Was zum Beispiel? Was stellt Ihr Verrückten denn
so Besonderes an? Klaut das Blei von Kirchendä
chern und pinkelt durch die Löcher?«
»Wenigstens heiraten wir nicht die eigenen Ge
schwister! Seht Euch mal die eigenen Ohren an. Sol
che Ohren kriegt man nicht ohne Jahrhunderte der
Inzucht und eines so flachen Genpools, dass er einem
nicht mal bis zu den Knien reicht! Falls Ihr noch län
gere Ohren hättet, könntet Ihr damit fliegen.«
»Ihr Mistkerl! Ihr seid ein absoluter Mistkerl!«
»Oh, seht nur!«, krähte der Teufel »Er bricht
gleich in Tränen aus!«
»Das tue ich nicht!«
»Entschuldigung«, sagte Lewis.
»Haltet die Klappe!«, knurrte der Meuchelmörder,
während er den Teufel mit seiner Strahlenpistole in
Schach hielt. »Ihr verschwindet am besten von hier,
oder …«
»Oder was? Stampft Ihr dann mit dem Füßchen
auf? Uuh, da habe ich aber Angst …«
»Das reicht! Ihr seid Geschichte!«
Und in diesem Augenblick hatte die dritte Gestalt
ihren Auftritt und stürzte sich auf einem Gravoschlit
ten aus dem leeren Himmel, einem Fahrzeug ohne
jede Kennzeichnung. Der Mann darauf tarnte sich
durch einen schwarzen Mantel mit bis übers Gesicht
gezogener Kapuze. Er fuhr mit dem Schlitten bis ne
ben die Gruppe, wo er stoppte und die Kapuze ein
Stück zurückschob, damit er auch sah, was er tat, ehe
er die Strahlenpistole auf Lewis anlegen konnte.
»Kniet nieder und bettelt um Gnade, Todtsteltzer!
Euer Leben ist verwirkt, da Ihr Euch in die Bestim
mung der Reinen Menschheit eingemischt habt. Die
Neumenschen …«
»Verpisst Euch!«, schimpfte der Meuchelmörder
in fast schon hysterischem Tonfall. »Ich glaube das
einfach nicht! Was haben wir heute – die Nacht der
Amateure? Ich bin hier, um Lewis Todtsteltzer zu
töten, und wenn der Schattenhof jemanden zum Tode
verurteilt, dann ist er verdammt noch mal so gut wie
tot! Geht und sucht Euch selbst einen Helden, den Ihr
umbringen könnt!«
»Wir haben ihn zuerst verurteilt!«, warf der Teufel
ein.
»Beweist es!«, raunzte der Meuchelmörder.
»Ich denke, Ihr werdet feststellen, dass die Reine
Menschheit hier den vorrangigen Anspruch hat«,
warf der Neumensch ein und stieg unbeholfen aus
seinem Gravoschlitten. Er stolperte über den langen
Mantel und fiel beinahe hin, aber Lewis packte ihn
am Arm, damit er das Gleichgewicht halten konnte.
Der Neumensch nickte ihm geistesabwesend zu, um
seinen Dank zu bekunden, und bedachte die beiden
übrigen Killer mit finsterem Blick. »Der Todtsteltzer
hat unseren Selbstmordattentäter bei Hofe umge
bracht. Das macht ihn zu einem Ziel für uns. Ihr müsst
das miterlebt haben. Es lief in allen Nachrichten.«
»Ach, das haben wir alle gesehen«, sagte der Schat
tenkiller. »Totaler Pfusch von Anfang bis Ende. Man
steht doch nicht groß herum und hält Reden, wenn
man jemanden umbringen möchte! Hätte der Kerl ein
fach die Klappe gehalten und seinen Job erledigt, wä
re er vielleicht damit durchgekommen – aber nein, er
musste sich erst selbst rechtfertigen und dazu den
ganzen üblichen Propagandamist vortragen …«
»Absichtserklärungen sind wichtig!«, hielt ihm der
Neumensch entgegen. »Welchen Sinn hat eine terro
ristische Gräueltat, wenn niemand weiß, wer sie an
gerichtet hat? Heutzutage findet man so viele Rand
gruppen und Irre, dass man den Medien gegenüber
absolut deutlich machen muss, wessen Sache man
vertritt; oder Ihr könnt darauf wetten, dass ein Dut
zend
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