Green, Simon R. - Todtsteltzers Rückkehr
wartet da draußen auf mich?«
»Ein paar neue Freunde und ein alter.«
Owen lächelte auf einmal. »Dann lassen wir sie
lieber nicht warten.«
Sie verließen das Labyrinth Seite an Seite. Die
Korridore verzweigten und wanden sich nach wie
vor, aber der Weg hinaus blieb ihnen jederzeit klar
erkennbar. Als sie sich dem Ausgang näherten, blickte Lewis Owen an.
»Ich fühle mich gar nicht anders. Ich dachte, ich
würde mich verändern, nachdem ich das Labyrinth
durchschritten habe.«
»Das ist eine langsame Entwicklung«, erklärte
Owen. »Vielleicht würde man auch verrückt, wenn
man versuchte, mit allen Veränderungen gleichzeitig
fertig zu werden. Vertraue mir, du wirst recht bald
die ersten neuen Erfahrungen machen.«
Lewis und Owen Todtsteltzer verließen das Labyrinth des Wahnsinns, und alle, die auf sie warteten,
auch Johann Schwejksam und der Shub-Roboter,
senkten sich jeweils auf ein Knie und neigten respektvoll die Häupter. Owen seufzte schwer.
»Wird das jetzt ständig passieren?«, fragte er
leicht giftig. »Ich habe noch nie viel von diesen Verneigungen und Kratzfüßen gehalten. Auf, allesamt!«
Alle richteten sich wieder auf. Die meisten schienen verwirrt. Schwejksam lächelte. Der blaue Stahlroboter trat vor, und Owen musterte ihn interessiert.
»Ich vertrete die KIs von Shub, Lord Todtsteltzer«, sagte der Roboter. »Nicht mehr Euer Feind,
sondern Euer vertrauenswürdigster Diener. Willkommen zurück, Owen. Wir warten schon so lange
auf diesen Augenblick! Wir haben nie den Glauben
verloren, dass Ihr eines Tages zu uns zurückkehren
würdet. Wir haben unser Leben dem Dienst an der
Menschheit in Eurem Namen gewidmet. Ihr könnt
alles von uns verlangen.«
»Fangt damit an, mir alles zu erzählen, was in
meiner Abwesenheit geschehen ist«, sagte Owen. Er
klang höflich, aber unüberhörbar kühl.
»In den zurückliegenden zweihundert Jahren seid
Ihr zu einer Legende geworden«, erzählte der Roboter. »Und vieles hat sich verändert.«
»Erzählt es mir«, verlangte Owen. »Erzählt mir alles.«
Während Owen sich anhörte, wie ihm der Roboter
die jüngere Geschichte auseinander setzte, gingen
Lewis und Jesamine ein wenig auf die Seite und umarmten sich innig.
»Was ist passiert, Jes?«, fragte Lewis schließlich.
»Du warst noch direkt neben mir, als ich das Labyrinth betrat …«
»Es hat uns getrennt«, sagte Jesamine. »Wie es
scheint, ist letztlich doch nur Todtsteltzern gestattet,
die Geheimnisse des Labyrinths zu erfahren. Und so
erwarte ich, dass du mir später alles erzählst! Fühlst
du dich in irgendeiner Form anders, Lewis? Ich fühle
mich noch genauso wie vorher.«
»Anscheinend schleichen sich die Veränderungen
heimlich an«, sagte Lewis. »Was hältst du von
Owen?«
»Naja, er sieht wirklich ganz nach dem Helden
aus, Darling, aber seine Umgangsformen könnten
noch etwas Politur vertragen.«
Owen entließ den Roboter schließlich und wandte
sich an Schwejksam. »Schön, wenigstens ein vertrautes Gesicht zu sehen, Kapitän. Die Zeit scheint es gut
mit Euch gemeint zu haben. Was ist aus all den anderen geworden? Was ist aus Hazel geworden?«
»Von allen, die das Labyrinth durchschritten hatten, sind nur Ihr und ich übrig«, erzählte Schwejksam. »Hazel … wird vermisst; vermutlich ist sie tot.
Sie verschwand nach der letzten großen Schlacht gegen die Neugeschaffenen, sobald sie von Eurem Tod
gehört hatte. Niemand hat sie seitdem mehr gesehen.«
Owen nickte langsam. »War es das wert?«, fragte
er. »All die Opfer, die wir gebracht haben? All die
guten Leute, die wir verloren haben? Haben wir mit
dieser kostbaren Münze etwas erkauft, was sich gelohnt hat?«
Wie es schien, hatten das alle gehört, und alle beeilten sich, ihm zu versichern, dass tatsächlich weit
über hundert Jahre lang ein Goldenes Zeitalter geherrscht hatte, bis ein einzelner bis dahin guter Mann
böse wurde und der Schrecken eintraf.
»Irgendwas passiert immer, nicht wahr?«, sagte
Owen. Er lächelte Jesamine an. »Mach nicht so ein
beeindrucktes Gesicht, Mädel. Ich ziehe ein Hosenbein nach dem anderen an und lasse den Toilettendeckel offen stehen, wie alle anderen auch. « Er sah
Lewis an. »Ich hoffe doch, dass mir jemand irgendwann eine Hose geben wird?«
»Ich habe Euch gespielt, in der Oper Todtsteltzers
Klage«, sagte Jesamine plötzlich. »Und natürlich
auch Hazel D’Ark.«
»Es gibt Opern, die von mir handeln?« Owen zog
eine Braue hoch. »Vielleicht
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