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Green, Simon R. - Todtsteltzers Rückkehr

Green, Simon R. - Todtsteltzers Rückkehr

Titel: Green, Simon R. - Todtsteltzers Rückkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PacTys
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Plätzen, und den Dutzenden ferngesteuerter Kameras, die in der Luft schwebten, boten sich kaum interessante Anblicke, die ihre Aufmerksamkeit gewonnen hätten. Die ungesehenen Reporter in ihren kleinen Studios hinter dem Thronsaal durften nur darüber sprechen, was die Leute trugen, um so die Zeit
totzuschlagen, bis die eigentliche Feier begann. Anne
Barclay schlüpfte nun zwischen den schweren
schwarzen Vorhängen hinter dem Thron hervor und
baute sich neben Finn auf. Sie trug ein hinreißendes
Kleid in Blau und Silber, fachkundig geschnitten, um
ihre umwerfende Figur optimal zur Geltung zu bringen, aber Anne trug es ohne Grazie, als gehörte es
einer anderen. Sie blickte zu den versammelten Gästen hinaus und schniefte laut.
    »Seht sie Euch an. Elende Bastarde. Kein aufrichtig fröhliches Gesicht in dem ganzen Haufen. Man
könnte denken, dass sie einer Beerdigung beiwohnen
und nicht einer Krönung.«
    »Sie werden noch in Stimmung kommen, sobald
die Zeremonie erst läuft«, behauptete Finn gelassen.
»Es sind harte Zeiten. Da darf man sich über ein paar
lange Gesichter nicht wundern. Sie werden alle laut
genug brüllen, sobald ich gekrönt bin. Dafür sorgen
die Wachen schon.«
    »Ihr hättet erst James’ Begräbnis abwarten sollen,
bevor Ihr die Krönung arrangiertet«, wandte Anne
unverblümt ein.
    »Das Wichtige zuerst, meine Liebe. Das Imperium
braucht einen König. Und von James brauchen wir ja
nicht zu befürchten, dass er ungeduldig wird. Oh,
bemüht Euch wirklich, etwas heiterer zu sein, Anne!
Ich weiß, dass Ihr James mochtet, aber es liegt jetzt
schon eine Woche zurück. Übertriebene Trauer ist
unvorteilhaft und genusssüchtig. Jetzt schenkt doch
diesen netten Leuten ein Lächeln, und von James
möchte ich nichts mehr hören! Heute ist mein großer
Tag, und ich wünsche keine Ablenkung. Ich habe
meine Sicherheitsleute sogar angewiesen, dass Ablenkungen, falls sie doch auftreten, hinausgeführt
und erschossen werden.«
    »Sieht so aus, als wäre jeder hier, der es auch sein
sollte«, sagte Anne. »All die üblichen Verdächtigen.
Politiker, Geschäftsleute, Kirchenälteste und Neumenschenführer.«
    »Natürlich. Alle Personen mit echtem Einfluss
sind erschienen, um mir zu huldigen. Ich musste ein
paar Wachleute losschicken, um zu verhindern, dass
sich der eine oder andere Abgeordnete auf dem Weg
hierher verirrt, aber diese Politiker reagieren halt
immer etwas verdrossen auf die Erkenntnis, dass sie
auf der Verliererseite stehen. Ich habe mir zum späteren Gebrauch eine Liste mit bestimmten Namen angelegt.«
    Anne sah Finn an, der lässig auf dem Thron saß,
als gehörte er von Natur aus dorthin und hätte es
schon immer getan. »Ihr habt schließlich, was Ihr
wolltet, Finn. Wie fühlt sich das an?«
    »Es fühlt sich gut an, meine Liebe. Aber es ist erst
der Anfang all dessen, was ich möchte.«
Anne beschloss, zunächst nicht auf diesen Gesichtspunkt einzugehen, und wechselte das Thema.
»Ihr tragt nach wie vor die Rüstung des Champions.
Habt Ihr schon mal darüber nachgedacht, wer Euch
als neuer Champion dienen soll?«
»Ich werde König und Champion sein«, antwortete Finn. »Ich sehe keinen Grund, warum ich Macht
und Autorität mit irgendjemandem teilen sollte. Außerdem findet man heutzutage niemanden mehr, der
dieses Amtes würdig wäre.«
Anne beschloss, auch darauf nicht einzugehen,
hielt lieber den Mund und blickte erneut auf das
dichte Gedränge im Thronsaal hinaus. Eine wirklich
stattliche Versammlung hatte sich zum Anlass von
Finns Krönung eingefunden, und sicherlich bestand
auch kein Mangel an medialem Interesse, aber Anne
konnte nicht umhin, diese Szene mit der glanzvollen
Feier zur Krönung von Douglas zu vergleichen. Das
waren solch goldene Tage voller Hoffnung und Optimismus gewesen! Die heutige Versammlung wirkte
da eher trist. Vor allem, weil weder die feine Gesellschaft noch die Stars zugegen waren. Finn wollte sie
nicht dabeihaben. Parasiten, hatte er sie abschätzig
genannt. Und vielleicht waren sie das tatsächlich,
aber man konnte sich stets darauf verlassen, dass sie
einem Anlass etwas Farbe und Aufregung verliehen.
Anne seufzte leise. Wie es schien, war Finn entschlossen, einen kargen Hofstaat zu führen. Und natürlich traf man hier auch keinerlei Esper oder
Fremdwesen an, die etwas Charme und Fremdartigkeit hätten beisteuern können …
Ist es so weit mit uns gekommen?, dachte sie. Nur
noch Fanatiker und Puritaner …

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