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Green, Simon R. - Todtsteltzers Rückkehr

Green, Simon R. - Todtsteltzers Rückkehr

Titel: Green, Simon R. - Todtsteltzers Rückkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PacTys
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Paragone
brauchten ein bisschen rohes Fleisch, damit sie ruhig
bleiben. Das Volk wird mich haben, und nur mich.
Ich bin der König und dulde keinen Konkurrenten.
Ihr kommt lieber mit, Anne. Bei mir seid Ihr in Sicherheit.«
»Und was soll ich tun?«, fragte Anne. »Welche
Aufgabe ist mir noch geblieben?«
»Ich sagte es Euch«, antwortete Finn. »Ihr werdet
die Königin sein. Ich halte mein Wort immer, wenn
es mir genehm ist.«
»Die Königin hat keine Macht«, sagte Anne.
»Keinen Einfluss … und nichts zu tun. Ich werde nur
ein hübsches Schmuckstück an Eurem Arm sein. Ich
werde all das sein, was ich bei anderen Frauen immer
verachtet habe. Und das habe ich Euch zu verdanken,
Finn.«
»Nichts zu danken«, sagte Finn und betrachtete
wieder das Gemetzel auf den Monitoren.
    Nachdem sie sich angesehen hatte, wie das Parlament niederbrannte, ging Anne nach Hause. Finn bot
ihr an, sie zu begleiten, aber er war eindeutig sehr
beschäftigt, und so lehnte Anne höflich ab und ging
allein. Die Straßen wirkten ungewöhnlich leer auf
sie, was normale Passanten anbetraf, aber Sicherheitsleute standen überall herum. Keiner von ihnen
sprach sie an. Alle wussten, dass sie zu Finn Durandal gehörte. Sie öffnete ihre Tür und schlenderte
durch den Flur ins Wohnzimmer. Sie betrachtete es
ausgiebig. Irgendwie kam es ihr fremd und unbekannt vor, als hätte sie versehentlich das falsche
Haus betreten. Als lebte sie schon so lange hier, dass
sie es nicht mehr richtig sah. Das Zimmer war ordentlich aufgeräumt, und alles befand sich an seinem
Platz. So wie Annes Leben, früher mal. Früher hatte
sie auch geglaubt, in diesem Leben wie in einer Falle
zu stecken, und den verzweifelten Wunsch gehegt,
sich daraus zu befreien.
    Erst jetzt wurde ihr klar, dass sie ein Zimmer betrachtete, das keine Spur Persönlichkeit verriet.
Nun, jetzt war sie jemand. Sie würde Königin sein.
Durch das Bündnis mit Finn hatte sie alles bekommen, was sie je geglaubt hatte, sich zu wünschen: ein
neues Leben, einen neuen Körper, sogar die Ansätze
einer Liebesbeziehung mit Jamie … und alles war
zunichte geworden. Sie hätte es besser wissen müssen. Dass sich Dinge zum Guten wendeten, das erlebten Leute wie sie nicht. Sie seufzte und setzte sich
in den nächsten Sessel. Es war nicht ihr Lieblingssessel, und früher mal hätte das etwas bedeutet, aber
heute nicht mehr. Das Haus gehörte zu Annes altem
Leben, und sie gehörte nicht mehr hinein.
In der Wohnung fand man Getränke und sogar
Drogen; Finn sorgte dafür, dass sie bekam, was immer sie wollte, aber sie hatte jetzt keine Verwendung
dafür. Sie fragte sich, ob es je wirklich anders gewesen war. Sie hatte so sehr danach gehungert, nicht
mehr die alte, langweilige, gefahrlose Anne zu sein
… Sie war ziemlich sicher, dass Finn ihr die Drinks
und die Drogen nur deshalb gewährte, weil er glaubte, sie so leichter steuern zu können. Und er fühlte
sich stets besser, wenn er glaubte, die Leute irgendwie steuern zu können.
Er sagte, er wünschte sie als Königin an seiner
Seite. Anne wusste, was er damit meinte. Sie sollte
bei offiziellen Anlässen mit dem liebreizenden neuen
Körper neben ihm stehen und unaufhörlich lächeln –
für die Gäste, für das Volk, für die Kameras. Und ihr
phänomenales Gehirn würde langsam schrumpfen,
ein unbenutztes und unerwünschtes Organ. Sie würde lächeln und lächeln, und niemand würde die
Schreie in ihrem Innern vernehmen. Früher mal hatte
Anne wirklich Macht ausgeübt und echte Freunde
gehabt, aber dann hatte sie alles weggeworfen. Sie
verriet jeden und alles, an den und an das sie jemals
geglaubt hatte, und das für Finn, der sich aus niemandem etwas machte.
Lewis und Jesamine: Gesetzlose auf der Flucht.
Douglas: wartete auf Prozess und Hinrichtung. Und
ihr armer Jamie: auf der Straße niedergeschossen wie
ein Hund.
Und ich habe Emma Stahl umgebracht. Vielleicht
die einzige Person mit Ehre, die überhaupt noch anzutreffen war. Sie brauchte so lange, um zu sterben
… aber wenigstens ruht sie in Frieden. Während ich
weiterleben muss, in der Hölle, die ich mir selbst bereitet habe.
    Als Finn spät am Abend in seine Wohnung zurückkehrte, erwartete ihn die Nachricht eines seiner Spione. Der erste Teil dieser Nachricht war kurz und präzise und bestätigte, was er ohnehin schon vermutete:
Shub hatte ihn auf Haden verraten und sich stattdessen mit dem gerade eingetroffenen Todtsteltzer verbündet. Der zweite Teil der

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