Green, Simon R. - Todtsteltzers Rückkehr
den Spaß verdarb.
Also: ein kurzer Prozess, ein Schuldspruch, und
schon würde Finn Douglas den Kopf herunterhacken,
gleich dort vor aller Augen. Eine nette Überraschung
als krönender Abschluss. Finn dachte, dass er es am
besten selbst tat. Der alten Zeiten willen.
Der Prozess gegen König Douglas bot Stoff für die
ganz große Schlagzeile und sollte auf jedem Nachrichtensender laufen. Er würde bei Hofe stattfinden
und vor einem Publikum, das sich ausschließlich aus
geladenen Gästen zusammensetzte. Den Vorsitz gedachte Finn zu übernehmen und dabei natürlich die
Ämter des Anklägers und Richters in einer Person zu
besetzen. Das Verfahren hätte an und für sich im Parlamentsgebäude stattfinden sollen, aber wie es
schien, hatten die verräterischen Abgeordneten dieses leider niedergebrannt, um sich der Gerechtigkeit
zu entziehen. Mehr wurde im Vorfeld nicht vermeldet, aber da es bis zum Beginn des Verfahrens noch
einige Zeit dauerte, hallten die Nachrichtenkanäle
wider von Kommentaren und Meinungen. Meist
drehten sie sich um die Frage, ob Douglas nun schuldig oder extrem schuldig war. Nina Malapert verfolgte dies mit einem Auge auf dem kleinen Monitor
in ihrem gemieteten Zimmer, während sie und Stuart
Lennox ihren unerwarteten Auftritt im Verfahren gegen König Douglas planten.
Nina und Stuart versteckten sich immer noch im
Slum, obwohl die verbliebenen finanziellen Mittel
nur noch für ein gemeinsames Zimmer reichten. Nina
ließ Stuart in dem schmalen Bett schlafen, während
sie selbst sich mit dem Fußboden begnügte, weil der
Paragon immer noch so zerbrechlich wirkte, dass
man fürchten musste, ein kräftiger Windstoß würde
ihn fortwehen. Unzweifelhaft besserte sich jedoch
sein Befinden. Wie er da auf der Bettkante saß und
sein Schwert polierte, hatte er Farbe im Gesicht und
Feuer in den Augen. Nina stopfte ein paar letzte
nützliche Dinge in ihren Rucksack und schenkte Stuart ein strahlendes Lächeln.
»Alles bereit, Süßer? Toll! Ich freue mich so sehr
darauf! Es ist ein guter Tag, um jemand anderen
sterben zu sehen.«
Stuart bedachte sie mit einem leicht sardonischen
Blick. »Verstehe ich das richtig? Du bist also letztlich bereit, mich in deinen tollen Plan einzuweihen?
Wenn man bedenkt, dass der Prozess in knapp sechs
Stunden beginnt, sollte es lieber ein verdammt guter
Plan sein!«
»Man halte ihn einfach, und nichts kann schief gehen«, sagte Nina.
»König Douglas wird so stark bewacht sein, wie
es Finn nur aufbieten kann«, seufzte Stuart. »Wachleute werden innerhalb und außerhalb des Gerichtssaales stationiert sein, alle mit Strahlenwaffen ausgerüstet. Sie werden Netzwerfer bereithalten, Schlafgas
und Kraftfelder; und durchaus möglich, dass auch
Landminen zum Arsenal gehören – für diejenigen,
die von den offiziellen Wegen abweichen. Können
wir überhaupt zu Douglas vordringen, geschweige
denn ihn befreien?«
Nina lächelte strahlend. »Ich dachte, wir stehlen
ein Schiff, fliegen zum Palast hinüber und lenken es
direkt durch die Buntglasfenster in der Decke des
Thronsaals.«
»Hunderte von Menschen würden dabei umkommen oder zumindest verletzt werden!«
»Niemand wird dort sein, aus dem wir uns etwas
machen.«
»Wir könnten umkommen oder zumindest verletzt
werden!«
»Entspanne dich; ich bin eine Teufelspilotin.«
Stuart lächelte bedächtig. »Du bist verrückt. Das ist
eine Eigenschaft, die mir bei einem Partner gefällt.
Gehen wir ein Schiff stehlen!«
Der Prozess begann pünktlich im imperialen Thronsaal. König Finn saß auf dem großen Thron auf dessen Podium, während Douglas in einem speziell angefertigten Käfig stand, schwer mit Ketten behangen.
Er hielt den Rücken aufrecht und den Kopf hoch erhoben und lehnte es ab, Finn auch nur eines Blickes
zu würdigen. Finn fand das amüsant. Anne saß neben
ihm auf dem zweiten Thron und hatte für beide
Männer keinen Blick übrig. Das Publikum bestand
aus denselben Gästen, die auch Finns Krönung beigewohnt hatten, nur waren diesmal vorsichtshalber
noch mehr bewaffnete Wachleute aufmarschiert. Die
Fanatiker der Militanten Kirche und Reinen Menschheit buhten munter, als man Douglas hereinführte,
aber er bedachte sie alle mit königlicher Verachtung.
Einige von ihnen warfen Sachen nach ihm. Niemand
versuchte sie daran zu hindern. Douglas stieg mit
königlicher Würde in den bereitstehenden Käfig, und
ein paar Anwesende waren von seiner Haltung tatsächlich ausreichend
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