Green, Simon R. - Todtsteltzers Rückkehr
kreuz und quer durch
den Saal und zerrissen Männer und Frauen auf ihren
Plätzen. Es wurde geschrien und gekreischt, begleitet
vom glücklichen Lachen der Elfen. Einige Abgeordnete versuchten zu fliehen, aber die Paragone standen
zwischen ihnen und den Türen. Einige Abgeordnete
gingen in Deckung, aber die Strahlenpistolen zerrissen jedes Hindernis. Und einige wenige stellten sich
gar zum Kampf, obwohl ihnen eine lange Tradition
untersagte, im Hohen Haus Waffen zu tragen. Und so
stürzten sie sich mit nichts weiter als Mut und bloßen
Händen auf die Paragone, und die Elfen empfingen
sie mit gezückten Schwertern. Blut spritzte auf die
antike Einrichtung und floss über das Parkett. Die
Paragone ließen sich Zeit und zerhackten und zerschnitten ihre Opfer, statt sie einfach nur zu durchbohren. Die Elfen hatten einen jahrzehntelangen
Groll auszutoben, und sie gedachten, jeden Augenblick ihrer Rache auszukosten.
Einige Abgeordnete starben tapfer, einige bittend
und flehend, aber letztlich starben sie alle. Die Paragone warfen die Leichen auf einen Haufen und verbrachten dann eine schöne Zeit damit, ihnen entsetzliche und bestürzende Dinge anzutun. Nur um ihr
Territorium zu markieren. Dann schritten sie singend
und lachend aus dem Parlament und schmierten sich
das Blut der Abgeordneten gegenseitig als Siegeszeichen in die Gesichter. Draußen warteten keinerlei
Medienvertreter, um den Triumph der Elfen zu melden. Finn hatte das gesamte Umfeld zum Sperrgebiet
für Reporter erklärt, und wo doch die eine oder andere streunende Kamera auftauchte, schossen Finns
Leute sie einfach ab.
Finn war persönlich erschienen und empfing seine
Paragone. Er hatte das Gemetzel auf den Monitoren
in Annes Büro verfolgt, sich dabei aber bald schon
gelangweilt. Er lächelte, nickte den Paragonen jetzt
freundlich zu und wies sie an, in den Heiligen Gral zurückzukehren. Sie zeigten sich nicht übertrieben
begeistert davon, aber Finn versprach ihnen, dass
bald noch mehr blutige Arbeit auf sie wartete. Die
Elfen blickten ihn aus den Augen ihrer Sklaven an
und trugen ihm auf, nicht zu lange damit zu warten.
Als die Paragone auf ihren Gravoschlitten abgeflogen waren, wandte sich Finn an die Sicherheitsleute und deutete auf das Parlamentsgebäude.
»Brennt es nieder!«, befahl er. »Brennt hier alles
nieder. Schließlich brauchen wir es nicht mehr,
hm?«
Anne Barclay verfolgte in ihrem Büro im Parlamentsgebäude per Monitor, wie die Abgeordneten
starben. Sie war benommen, unfähig, es wirklich
wahrzunehmen. Finn hatte sie nicht vorgewarnt.
Wahrscheinlich, weil er wusste, dass sie damit nie
einverstanden gewesen wäre. Sie hätte womöglich
gar versucht, die Abgeordneten zu warnen. Sie war
selbst nicht restlos davon überzeugt, aber sie dachte
gern, dass ihr so viel Ehrgefühl noch verblieben war.
Ihre eigenen Sicherheitsleute mussten es vorher gewusst haben, aber auch sie hatten Anne nicht informiert. Bislang hatte sie gedacht, dass es ihre Leute
waren, aber letztlich unterstanden sie Finn, wie alle
Welt. Die meisten waren schon aus dem Parlamentsgebäude verschwunden und hatten Anne allein zurückgelassen. Sie blickte von einem Monitor zum
anderen, verfolgte das Gemetzel an den Abgeordneten und fragte sich, ob die Paragone letztlich auch bei
ihr anklopfen würden.
»Macht Euch keine Sorgen«, sagte Finn von der
Tür her. »Ich lasse nicht zu, dass sie Euch wehtun.«
Anne drehte sich um und sah ihn ausdruckslos an.
»Wie seid Ihr hereingekommen? Ich halte diese Tür
immer verschlossen.«
»Ich bin der König«, sagte Finn. »Mir bleibt keine
Tür verschlossen.« Er kam weiter ins Büro, zog sich
den Besucherstuhl heran und setzte sich neben Anne.
Eine Zeit lang sah er sich das Gemetzel auf den Monitoren an, drehte sich dann zu ihr um und schenkte
ihr ein Lächeln.
»Ihr dürft Euch wirklich keine Sorgen machen,
Anne. Ihr seid absolut sicher. Ihr gehört zu mir.«
»Obwohl Ihr mich nicht mehr braucht?«, fragte
Anne mit vollkommen ruhiger Stimme. Darauf zumindest war sie stolz. »Das Parlament und seine Sicherheitsvorkehrungen, das war mein Job, mein Leben. Mein Daseinsgrund. Ihr wusstet das. Und jetzt
habt Ihr mir das alles genommen. Ich hatte mal
Freunde, und dank Euch sind auch sie fort. Sogar der
arme Jamie ist nicht mehr. Kann ich nichts behalten,
Finn?«
»Das Parlament musste verschwinden«, setzte ihr
Finn vernünftig auseinander. »Ich kann mir Feinde in
meinem Rücken nicht leisten, und die
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