Green, Simon R. - Todtsteltzers Rückkehr
flogen wie zerbrochene Puppen seitlich weg, während sich der Gleiter durch ihre Reihen
pflügte und dabei Kurs auf den Thron und den Käfig
des Angeklagten hielt. Finn zog den Disruptor und
schoss auf das Schiff, aber der Strahl prallte harmlos
von den Kraftfeldern ab. Überall rannten und schrien
Menschen; im ganzen Thronsaal herrschte das Chaos.
Die Hazzard stoppte schließlich. Die Luftschleuse
ging zischend auf, und Stuart Lennox kam daraus
zum Vorschein, eine Pistole in jeder Hand. Er schoss
die beiden nächsten Wachleute nieder und grinste
Douglas an.
»Tempo, Eure Majestät! Erkennt Ihr einen Rettungseinsatz nicht, wenn Ihr ihn seht?«
Douglas humpelte aus dem Käfig, während er mit
seinen Ketten rang, und wankte auf den Gleiter zu.
Die Wachleute am Käfig hatten das Weite gesucht,
aber Kameraden von ihnen stürmten frisch heran.
Stuart griff in Ninas Rucksack, der zu seinen Füßen
lag, und holte einen Gurt voller Sprenggranaten hervor. Er warf sie durch die Gegend, jeweils dorthin,
wo er mit der größten Wirkung rechnete, und grinste
dabei breit. Die Granaten explodierten mit zufrieden
stellender Lautstärke und beschädigten den Thronsaal noch mehr. Die Wachleute sprangen in Deckung. Douglas kletterte mit Stuarts Hilfe an Bord
der Hazzard, wobei die Ketten laut klirrten. Nina
startete, ohne erst darauf zu warten, dass sich die
Luftschleuse richtig Schloss. Die Hazzard durchbrach das, was von der Buntglasdecke noch übrig
war, und verschwand.
Douglas war so auf seine Flucht konzentriert, dass
er Anne zu keinem Zeitpunkt sah. Sie war von ihrem
Thron geschleudert worden und lag auf dem Parkett
des Thronsaals, eingeklemmt unter schweren Brocken Mauerwerk. Blut sammelte sich rings um sie in
einer Pfütze, und sie konnte Arme und Beine nicht
bewegen. Sie rief nach Douglas, aber er hörte sie
nicht. Am Ende war es Finn, der ihr zu Hilfe kam,
der in makelloser Erscheinung aus Rauch und Chaos
hervortrat. Er hob die schweren Mauertrümmer mit
bloßen Händen von ihr.
»Sorge dich nicht, Anne«, sagte er. »Ich bin immer da.« Und er setzte sich neben sie und hielt ihre
Hand, während sie beide auf das alarmierte Notarztteam warteten.
An Bord der Hazzard arbeitete Stuart mit einem
Dietrich aus dem Slum an Douglas’ Ketten, während
Nina sie einander vom Pilotensitz aus lautstark vorstellte. Sie flog mit Höchstgeschwindigkeit in keine
bestimmte Richtung, und bislang folgte ihnen niemand. Douglas schleuderte den letzten Rest seiner
Ketten weg und erhob sich schwankend. Er nickte
Stuart dankbar zu und ging zur Brücke. Stuart lief
ihm nach.
»Hallo, Eure Majestät!«, rief Nina. »Verdammt,
Ihr seht grauenhaft aus! Falls Ihr irgendeine Idee
habt, welches Ziel wir ansteuern sollten, wäre jetzt
ein richtig guter Zeitpunkt, sie mir mitzuteilen.«
»Gebt mir eine Chance, Luft zu holen«, sagte
Douglas und musste lächeln. »Ich versuche immer
noch, mit der Erkenntnis klarzukommen, dass ich
heute also doch nicht sterbe.«
»Nebelwelt ist immer noch eine gesetzlose Welt«,
bemerkte Stuart schüchtern. »Und Lewis muss dort
einfach irgendwann auftauchen. «
»Es wäre schön, sich wieder mit ihm zusammenzutun«, sagte Douglas. »Aber meine Pflichten habe
ich hier auf Logres. Ich muss Kräfte zusammentrommeln, um Finn zu stürzen. Das Imperium muss
an erster Stelle stehen. Später ist noch Zeit für Lewis
und Jesamine. Nehmt Kurs auf den Slum, Nina. Ich
habe dort ein paar alte und hoffentlich unerwartete
Bundesgenossen.«
»Ich wollte schon immer eine Rebellin sein«, sagte
Nina. »Oh Darlings, Nachrichten zu machen, das ist
so viel lustiger, als nur über sie zu berichten!«
KAPITEL NEUN:
DIE GRAUENHAFTE
WAHRHEIT
Auf der Brücke des Sternenkreuzers Verwüstung, Flaggschiff der imperialen Flotte, standen Admiral
Angharad West und Kapitän Alfred Preiß nebeneinander und betrachteten das Bild des Planeten Haden
auf dem Hauptmonitor. Eine einsame graue, fast unauffällige Welt, die der Aufmerksamkeit so vieler
schwer bewaffneter Sternenkreuzer kaum würdig
schien. Sechshundertzweiundsiebzig Kreuzer waren
es derzeit, und ständig fielen weitere aus dem Hyperraum. König Finn ging kein Risiko ein. Haden stand
nicht mehr unter Quarantäne, sondern unterlag einer
Blockade. An Bord der Verwüstung betrachtete Admiral West den Planeten und wünschte sich, sie
könnte den ganzen verdammten verrotteten Steinball
mit der Faust zerdrücken. Wäre es nach ihr gegangen, hätte sie
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