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Green, Simon R. - Todtsteltzers Rückkehr

Green, Simon R. - Todtsteltzers Rückkehr

Titel: Green, Simon R. - Todtsteltzers Rückkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PacTys
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jemals ausfallen, wird unsere erste
Maßnahme darin bestehen, diesen blutrünstigen
Mistkerl mit jeder Schusswaffe niederzustrecken, die
wir nur haben.«
»Oh, ich weiß nicht«, wandte Finn ein. »Er hat Potenzial.«
»Ihr möchtet ihn gegen den Schrecken einsetzen,
nicht wahr?«, fragte Ramirez. »Oh ja, er wird wirklich verdammt viel nützen gegen etwas, das ganze
Planeten auffrisst!«
Finn blickte Ramirez an. »Aber, aber, Doktor«,
murmelte er. »Wer weiß schon, welche sonstigen …
Fähigkeiten irgendeiner dieser Leute außerhalb der
jeweiligen Zelle zu entfalten vermag? Nicht mal der
selige Owen wurde sofort zu einem lebenden Gott; er
musste erst mit der Zeit in seine Kräfte hineinwachsen.«
In der nächsten Zelle saß eine Frau mit gekreuzten
Beinen und lächelte ins Leere. Ihre Augen ruhten auf
etwas in weiter Ferne.
»Sie lächelt nun nonstop seit zweihundert Jahren«,
erklärte Ramirez mit schwerer Stimme. »Nie wurde
bekannt, dass sie gesprochen oder sich bewegt hätte,
aber in einem Punkt sind sich alle Wissenschaftler
einig, die sie gesehen haben: dass dies ein richtig beunruhigendes Lächeln ist. Als ob sie etwas wusste,
was niemandem sonst bekannt ist.«
»Oh, dergleichen habe ich schon oft gesehen«,
warf Dr. Glücklich ein. »Vertraut mir, es hat nichts
zu besagen.«
Der nächste Überlebende füllte seine Zelle nahezu
aus: eine riesige, dunkle, fleischige Masse, die sich
an Wände und Boden und Decke drückte, aber davor
zurückschreckte, das Kraftfeld zu berühren. Menschliche Einzelheiten waren nicht zu erkennen, nur eine
große, sich langsam bewegende Masse.
»Anscheinend sah er völlig normal aus, als er die
Zelle betrat«, sagte Ramirez. »Aber seit zweihundert
Jahren wächst er ständig. Hoffentlich hört er damit
auf, sobald er jeden verfügbaren Raum vollständig
ausfüllt.«
»Und falls nicht?«, fragte Finn.
Ramirez zuckte die Achseln. »Das liegt beim Labyrinth.«
In der nächsten Zelle schwand eine Frau langsam
aus der Realität und blendete langsam wieder in sie
über, ein konstantes Verschwinden und Wiederauftauchen, wobei sie lautlos um Hilfe schrie. Sie
streckte die Hände zu den Menschen vor der Zelle
aus und flehte sie um irgendetwas an.
»Sie sieht uns, aber sie hört uns nicht«, erklärte
Ramirez. »Wir wissen nicht, wohin sie da verschwindet oder wie sie von dort zurückkehrt. Oder
wie man sie hier festhalten könnte. Welche Kräfte sie
auch immer im Labyrinth zu finden hoffte, ich kann
nicht glauben, dass es das war.«
Finn empfand den Insassen der letzten Zelle am
beunruhigendsten, vor allem, weil er genau wie Finn
Durandal aussah. Die beiden Finns starrten einander
eine Zeit lang schweigend an. Der Doppelgänger
stimmte bis ins kleinste Detail von Gesicht, Haltung
und Kleidung. Er schenkte Finn ein liebenswürdiges
Lächeln.
»Da muss man sich erst mal dran gewöhnen, nicht
wahr?«, fragte er gelassen. »Ich verwandle mich in
jeden, der mich ansieht. Überhaupt jeden. Und nicht
nur äußerlich; ich bin Ihr, innerlich und äußerlich.
Ich weiß alles, was Ihr wisst, einschließlich all der
Dinge, die eigentlich niemand sonst wissen sollte.«
Der Original-Finn zog eine elegante Braue hoch.
»Ein Telepath, wenn ich es recht verstehe?«
»Vielleicht«, antwortete der Doppelgänger. »Oder
vielleicht auch nichts so Unbeholfenes. Ich bin Ihr, in
jeder relevanten Hinsicht. Falls Ihr sterben solltet,
könnte ich Euer Leben aufgreifen und weiterführen,
und niemand würde einen Unterschied feststellen.«
»Das bezweifle ich«, sagte Finn. »Es ist eine Frage
des Stils, versteht Ihr?«
»Ich kenne alles, wovor Ihr Euch fürchtet, Finn.
Und tief in Euch fürchtet Ihr so vieles, nicht wahr?
Kommt schon, Ihr könnt es Euch selbst doch eingestehen! Gebt zu: Ihr fürchtet, dass Ihr womöglich
nicht stark genug und schlau genug seid, um alles zu
tun, was getan werden muss. Gebt zu: Ihr sorgt Euch
ständig, dass man Euch auf die Schliche kommt.
Gebt zu: Ihr fürchtet, dass Ihr womöglich kein Herz
habt …«
»Davor fürchte ich mich keineswegs«, entgegnete
Finn gelassen. »Ich sonne mich darin.«
Er wandte seinem Doppelgänger den Rücken zu
und ging zurück. Die anderen folgten ihm aus dem
Zellengang und um die Ecke in den Stahlkorridor,
wo sie die Zellen und ihre Insassen hinter sich ließen.
Dort blieb Finn stehen, rührte sich nicht und dachte
eine ganze Weile lang nach; keiner der Übrigen wagte ihn zu stören.
»Sie sind alle

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