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Green, Simon R. - Todtsteltzers Rückkehr

Green, Simon R. - Todtsteltzers Rückkehr

Titel: Green, Simon R. - Todtsteltzers Rückkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PacTys
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Konfrontation mit
diesen Kreaturen auch nur den Hauch einer Überlebenschance zu haben.« Er blickte Finn hart an. »Ich
muss Euch diese Frage stellen, Sir Durandal: Welche
Absichten verfolgt Ihr im Hinblick auf die zwölf?«
»Das habe ich noch nicht entschieden«, antwortete
Finn. »Deshalb bin ich den ganzen weiten Weg gekommen, um sie mir persönlich anzusehen. Womöglich sind sie Waffen, die wir gegen den Schrecken
einsetzen können. Oder gegen andere Feinde.«
»Wie Donal Corcoran«, warf Dr. Glücklich unerwartet ein. »Er wäre eine ausgezeichnete Waffe.«
»Euer Maul steht offen, Doktor, sollte aber geschlossen sein«, sagte Finn.
Und dann gingen sie um eine letzte Ecke und erblickten die zwölf, gefangen hinter schimmernden
Kraftfeldern. Ramirez wollte etwas sagen, aber Finn
bedeutete ihm mit einem gebieterischen Wink, er
möge still sein. Er trat allein langsam vor. Er wollte
diesen Augenblick mit niemandem teilen. Langsam
schritt er den Zwischengang entlang, spähte in jede
Zelle und saugte die entsetzlichen Wunder auf, die
das Labyrinth am bloß sterblichen Fleisch dieser
Leute gewirkt hatte. Sie waren alles, was er sich erhofft hatte, und schlimmer.
Zwölf Männer und Frauen, seit zweihundert Jahren am Leben erhalten, leidend und verrückt. Ohne
zu essen oder zu trinken, dieweil sie derlei menschliche Bedürfnisse hinter sich gelassen hatten. Er sah
sie an, und einige von ihnen erwiderten den Blick.
Sie waren wundervoll und entsetzlich, großartig und
grauenhaft, kranke Träume, denen man Gestalt gegeben und die man gezwungen hatte, in der wachen
Welt zu wandeln. Finn entschied, dass er nicht beunruhigt war. Er fühlte sich … belebt. Langsam ging er
den Weg zurück, den er gekommen war, blieb vor
der ersten Zelle stehen und gab den anderen mit einem Wink zu verstehen, dass sie vortreten und sich
zu ihm gesellen sollten.
»Ich muss Euch danken, Dr. Ramirez«, sagte er
gelassen. »In all meinen Jahren habe ich so etwas
noch nicht erblickt. Eine wahrhaft einzigartige Erfahrung. Ich könnte sie mir stundenlang ansehen und es
nie leid werden. Sagt mir: Waren sie schon immer
so? Haben sie sich in zweihundert Jahren in irgendeiner Form verändert?«
»Nicht, wenn man den Dateien Glauben schenkt,
die meine Vorgänger hinterlassen haben«, antwortete
Ramirez. Er zog es vor, dabei Finn anzusehen und
weniger die Insassen der Zelle. »In diesem Zustand
sind sie aus dem Labyrinth des Wahnsinns zum Vorschein gekommen. Jeder völlig einzigartig und auf
entsetzliche Weise selbstgenügsam. Von einem abgesehen, haben sie in zweihundert Jahren nie geschlafen. Kein normaler Verstand hätte unter solchen
Bedingungen überlebt. Aber andererseits sind diese
Kreaturen in jeder Hinsicht unnormal.«
Er drehte sich um und blickte, fast wider Willen,
in die erste Zelle, und die anderen folgten seinem
Blick.
Die Zelle barg zwei Überlebende. Einen Mann und
eine Frau, zu einem Körper verschmolzen. Eine große, entsetzlich weiße Kreatur mit vier Armen und
vier Beinen sowie einem übergroßen Kopf mit zu
vielen Augen kroch langsam wie ein Rieseninsekt in
der vollen kahlen Umfassung herum. Der einzelne
Mund redete in einer Sprache, die keinen Sinn ergab,
und die Augen blickten jedes in eine eigene Richtung.
»Keine sonderliche Waffe, nicht wahr?«, fragte
Ramirez. »Manchmal krabbelt es an den Wänden
und der Decke herum, und zuzeiten singt es ein Lied,
das jedem Zuhörer Blut aus den Ohren treibt, aber
das ist es so ziemlich.«
»Ah, na ja«, sagte Finn. »Noch stehen wir ganz am
Anfang.«
Der Insasse der angrenzenden Zelle war entlang
einer Körperflanke von innen nach außen gewendet
worden. Er saß mucksmäuschenstill im Zentrum des
Raums und reagierte auf keinerlei Bewegung außerhalb des Kraftfelds. Die freigelegten, dunkelroten
Organe pulsierten von Blut und glänzten feucht. Der
einzelne Lungenflügel erweiterte sich und schrumpfte in glatten Bewegungen. Scharfe Knochenhörner
ragten aus der freigelegten grauen Hirnmasse. Dort,
wo die Genitalien hätten sein sollen, erblickte man
nur eine zuckende rote Masse. Tränen liefen fortwährend über die normale Gesichtshälfte.
»Hat es Schmerzen?«, fragte Finn.
Ramirez zuckte die Achseln. »Es reagiert nicht auf
Fragen. Aber wir können ohnehin das Kraftfeld nicht
durchdringen, um zu helfen. Nach meinen Unterlagen hat es sich seit zweihundert Jahren nicht bewegt.
Gott allein weiß, was es denkt.«
»Warum sollte das Labyrinth so

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