Green, Simon R. - Todtsteltzers Rückkehr
hervorbringt, mit denen Ihr etwas anfangen könnt.«
Ramirez betrachtete ihn entsetzt. »Aber … Ihr
würdet Tausende verlieren! Vielleicht Hunderttausende!«
»Es herrscht niemals Mangel an Dummköpfen«,
sagte Finn Durandal.
Einige Zeit später saß König Douglas im Parlament
auf Logres auf seinem Thron als Parlamentspräsident
und verfolgte in dumpfer, hilfloser Wut, wie die Abgeordneten das Regulierungskomitee auflösten, das
er eingesetzt hatte, um den immer mächtiger werdenden Ausschuss für Materiewandlung zu überwachen. Dabei konnte Douglas nicht ehrlich behaupten,
dass er überrascht war. Das war nur die neueste
Maßnahme in einer ganzen Reihe, die bewies, dass
das Parlament heutzutage von äußeren Interessengruppen beherrscht wurde. In dem verzweifelten
Bestreben, ihre sinkende Macht und ihren schrumpfenden Einfluss zu retten, boten sich viele Abgeordnete förmlich zum Kauf an. Oder zumindest zur
Vermietung. Douglas hatte sich darum bemüht, einen
eigenen Beitrag in die Debatte zu werfen, aber der
Ausgang war längst beschlossene Sache, und alle
hier wussten es. Außerdem war Douglas’ Position als
Parlamentspräsident und König heute nicht mehr so
wie früher. Er galt nicht mehr als die respektierte
neue Kraft auf dem Thron; man hatte ihn durch die
von der neuen Ordnung herbeigeführten Veränderungen verraten, kaltgestellt und bedeutungslos gemacht. Immerhin blieben alle ihm gegenüber sehr
höflich. Weil er ein Paragon gewesen war und immer
noch ein Feldglöck war und man ja nie wusste …
Douglas saß steif auf dem Thron und blickte auf
den Plenarsaal hinab, während die Abgeordneten laut
über die nächste Gesetzesvorlage debattierten, die
der Lizensierung und Kontrollierung aller Esper im
Imperium und speziell auf Logres diente. Douglas
hätte darüber gelächelt, wäre er dafür nur in der richtigen Stimmung gewesen. Hier votierten die Mäuse
dafür, der Katze eine Glocke umzuhängen. Da jedoch
die öffentliche Anti-Esper-Stimmung so hochgekocht
war, musste das Parlament etwas unternehmen oder
zumindest dabei gesehen werden, wie es über Maßnahmen diskutierte. Also ein Gesetz, das nicht die
geringste Hoffnung haben konnte, durchgesetzt zu
werden, sich jedoch in den Nachrichten gut ausnahm.
Douglas seufzte schwer. Es musste doch ein paar
Abgeordnete im Haus geben, die genügend Mumm
hatten, sich gegen die Flut zu stemmen, und andere,
die man mit den richtigen Worten noch beeinflussen
konnte; heutzutage wusste er jedoch nicht mehr, wer
das sein mochte. Ihm war noch gar nicht klar gewesen, wie sehr er sich von Annes Anleitungen abhängig gemacht hatte, davon, dass sie alle Recherchen
durchführte und ihn durch die tückischen Unterströmungen der modernen Politik lenkte. Sie hatte über
Ideen und Trends und Leute immer alles gewusst;
aber jetzt war sie nicht mehr da und arbeitete lieber
für den Feind. Douglas bemühte sich nach Kräften,
das Terrain zurückzugewinnen, das er in der Zeit seiner Abgeschiedenheit verloren hatte, aber es erwies
sich als äußerst anstrengend. Besonders wenn kaum
noch jemand mit ihm reden wollte, nicht mal über
die privatesten und abhörsichersten aller Leitungen.
In der Politik herrschte stets die Angst, dass Niederlagen ansteckend waren.
Anne arbeitete jetzt für Finn. Seit seiner Rückkehr
von Haden sah man die beiden in der Öffentlichkeit
kaum noch getrennt auftreten. Beide hatten inzwischen nicht mehr viel Zeit für das Parlament. Der
Durandal zeigte sein Gesicht generell nicht häufig im
Plenarsaal, obwohl er Imperialer Champion und offiziell immer noch Douglas’ Leibwächter war. Und
Anne verriet Anzeichen ihrer Anwesenheit immer
nur aus dem Hintergrund. Vielleicht scherte sie das
Hohe Haus nicht mehr, da es ein gezähmtes Untier
war. Douglas verbannte diesen Gedanken. Er musste
sich auf das konzentrieren, was immer noch seinem
Einfluss zugänglich war. Er überwand sich, dem derzeitigen Redner zuzuhören. Josef Wallace, Vorsitzender des Ausschusses für Materiewandlung, dankte
dem Hohen Haus höflich für die zum Ausdruck gebrachte Unterstützung, und er schreckte kaum noch
davor zurück, mit seinen künftigen Plänen zu prahlen, nachdem ihm die Regulierungsbehörde von
Douglas nicht mehr in die Quere kommen konnte.
Wallace war groß und gut gebaut und hatte ein
Gesicht von hohler Schönheit, unterstrichen durch
goldene Markierungen, die den Zügen folgten. Sie
glitzerten ganz hübsch, aber Douglas fand,
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