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Green, Simon R. - Todtsteltzers Rückkehr

Green, Simon R. - Todtsteltzers Rückkehr

Titel: Green, Simon R. - Todtsteltzers Rückkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PacTys
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dürfen
wir dann noch den offiziellen Legenden trauen? Diese Menschen hier kannten Owen und Hazel tatsächlich. Mond ist auch noch hier und am Leben. Aber …
ich habe Owen und Hazel, Jakob Ohnesorg und Ruby Reise gesehen. Die echten Personen in Aufnahmen aus der damaligen Zeit. Shub und die Staubigen
Ebenen der Erinnerung haben sie mir gezeigt. Echte
Menschen … aufwühlend, anrührend, unglaublich
eindrucksvoll, aber nicht … das hier. Keine Märchengestalten.«
»Kommt es denn darauf an?«, fragte Brett.
»Natürlich«, sagte Lewis. »Das entscheidet alles,
denn nur eine Legende hat irgendeine Chance, den
Schrecken aufzuhalten.«
Sie standen beisammen und dachten eine Zeit lang
darüber nach. Lewis schaltete den Monitor aus und
legte den Datenkristall ins Regal zurück. Er konnte
sich solche Zweifel nicht leisten. Er musste stark
sein, wie auch Owen einfach genau der gewesen sein
musste, für den ihn alle hielten – oder das Imperium
war zum Untergang verdammt.
»Komm schon, Lewis«, sagte Jesamine. »Gehen
wir hinaus.«
»Er hat das Labyrinth des Wahnsinns durchschritten«, sagte Lewis. »Er kam verwandelt wieder zum
Vorschein. War mehr als ein Mensch geworden. Alle
haben das gesagt. Ihr alle habt erlebt, wozu Carrion
fähig war. Und Kapitän Schwejksam. Die Geschichten müssen einfach stimmen … weil Owen sonst tot
ist und nicht zurückkehren wird und unsere Suche
sinnlos ist.«
»Gehen wir«, schlug Jesamine vor. »Sprechen wir
mit Mond. Er kann uns die Wahrheit erzählen … wie
immer sie lautet.«
»Mond wollte, dass wir herkommen«, sagte Lewis. »Dass wir diese Dinge hier sehen, diesen
Schrein und seinen Inhalt. Warum?«
»Vielleicht wollte er, dass wir endlich die Wahrheit
kennen«, sagte Jesamine. »Dass wir sehen, was Owen
zu leisten vermochte, damit wir die Zuversicht und
den Glauben haben, in unserer Suche fortzufahren.«
»Jawohl, richtig«, sagte Brett.
»Haltet die Klappe, Brett.«
»Ich weiß nicht mehr, was ich glauben soll«, sagte
Lewis. »So viele Dinge und so viele Menschen haben sich als etwas anderes entpuppt, als ich mir vorstellte. Sogar ich selbst. Wie soll ich nur an etwas
wie das hier glauben?«
»Denk daran, dass er ein Todtsteltzer war«, sagte
Jesamine. »Wie du.«
Draußen vor der Mission wartete Hellen Adair auf
die Gefährten. Sie stellte keine Fragen, und keinem
war danach, irgendetwas zu sagen, also kehrte man
schweigend zum Stadtrand zurück. Unterwegs legten
sie nur eine Unterbrechung ein. Lewis bestand darauf, den Friedhof der Stadt zu besuchen, wo die alten
leprakranken Kolonisten begraben lagen. Er musste
sich einfach ein bestimmtes Grab ansehen. Er fand es
mühelos. Nur ein schlichtes Grab mit einem schlichten Grabstein, der den einzelnen Namen Vaughn trug. Es sah nicht anders aus als die Hunderte der
übrigen Gräber. Lewis fragte auch beim Friedhofswärter nach, der alte Aufzeichnungen konsultierte
und bestätigte, dass wirklich eine Leiche in diesem
Grab lag. Lewis bedankte sich bei ihm und kehrte
noch einmal zum Grab zurück, während seine Begleiter mehr oder weniger geduldig am Friedhofstor
warteten.
Vaughn war tot, seit langer Zeit schon. Wer hatte
sich dann anlässlich der Krönung von Douglas an
Lewis gewandt und ihm Owens Ring übergeben? Ein
Geist? Früher mal hätte Lewis gesagt, er glaubte
nicht an solche Dinge, aber Kapitän Schwejksams
Tod war weithin vermeldet worden, und trotzdem
tauchte er wieder auf, um für das Gute zu streiten, sei
es auf Logres oder Unseeli. Falls es wirklich Johann
Schwejksam war.
Man musste glauben, entschied Lewis schließlich.
Letztlich läuft alles auf den Glauben hinaus. Glauben
an die Dinge, die wirklich bedeutsam sind. Und daran, ein Todtsteltzer zu sein.
    Hellen Adair führte sie zum Stadtrand zurück und
wies ihnen den Weg von dort aus. Niemand sonst
war da, um sie zu verabschieden. Lewis verglich die
Richtungsangaben sorgfältig mit seinem inneren
Kompass und berechnete die Distanz rasch auf gerade mal anderthalb Kilometer. Hellen Adair machte
deutlich, dass sie nicht mitzukommen gedachte. Dies
war die Pilgerfahrt von Lewis und seinen Gefährten.
Sie verabschiedeten sich von Hellen, bedankten sich
mit unterschiedlich viel Aufrichtigkeit und brachen
aufs Neue in den Purpurdschungel auf.
    Diesmal kamen sie besser voran. Jemand hatte mit
dem Roten Hirn gesprochen, und dieses hatte sich
mit seinen diversen Teilen ins Benehmen gesetzt.
Obwohl die allgemeine

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