Gregor Bd. 5 - Gregor und das Schwert des Kriegers
einem Zimmer. Ein Ärzteteam versuchte Ripred wieder zusammenzuflicken, sein Bein wurde eingegipst und sein mückenzerfressenes Fleisch gereinigt und verbunden. Für jemanden, der sonst so hart im Nehmen war, machte Ripred ein Riesentheater. Aber es wäre bestimmt noch viel schlimmer gewesen, wenn Lizzie ihn nicht getröstet hätte.
Howard hatte gerade Gregors Hand verbunden, als das Treffen der Delegierten anstand. Lizzie wollte hingehen, um in Ripreds Nähe sein zu können, also ging Gregor auch mit, damit er auf sie aufpassen konnte. Das Treffen fand in einem Raum mit einem großen runden Tisch statt. Gregor und Lizzie setzten sich an die Wand und vier Abgeordnete jeder Spezies – Menschen, Ratten, Fledermäuse, Spinnen, Kakerlaken, Mäuse und Maulwürfe – versammelten sich um den Tisch. Insgesamt waren es achtundzwanzig, aber schon bald wurde deutlich, dass Ripred und Luxa die Wortführer sein wollten. Dafür, dass sie sich gerade miteinander verbunden hatten, waren sie sich nicht besonders einig. Nicht über die Aufteilung des Landes, nicht über die Entschädigungen, nicht über die militärische Macht.Andere mischten sich ein und schon bald redeten sie nicht mehr über die Zukunft, sondern über das, was sie sich in der Vergangenheit angetan hatten. Fast wäre das Treffen ausgeartet, als Ripred auf den Tisch sprang und rief: »Keine falschen Überlegenheitsgefühle! Niemand hier soll sich den anderen überlegen fühlen! Wir alle haben einander unaussprechliches Leid angetan! Wenn wir uns das nicht eingestehen, geht es rückwärts.«
»Hey, wie in der Prophezeiung«, rief Gregor dazwischen. »Die Zeit läuft zurück.«
»Halt die Klappe!«, schrie Ripred ihn an. Er stieg vom Tisch und niemand wusste, an welcher Stelle sie das Gespräch wieder aufnehmen sollten.
Da meldete Lizzie sich schüchtern zu Wort. »Ich hab eine Idee.« Sie durfte eigentlich nichts sagen, aber alle hatten Respekt vor ihr, da sie den Code geknackt hatte.
»Gewiss möchten wir sie alle gern hören, Lizzie«, sagte Heronian aufmunternd.
»Ich glaube, ihr seid zu viele. Es dürfte für jede Gruppe nur einen Abgeordneten geben.« Lizzie leckte sich über die Lippen. »Und zwar müssten die Abgeordneten jeweils von den anderen gewählt werden.«
Es blieb lange still, während alle darüber nachdachten. Natürlich gefiel allen die Vorstellung, die Abgeordneten der anderen zu wählen. Aber den eigenen Abgeordneten von den anderen wählen zu lassen …
»So finden wir zu keiner Lösung. Ich glaube, wir sollten es auf einen Versuch ankommen lassen«, sagte Luxa.
»Tja, dann gehe ich jetzt mal, was?«, sagte Ripred und sah Lizzie beleidigt an.
»Ach, hör schon auf zu schmollen. Mich wird man auch kaum zu der Veranstaltung einladen«, sagte Luxa schnippisch.
»Also, ich würde für keinen von euch stimmen«, warf Gregor ein. Beide starrten ihn wütend an, aber er grinste nur.
Dann wurden die Abgeordneten gewählt. Die sieben waren Mareth, Nike, Temp, Heronian, Lapblood, Reflex und ein Maulwurf, dessen Namen niemand aussprechen konnte.
»Na seht ihr, alle Vernünftigen sind übrig geblieben«, sagte Gregor, als er mit dem Ausschuss den Raum verließ.
»Alle Schwächlinge, meinst du wohl«, murmelte eine Spinne, die Gregor nicht kannte.
Gregor schaute in den Raum. »Nein«, sagte er. »Keiner von denen ist ein Schwächling. Viel Glück wünsche ich euch.« Er nahm Lizzies Hand. »Das war eine gute Idee, Liz.«
»Es ist so ähnlich wie das Rätsel mit dem Käse. Nur umgekehrt. Es gibt einen Käse und sieben müssen ihn sich teilen. Der Witz ist, dass man herauskriegen muss, wer am ehesten zum Teilen bereit ist«, sagte Lizzie. Dann fügte sie betrübt hinzu: »Aber jetzt ist Ripred böse auf mich.«
»Im Gegenteil«, sagte Ripred und zog sie am Zopf. »Ripred hat schwer daran zu knabbern, dass niemand für ihn gestimmt hat, aber er freut sich, zu dem Fest gehen zu können. Steig auf«, sagte er und Lizzie kletterte auf seinen Rücken. »Es ist eigentlich perfekt. Sie werden uns einen Plan präsentieren. Niemand wird ihn gutheißen. Alle werden sich ungerecht behandelt fühlen, aber sie werden sich damit trösten, dass es ihren Nachbarngenauso geht. So ist das eben bei einem Kompromiss. Jetzt los, schlagen wir uns die Bäuche voll!«
Gregor und Luxa blieben im Flur zurück, während die anderen zu dem Fest gingen.
»Wann musst du fort?«, fragte Luxa.
»Meine Mutter will heute nach Hause. In ein paar Stunden vielleicht«,
Weitere Kostenlose Bücher