Gregor und der Fluch des Unterlandes
»Luxa, Hazard, Gregor und Boots auf Aurora. Howard, Temp und Cartesian auf Nike. Thalia, dufliegst unter mir für den Fall, dass du ermüden solltest.« Er ging in Startposition und sagte zu Ripred: »Auf geht’s.«
Alle stolperten durcheinander, aber sie befolgten Ares’ Anweisungen, und so hatte am Ende jeder einen Platz. Gregor saß ganz vorn auf Aurora, Boots hatte die Arme um seinen Nacken geschlungen. Hazard und Luxa setzten sich dahinter.
In dem Moment, als die Fledermäuse aus der Höhle herausflogen, wurden sie von einem starken Luftstrom erfasst, der aus einer höher gelegenen Höhle zu ihnen herüberwehte. Es war derselbe Luftstrom, der die Asche aus der Luft gefegt und dafür gesorgt hatte, dass die giftigen Dämpfe nicht zu ihnen geweht wurden. Jetzt trug er sie direkt zu dem glühenden Vulkan.
Gregor hatte Angst davor, die Fledermäuse könnten wieder durchdrehen, aber sie hielten sich gut. Es war nicht eine einzige Strömung, die sie erfasste, sondern ein Zusammenfluss vieler verschiedener Luftströme. Fast augenblicklich merkte Gregor, wie Aurora sich von dem Vulkan abwandte und in den Wind hineinflog. Er war so stark, dass sie kaum vorankamen. Gregor schlang die Arme um Boots und versuchte, sie so gut wie möglich vor dem Wind zu schützen. Jetzt änderten die Fledermäuse plötzlich ihre Taktik, sie wendeten und flogen direkt auf den Vulkan zu. Erst kam es Gregor irrsinnig vor, doch dann begriff er, dass sie von dem Vulkan nur wegkommen konnten, indem sie mit der Strömung flogen, die genau darüber hinwegwehte.
Der kräftige Wind, gepaart mit den starken Flügeln der Fledermäuse, sorgte dafür, dass sie atemberaubend schnell dahinsausten. Der Vulkan, eben noch in der Ferne, erhob sich nun direkt vor ihnen.
Gregor erstarrte in Ehrfurcht vor der »Königin«. Sie war majestätisch und beeindruckend, aber vor allem zornig. Dampf trat aus seitlichen Rissen aus. Geschmolzene Lava floss oben aus der Öffnung und lief in glühenden Strömen hinunter. Obwohl ihm der Wind in den Ohren pfiff, hörte Gregor, wie das Grummeln in ein Donnern überging.
Als sie über den Vulkan hinwegflogen, sah Gregor den brodelnden Lavasee im Innern. Die Luft brannte ihm in der Lunge. Alles war von einem rot glühenden Licht überflutet, auch die Grube mit den toten Mäusen darin. Gregor presste seine Wange an die von Boots, damit sie den Kopf nicht zu den Mäusen drehen konnte. Doch sich selbst zwang er hinzuschauen, damit sich das Bild für immer in sein Gedächtnis einbrannte. Er wusste, dass er ihre Geschichte in Regalia möglichst vollständig würde erzählen müssen. Um allen die Ungeheuerlichkeit dessen klarzumachen, was geschehen war und noch immer geschah. So viel hing davon ab.
Gregor spürte, wie ihm schwindelig wurde. Offenbar hatten sich die Dämpfe, die aus dem Vulkan austraten, in den Luftstrom gemischt. Bestimmt machten sie auch den Fledermäusen zu schaffen, doch keine von ihnen zeigte Zeichen von Ermüdung. Genauso schnell, wie sie zu dem Vulkan hingeflogen waren, ließen sie ihn auch hinter sich.
Ein weiteres unheilvolles Grummeln erschütterte die Erde unter ihnen. Als sie weiterflogen, ging es Gregor nicht besser, er fühlte sich sogar noch elender. Was, wenn sie in einer Giftgaswolke dahinflogen und es nur eine Frage der Zeit war, bis sie umfielen? Er umarmte Boots noch fester.
»Alles klar bei dir, Boots?«, brüllte er über den Wind hinweg.
»Ich bin müde«, sagte sie. »Ich schlafe.«
»Nein, nein! Du darfst jetzt nicht schlafen!«, rief Gregor panisch. »Du bleibst wach, ja?«
»Ja«, sagte Boots schwach, aber er merkte, wie sie sich an ihn schmiegte.
»Einen Tunnel! Sucht einen Tunnel!«, rief Ripred.
Sie flogen auf eine gewaltige Felswand zu, das Ende der riesigen Höhle. Die Fledermäuse schlüpften in verschiedene Öffnungen in der Wand und wieder heraus, um festzustellen, was nur Höhlen waren und wo sich möglicherweise ein Tunnel und damit ein Fluchtweg auftat.
Über sich sah Gregor, wie Nike vor einer Öffnung kreiste. Howard winkte wild zum Zeichen, dass sie nachkommen sollten. Aurora flog auf den Tunnel zu. Nike verschwand als Erste darin, dann folgte Ares, der Thalia jetzt in den Klauen hielt. Aurora bildete das Schlusslicht.
Im Tunnel fühlte Gregor sich sofort sicherer. Die Luft war noch immer unangenehm, aber wenigstens waren sie hier außer Reichweite des Vulkans. Er lockerte den Griffum Boots und wollte sich gerade nach Luxa und Howard umdrehen, als die
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