Grenzgaenger
Dieter, einem unserer OP-Pfleger. Aber das war wohl nichts Richtiges. Ich kenne aber auch nicht alle ihre Freunde.»
Sie überlegte.
«Aber sie hatte schon ab und an mal Besuch. Einer von denen roch ziemlich streng.»
«Er roch streng?», fragte Toppe verwundert. «Wie denn?»
«Ich weiß auch nicht … nach Schweiß und Knoblauch und so. Irgendwie eklig. José hat hinterher immer alle Fenster aufgerissen, wenn der da gewesen war. Einmal hat der sie auch in der Ambulanz besucht. Ich hatte hinterher Dienst, und wir hatten ganz schön Mühe, dieses Aroma wieder rauszukriegen. Der ist ihr wohl ziemlich auf den Geist gegangen. Aber gesehen habe ich den nie.»
Sie überlegte wieder.
«Aber auch die meisten von den Jungs, mit denen sie Musik machte, habe ich nie gesehen.»
«Ach ja», fiel Toppe wieder ein, «das Saxophon. Spielte sie in einer festen Gruppe?»
«Ja, in der Bigband der Kreismusikschule. Und mit einigen von den Leuten hat sie auch schon mal privat geübt.»
«Hatte Frau Bruikelaer im Krankenhaus irgendwelche Probleme?»
«Probleme? Meinen Sie Ärger?»
Toppe nickte.
«Nee, überhaupt nicht. Wir mochten sie alle gern. Auch die Docs und die Patienten. Also, ich wüsste jedenfalls nicht, dass sie mit irgendwem Ärger gehabt hätte.»
«Beschreiben Sie doch mal den letzten Samstag. Wann haben Sie José Bruikelaer gesehen?»
«Tja, also gesehen hab ich sie eigentlich gar nicht. José hatte Frühschicht. Am Freitag ist’s unheimlich spät geworden, weil ich Geburtstag hatte, und wir haben mit ein paar Leuten gefeiert.»
«Wie viele Leute waren denn da?», unterbrach Toppe sie.
«Warten Sie mal.» Sie zählte es stumm an den Fingern ab. «Elf», sagte sie dann.
«Gut. Würden Sie uns später kurz die Namen aufschreiben?»
«Sicher.»
«Ist auf der Geburtstagsfeier etwas vorgefallen, das mit Frau Bruikelaers Tod zu tun haben könnte?»
«Nein», antwortete sie entschieden, «bestimmt nicht.»
«Mit wem hat Frau Bruikelaer geredet? Ist sie mit jemandem rausgegangen? Mit wem hat sie die Feier verlassen?»
Barbara van Gimborn schluckte. «Wir haben die ganze Zeit zusammengesessen, mehr oder weniger im Kreis. Mein Zimmer ist winzig, müssen Sie wissen, da kann man sich gar nicht von den anderen absetzen. Tja, also, rausgegangen ist sie auch nicht zwischendurch. Und, nee, die sind alle zusammen weg. Ich hab jedenfalls nichts davon mitgekriegt, dass sie mit jemandem zusammen raus ist.»
«Haben Sie das ganze Geschirr von der Feier nachts noch gespült?»
«Nein.» Sie war völlig erstaunt. «Wieso? Das steht immer noch in meinem Zimmer. Ich bin noch nicht dazu gekommen. Wann auch?»
«Gut, es ist also spät geworden am Freitag. Und was war dann weiter am Samstag?»
«Na ja, José wollte sich nach dem Dienst erst mal ausschlafen. Ich hatte Spätschicht, und wir wollten uns nachher um zehn beim Griechen treffen.»
«Das habe ich heute Mittag nachgeprüft», bestätigte Toppe. «Der Inhaber sagt, es sei eine Art Stammlokal fürs Krankenhaus.»
Er kramte in den Hosentaschen nach seinen Zigaretten, aber er hatte sie offensichtlich im Büro vergessen.
«Und dann?», fragte er.
«Ja, dann», Barbara van Gimborn schluckte. «Ich habe so bis gegen halb elf gewartet und mit Adoni geredet, und dann hab ich mich doch gewundert. José war immer pünktlich. Ich bin zum Wohnheim zurück und hab an ihre Tür geklopft und gerufen, aber nichts rührte sich. Und da kriegte ich’s dann doch mit der Angst und bin rübergelaufen zu Herrn Küppers vom Technischen Dienst.»
Sie holte tief Luft, und auf ihren Wangen zeichneten sich zwei kreisrunde rote Flecken ab.
«Hat Sie denn keiner im Wohnheim gehört, als Sie geklopft und gerufen haben?», fragte Astrid.
«Nein, keiner. Aber auf dem Flur haben auch nur José und ich unser Zimmer und der neue Internist, der noch keine Wohnung hat, aber der fährt am Wochenende immer zu seiner Familie nach Offenbach.»
«Und dann?»
«Herr Küppers hat mit einem Nachschlüssel die Tür aufgemacht und … da hing sie dann, und es sah furchtbar aus. Sie war tot, das konnte man sofort sehen. Sie war ganz kalt. Und ich wollte nur weg und der Küppers auch. Wir sind sofort wieder raus.»
«Haben Sie irgendetwas verändert?»
«Nein.» Sie schaute ihn verständnislos an. «Was denn verändert?»
«Wo lag der Stuhl?»
«Der Stuhl? Ziemlich nah bei der Tür, ich weiß nicht. Wir sind drum herum, direkt zu ihr hin.»
«Sie haben den Stuhl nicht bewegt?»
«Nein, wir haben
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