Grenzlande 1: Die Verpflichtung (German Edition)
verstärkte sich so sehr, dass seine Augen nur noch Schlitze waren. Er drehte sich strahlend zu dem Erzdoyen herum. »Was für eine wundervoll lehrreiche Erfahrung das für Sie sein wird, mein lieber Obruesk, einfach wundervoll!«
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Ich versuchte noch einmal, Laurel zu überreden, mich aus meiner Verpflichtung zu entlassen und mir zu erlauben, in Iversterre zu bleiben. Er dagegen schwor mir erneut, vor Jusson, dass Magus Kareste mich nicht in die Finger bekommen würde. Und der König erklärte, er könne keinen ungeschulten Magier in der Königlichen Stadt herumlaufen lassen.
»Ich kann es nicht riskieren, Cousin«, sagte der König. »Es scheint, dass jeden Tag etwas Neues passiert.« Sein Blick blieb einen Moment an meinem Zopf samt Feder haften und glitt dann zu der Rune auf meiner Handfläche. »Und mir schwant, dass mir nicht gefällt, was passieren wird, wenn jemand damit in Berührung kommt.«
Ich wollte zu der Erklärung ansetzen, dass ich nicht herumlief und Leute absichtlich damit berührte, aber Laurel kam mir zuvor. »Es ist wie ein Hinterhalt, stimmt’s? Aber mit der entsprechenden Ausbildung wird Lord Hase in der Lage sein, die … Nebenwirkungen zu kontrollieren. Und ich hoffe, diese Ausbildung während der Schiffsreise vervollständigen zu können.«
Jusson grinste über meine Miene. »Ich bin dein König und dein Cousin, also befehle ich dir, mit der Faena-Katze zu gehen.« Sein Grinsen wurde etwas schärfer, als meine Miene sich nicht änderte. »Wir haben Botschafter Laurels Wort akzeptiert, dass er unsere Gesandten in den Grenzlanden beschützen kann, und jetzt schwört er, dass dieser Schutz auch für dich gilt. Willst du behaupten, dass sein Wort nichts gilt?«
Und siehe da, plötzlich war ich für den Friedensprozess verantwortlich.
In dem Moment trat Hauptmann Suiden zu uns. »Was gibt’s, Leutnant?«
»Hauptmann Prinz.« Der König seufzte. »Kaum wird einer Ihrer Männer bedroht, schon zeigen Sie Krallen und Zähne.«
Ich lächelte, als ich an Slevoics Entsetzen zurückdachte, als er sich dem Hauptmann widersetzte und sich im nächsten Moment einem Drachen gegenübersah. Dann jedoch schob sich die ältere Erinnerung davor, wie Dragoness Moraina einst mit einem Magier stritt, der auf die Idee kam, seiner Argumentation dadurch Nachdruck zu verleihen, dass er einen mächtigen Zauber wirkte und ihn der Ehrenwerten Moraina direkt zwischen die Augen schleuderte. Ebenso deutlich ist mir sein extremes Unbehagen in Erinnerung, als Moraina den Zauber mit einem Fingerschnippen wegwischte. Ich warf dem Hauptmann einen abschätzenden Blick zu. »Einverstanden, Euer Majestät. Ich gehe mit.«
Laurel lachte fauchend. »Ich schwöre bei allem, was mir heilig ist, dass ich Euch beschützen werde. Außerdem habt Ihr keinen Grund, mir scheele Blicke zuzuwerfen. Kaum gleitet der Schatten des Hauptmanns vorbei, seid Ihr bereit, ihm bis zum Mond zu folgen.«
»Das nennt man Loyalität, Sro Katze. Und die verdient man sich«, bemerkte Suiden.
Ich trat rasch zwischen die beiden, als der Faena tief in seiner Kehle grollte. »Ich vertraue Euch ja, Ehrenwerter Laurel. Es ist nur so …«
»Hah! Endlich sagt er es einmal zu jemand anderem!«, warf Jusson ein.
»… dass ich mich fünf Jahre lang vor diesen Leuten versteckt habe und Ihr mich jetzt darum bittet zurückzukehren, und das nur mit Eurem Wort als Rückendeckung. Wenn der Hohe Rat jetzt beschließt, mich dem Magus auszuliefern?«
»Dann kann der Hohe Rat lange auf einer kurzen Pier spazieren gehen«, mischte sich Suiden ein. »Zusammen mit diesem Zauberer. Jetzt möchte ich, dass Sie Ihren Aufgaben nachkommen. Euer Majestät.« Mit einer kurzen Verbeugung vor dem König marschierte Suiden davon.
»Macht einen Mann zum Kapitän seines eigenen Schiffes, dann glaubt er, er regiert die Welt«, merkte Jusson an. »Hauptmann Prinz!«, rief er. Suiden blieb stehen und drehte sich um. »Sie haben Unsere Erlaubnis, Uns zu verlassen.«
Jetzt sah ich zum dritten Mal, wie Hauptmann Suiden seine Fassung verlor. Er zögerte und verbeugte sich dann. »Verzeiht mir, Euer Majestät.« Er verbeugte sich noch einmal – doppelt genäht hält besser – und ging weiter.
Der König bemerkte meine Miene. »Keine Sorge, Cousin.« Er zuckte mit den Schultern. »Ich könnte mich mit Schmeichlern umgeben, die bei jeder Äußerung, die ich tue, vor Begeisterung in Ohnmacht fallen. Was nur bedeuten würde, dass sie das bei der nächsten Person ebenfalls
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