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Grenzlande 1: Die Verpflichtung (German Edition)

Grenzlande 1: Die Verpflichtung (German Edition)

Titel: Grenzlande 1: Die Verpflichtung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorna Freeman
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machen.« Er grinste ironisch. »Fragt nur Teram, was seine Helfershelfer derzeit treiben.«
    »Sie schmeicheln sich bei Euch ein, Sire?«, spekulierte ich.
    »Die Pocken sollen sie holen, genau das tun sie. Es ist besser, starke Männer um sich zu haben, die das Richtige tun, weil es das Richtige ist, nicht, weil ich es sage. Und wenn sie widersprechen und gelegentlich die Etikette vergessen«, Jussons schwarze Augen funkelten, »kann ich sie ganz bestimmt daran erinnern, wer der König ist.«
    »Und was ist mit denen, die stark sind, sich aber nicht um das kümmern, was richtig ist?«, wollte ich wissen.
    »Die meidest du am besten wie die Pest.« Jusson seufzte. »Jeder kann einmal zum Narren gehalten werden, Hase. Es kommt darauf an, nicht zweimal hereinzufallen.«
    »Ja, Sire«, sagte ich und blickte unwillkürlich zu Groskin hinüber.
    »Das hat nichts damit zu tun«, meinte der König, der meinem Blick gefolgt war. »Du bist nicht zum Narren gehalten, sondern von jemandem betrogen worden, dem zu vertrauen du allen Grund hattest. Wenn du allerdings Terams gespieltem Wohlwollen geglaubt hättest …!«
    »Nie im Leben, Sire.«
    Jusson lachte barsch. »Du bist wirklich kein Idiot, Cousin.« Er sah Laurel an, der stumm neben uns stand. »Ich möchte gern mit Hase unter vier Augen sprechen, Botschafter.«
    »Selbstverständlich, Ehrenwerter König.« Laurel verbeugte sich und trat zu der Gruppe um den Patriarchen. Ich sah, wie die Augen des Patriarchen Pietr aufleuchteten, als er zur Seite trat, damit sich der Faena zu ihm gesellen konnte. Erzdoyen Obruesk dagegen blickte Laurel finster an.
    »Reiter Basel, wenn Sie so freundlich wären«, sagte Jusson zu dem Geist, der sich verbeugte und ebenfalls zur Seite trat.
    Na klar, dachte ich. Wenn ich ihn darum gebeten hätte …
    »Du hast mich nicht gefragt, was ich gesehen habe, als du gestern Abend deine Hand auf meine Schulter gelegt hast, Cousin.«
    Ich starrte den König an, unsicher, was er hören wollte. »Sire?«
    Kein Funke Humor war in Jussons Miene zu erkennen; sie wirkte angespannt. »Jeder König hat bestimmte Überzeugungen hinsichtlich seiner Herrschaft, vor allem jene Könige, deren Häuser schon so lange regieren wie das meine.« Er verfolgte mit dem Blick ein mit Holzstämmen beladenes Boot, das zu den Schiffen gerudert wurde. »Eine ungebrochene Linie, bis zurück zu König Iver. Ich habe das niemals in Frage gestellt. Warum auch? Ganz offensichtlich ist es so, dass ich aufgrund göttlichen Rechts regiere, sonst hätte mein Haus niemals so lange überdauert oder wäre der Maßstab für den gesamten Adel geworden.«
    »Jawohl, Sire.« Ich dachte an all die Probleme, die meine Nähe zu seinem Haus verursacht hatte.
    »Dann hast du mich mit deiner Rune berührt, und ich wurde in der Zeit zurückversetzt, erlebte die letzten Stunden der Schlacht um die Stadt.« Die Furchen in Jussons Gesicht vertieften sich. »Tote Diener, Frauen, Kinder, deren Blut den Boden des Thronsaals bedeckte. Wer noch lebte, kämpfte, versuchte verzweifelt, etwas zu retten, während der Begründer meines Hauses und seine Männer über sie herfielen wie das Meer bei Sturmflut über das Land.« Er holte tief Luft. »Ich sah eine Person tot auf den Stufen des Thronpodestes liegen. Sie hatte das Gesicht meiner Mutter, Hase, und ihre Augen schimmerten golden.«
    Eine Möwe stieß einen schrillen Schrei aus, als sie über das Wasser flog.
    »Ich wusste schon immer, dass ich Elfenblut in mir habe. Wie auch nicht, wo ich den Beweis dafür doch jedes Mal sehe, wenn ich in den Spiegel blicke?« Jusson lächelte, ironisch, gequält. »Aber ich habe es niemals infrage gestellt, ebenso wenig wie ich darüber nachdachte, wie es Iver gelang, eine Elfenstadt zu regieren. Ich nahm an, das eine spielte keine Rolle, weil das andere von Gott vorherbestimmt war.«
    Ich starrte auf die kleinen Wellen, die gegen die Kaimauer schlugen.
    »Und jetzt ist alles, was ich jemals für wahr gehalten habe …« Jusson sah mich an. »Würde Gott eine Herrschaft billigen, die mit dem Tod von Kindern begonnen wurde? Und ich, der ich auf Ivers Thron sitze, mit meiner ungebrochenen Erbfolge und meinem elfischen Blut, was macht das aus mir?« Die Anspannung auf seinem Gesicht verstärkte sich. »Als ich heute Morgen in den Spiegel sah, Cousin, haben die Augen einer Toten zurückgesehen.«
    »Jawohl, Sire«, sagte ich leise.
    Der Wind zupfte an Jussons Haar und entblößte ein Elfenohr. »Schließlich ist es mir

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