Grenzlande 1: Die Verpflichtung (German Edition)
die Obruesk Laurel und mir zugeworfen hatte. »Jedenfalls mag er die Grenzlandvölker nicht sonderlich.«
»Slevoic hat man noch nicht gefunden, stimmt’s?«, erkundigte sich Jeff nach einem Moment.
»Nein. Jedenfalls habe ich nichts dergleichen gehört.«
»Glaubst du, dass er sich mit Gherat trifft?«
Ich seufzte. »Keine Ahnung.«
Wir verstummten, saßen still da und beobachteten, wie die Schatten länger wurden, als die Sonne langsam unterging. Nach einer Weile hörten wir wieder Geräusche auf dem Kai und standen auf. Ich sah Laurel Faena, der in Begleitung von Kanzlerin Berle auf uns zukam. Den beiden folgte eine lange Reihe von Männern, die schwer beladene Karren vor sich herschoben. Ich setzte mich wieder hin und blickte aufs Wasser. Das wollte ich nicht sehen.
»Lord Hase«, sprach Kanzlerin Berle mich an.
Ich stand höflich auf, drehte mich um und sah ihr ins Gesicht. »Ja, Ehrenwerte Kanzlerin?«
»Haben Sie den Lordkommandeur gesehen?«
»Er ist dorthin gegangen, Kanzlerin«, ich deutete auf das Hafenbüro, »zusammen mit Admiral Noal und den Hauptleuten Suiden und Javes.«
»Danke.« Die Kanzlerin verbeugte sich und ging in die angegebene Richtung davon.
»Geht es Euch gut, Hase?«, erkundigte sich Laurel, der bei uns geblieben war.
»Nein.« Ich deutete mit einem Nicken auf Ryson. »Tut es nicht.«
»Ja. Kanzlerin Berle hat es mir erzählt.« Der Faena betrachtete den Soldaten ebenfalls. »Aber ich bin sicher, dass Euch der Stinker in Gegenwart der Hauptleute, des Ehrenwerten Reiters Jeffen und meiner Person nichts zuleide tun kann.«
Ich zuckte mit den Schultern. »Ich habe keine Angst vor ihm. Ich bin einfach nur wütend, weil man ihn auf freien Fuß gesetzt hat.« Ich konzentrierte mich auf Laurel. »Aber es spielt keine Rolle, ob er auf dem Schiff ist oder nicht, denn ich fahre nicht mit. Magus Kareste wird mich am Schlafittchen packen, sobald ich an Land gehe.«
Laurel fuhr herum und starrte mich an, ebenso wie Jeff und Basels Geist. »Ihr müsst mitfahren, Hase«, erklärte Laurel. »Ich brauche Euch.« Er deutete mit seiner Tatze auf die Karren, die an uns vorbeigeschoben wurden. »Ich kann das nicht allein bewerkstelligen. Außerdem muss ich Euch ausbilden.«
»Aber der Magus …«
»Macht Euch um den Magus keine Sorgen«, unterbrach mich Laurel. »Ich werde mich seiner annehmen.«
»Definiert ›annehmen‹«, forderte ich ihn auf.
»So jung und schon so misstrauisch.« Laurel lachte fauchend. »Kareste wird Euch nicht am ›Schlafittchen packen‹. Das schwöre ich.« Er deutete auf die rote Feder in meinem Haar. »Ein solcher Pakt ist eine zweischneidige Angelegenheit, Hase. Ihr seid mir ebenso verpflichtet wie ich Euch.«
Ich seufzte und betrachtete meine Stiefel. Hätte ich gewusst, wie viel Ärger dieser verfluchte Pakt bedeutete, hätte ich niemals mit dem Faena gespeist. In diesem Moment erschienen mir die entlegenen Berge von Freston wie das Paradies auf Erden. »Ihr fordert mich auf, die Verpflichtung zu erfüllen?«
»Ja. Und ich werde Euch beschützen.«
Ich wollte ihn schon fragen, wie er das wohl anstellen wollte, als zum dritten Mal Unruhe auf dem Kai ausbrach. Ich drehte mich zu den Geräuschen um, die sich uns näherten, und sah, wie König Jusson mit seinem Tross herankam. Offenbar hatte jemand aufgepasst, denn im selben Moment traten Lordkommandeur Thadro, Admiral Noal, die Hauptleute Suiden und Javes sowie Kanzlerin Berle aus dem Hafenbüro. Sie marschierten geradewegs auf die Stelle zu, wo Laurel und ich standen.
Jusson hielt an und verschwand augenblicklich vor unseren Augen. »Lordkommandeur.« Jussons Stimme drang etwas gedämpft hinter einer Phalanx seiner Leibgarde hervor.
»Sire, bitte«, erwiderte Thadro. »Wir haben gerade eine Rebellion niedergeschlagen. Wenn Ihr schon herkommen müsst, dann erlaubt der Garde wenigstens, dass sie ihre Arbeit tut und Euch bewacht.«
»Ich weigere mich entschieden, mich im Palast oder hinter meinen Wachen zu verstecken«, knurrte der König. »Zur Seite!«
Die Gardisten teilten sich zögernd, und der König war wieder zu sehen. »Gut. Alle sind da«, bemerkte er. Er lächelte, aber seine Augen leuchteten golden, während er sich umsah, bis er Ryson gefunden hatte. »Wie Wir sehen, haben Sie einen weiteren Mann aus Ihrer Abteilung zurückbekommen, Hauptmann Suiden.«
»Ja, Euer Majestät.« Suidens Augen glühten ebenso grün und heiß, wie die des Königs golden.
»Ich habe Reiter Ryson über das
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