Grenzlande 1: Die Verpflichtung (German Edition)
Seeleuten reine Dilettanten. Sie hatten für alles einen Aberglauben parat. Was einer unserer Soldaten rasch herausfand, als er anfing zu pfeifen. Geister, vor allem Geister von Ermordeten, standen mutterseelenallein ganz oben auf der Liste. Man hatte ihnen offenbar mitgeteilt, dass Basel zu unserer Besatzung gehörte, denn es gab weder Schreie, Gekreische noch andere Alarmsignale, als er an Bord kam. Allerdings sahen wir viel Spucke fliegen und andere Gesten, um das Böse abzuwehren. Zuerst war es ein bisschen ärgerlich, bis ich schließlich zu dem Schluss kam, dass sie ruhig das ganze Deck vollspucken sollten; ich musste es schließlich nicht wegwischen.
Ich stellte mich dem Schiffskoch entgegen, als er sein Hackbeil hob und durch mich hindurch Basel mit seinen Blicken durchbohrte. »Halten Sie diesen Hurensohn aus meiner Kombüse fern, sonst schicke ich ihn zum Teufel, wo er hingehört!«
Es gab eine eherne Regel in der Armee: Niemand reize den Koch, schon gar nicht vor den Mahlzeiten, aber ich würde den Teufel tun, wenn ich zuließ, dass dieser Smutje mich bedrohte. Außerdem war ich ziemlich sicher, dass ich nichts essen würde, was er zubereitet hatte, nachdem ich seine Schürze und sein glorreiches Hackmesser genauer musterte. »Bedrohen Sie mich mit Ihrem Hackbeil, Seemann?«, fragte ich gelassen.
Unvermittelt kehrte Stille ein, als sowohl die Seeleute als auch die Soldaten uns zusahen. Der Erste Offizier Falkin trat aus der Gruppe und baute sich neben dem Koch auf.
Wenn König Jusson wie ein Dunkelelf von den Stadtstaaten an der Küste aussah, wirkte Falkin wie ein Angehöriger der nördlichen Elfenclans. Er war groß und schlank, hatte dunkelgraue Augen über hervortretenden Wangenknochen, und seine helle Haut zeigte keinerlei Spuren von jemandem, der seit seiner Jugend auf dem Meer lebte. Er trug sein hellblondes Haar so lang, dass es über seine Ohren ragte, und ich fragte mich, ob Seeleute spitze Ohren für einen Unglücksbringer hielten.
»Gibt es ein Problem, Das?«, fragte Falkin.
»Der Geist war wieder in meiner Kombüse, Sir, und ich habe dem Leutnant gesagt, er soll das verdammte Ding von mir fernhalten.«
»Das ist eine vernünftige Bitte«, meinte Falkin und sah mich an.
Ich lächelte. »Ich habe kein Problem mit vernünftigen Bitten, Sir. Ich habe jedoch ein großes Problem mit Leuten, die mich mit Waffen bedrohen.« Ich warf einen Blick auf das Hackebeil. »Vor allem, wenn sie blutig sind.«
»Das ist auch vernünftig, Das«, sagte der Erste Offizier.
Der Koch sah auf das Hackbeil. »Aye, aye, Sir.«
Falkin erwiderte mein Lächeln. »Ich mache Ihnen einen Vorschlag, Leutnant. Sie halten den Geist von der Kombüse fern, und ich halte Das davon ab, ein Hackbeil gegen Sie zu schwingen.«
Ich ignorierte das Kichern der Seeleute. »Ich versuche es, Sir. Aber da Reiter Basel jetzt ein Geist ist, hat er nicht mehr denselben Drang wie früher, einem Befehl zu gehorchen.«
»Verstehe«, erwiderte der Erste Offizier Falkin. »Möchten Sie, dass ich es versuche?«
»Hört, hört, Falkin, Hase«, näselte Hauptmann Javes, während er auf uns zuschlenderte. »Gibt es ein Problem?«
»Nein, Sir!«, sagten wir beide wie aus einem Mund, während wir Haltung annahmen.
»Weil es Kapitän Suiden schrecklich bekümmern würde, wenn sein Erster Offizier und sein Leutnant Meinungsverschiedenheiten hätten, hm?«
»Sir, jawohl, Sir!«, sagte ich.
»Aye, aye, Sir!«, sagte Falkin gleichzeitig.
»Und wir wollen ihn doch nicht bekümmern, oder?«, erkundigte sich Javes und betrachtete uns durch sein Lorgnon.
»Nein, Sir«, sagte Leutnant Falkin.
»Sir, nein, Sir!«, kam das Echo von mir.
»Wunderbar.« Javes richtete sein Lorgnon auf die Seeleute und Soldaten, die plötzlich in hektische Betriebsamkeit ausbrachen und sich an ihre weit entfernten Aufgaben machten. Der Hauptmann wartete, bis das Deck frei war, dann schenkte er mir sein dümmliches Lächeln. »Also wirklich, jetzt hätte ich es fast vergessen: Hauptmann Suiden wünscht, dass Sie beide die Mannschaft und die Soldaten versammeln, damit er zu ihnen sprechen kann. Sofort.«
Ich beobachtete das Gesicht des Leutnants, als Javes davonschlenderte. Falkin drehte sich herum und sah mich mit erhobener Braue an. »Hauptmann Javes ist Mitglied des Königshofes«, sagte ich.
»Tatsächlich?« Falkins zweite Braue hob sich, als ich nickte. »Und Sie? Sind Sie auch etwas Besonderes?«
»Zum Teufel, nein, Sir. Ich bin nur ein Bauernjunge.«
»Da
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