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Grenzlande 1: Die Verpflichtung (German Edition)

Grenzlande 1: Die Verpflichtung (German Edition)

Titel: Grenzlande 1: Die Verpflichtung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorna Freeman
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Zähne schimmerten weiß in seinem dunklen Gesicht. Es erinnerte mich an das von Dragoness Moraina in ihren schlimmsten – oder besten – Momenten, und ich trat unwillkürlich einen Schritt zur Seite, während eine Woge der Unruhe durch die Männer an Deck lief. Suiden sah den Ersten Offizier Falkin an, und ich konnte sehen, wie dieser sich versteifte, als er sich gegen den Drang wehrte davonzulaufen. »Lassen Sie die Männer wegtreten, Leutnant.« Danach verschwand der Hauptmann in seiner Kajüte, gefolgt von dem unerschrockenen Javes.
    Nachdem Falkin den Befehl zum Wegtreten gegeben hatte, zerstreuten sich Matrosen und Soldaten und räumten rasch das Deck. Dann sah der Erste Leutnant mich entsetzt an. »Ein Hai. Der Käpt’n ist ein verdammter Hai!«
    »Nein, Sir, ein Drache. Einer, der durch Wände horchen und um Ecken sehen kann.« Ich folgte dem Ersten Offizier von der Brücke, darum bemüht, Abstand zwischen mich und Hauptmann Suiden zu bringen.
    »Und Sie dienen unter ihm?« Falkin blieb stehen, aber ich drängte ihn weiterzugehen. Er sah Jeff und Basel, dem vor Panik fast die Augen aus den geisterhaften Höhlen traten. Er ging weiter und beschleunigte unwillkürlich seine Schritte.
    »Er ist ein gerechter und guter Hauptmann, und er kümmert sich ausgezeichnet um seine Männer«, sagte ich und trat direkt hinter ihn. »Man sollte ihn nur nicht mit irgendwelchem Blödsinn reizen.« Jeff stimmte mir mit einem erstickten Laut zu. »Ich würde dafür sorgen, dass ihm Mattus eine Weile nicht mehr unter die Augen kommt.«
    »Es war nur ein Scherz …«, setzte Falkin an.
    »Nein«, unterbrach ich ihn. »Es war Absicht, um den Hauptmann vor dem Vizeadmiral wie einen Idioten aussehen zu lassen.«
    Darauf erwiderte Falkin nichts. Außerdem war uns der Platz ausgegangen, da wir mittlerweile im Bug angekommen waren.
    »Die Mannschaft wusste, dass es passieren würde, stimmt’s? Jemand hat ein Zeichen gegeben, damit sie sich darauf vorbereiten konnten.«
    »Ich …«
    »Wissen Sie, Sir, ich würde allen raten, sich unsichtbar zu machen, bis der Sturm vorbeigezogen ist.«
    »Nur zu wahr«, knurrte Groskin hinter uns. Wir wirbelten herum, und er zuckte mit den Schultern. »Glauben Sie, ich würde allein da oben bleiben? Ich dachte mir, dass der Leutnant hier ein gutes Versteck kennt.« Er sah Falkin an. »Lassen Sie sich von mir einen Rat geben: Ermutigen Sie niemals Uneinigkeit.« Mein Blick schlug in blanken Unglauben um, und er zuckte erneut mit den Schultern. »Lassen Sie mich als warnendes Beispiel dienen«, meinte er dann spöttisch. Er sah mich an. »Ich will Sie nicht hetzen, Hase, aber Sie sollten sich vielleicht anziehen. Sie brauchen manchmal verdammt lange, und ich habe keine Lust, den Hauptmann am Hals zu haben, weil Sie nicht fertig sind.«
    »Fertig? Wofür?«
    Groskin starrte mich an und drehte sich dann zu dem Ersten Leutnant Falkin um. »Sie haben es ihm nicht gesagt?« Groskin schüttelte den Kopf, ohne auf Falkins Antwort zu warten. »Keine gute Idee, Befehle aufzuschieben, Leutnant. Das ist ganz und gar keine gute Idee.«
    »Was soll er mir sagen?«, fragte ich schrill.
    Groskin verschränkte die Arme und nickte Falkin zu. »Sie haben den Befehl bekommen, also sagen Sie es ihm.«
    Die hellhäutigen Wangen des Leutnants bekamen etwas Farbe. »Sie begleiten den Hauptmann zum Schiff des Vizeadmirals.«
    »Verfluchte pockenverseuchte Hölle!« Ich drängte mich an Falkin vorbei und rannte zur Leiter zum Unterdeck.
    Ich hatte gerade meine Habbs angezogen in der Kajüte der Armeeleutnants, die ich, Ironie des Schicksals, mit Leutnant Groskin teilte, als jemand schrie, dass wir die Flotte des Vizeadmirals erreicht hätten. Nachdem ich saubere Taschentücher in meine Hosentasche geschoben und mich überzeugt hatte, dass Zopf und Uniform gerade saßen, stieg ich die Leiter hoch. Kurz darauf wurde ich zum Schiff meines Onkels gerudert, der Perlenfischer , zusammen mit Hauptmann Suiden, Laurel Faena, Kanzlerin Berle und natürlich Reiter Basel. Ich warf einen Blick zur Furchtlos zurück und sah, wie die schlanke Gestalt von Obruesk uns nachsah. Selbst aus der Ferne konnte ich seine Wut spüren, weil er nicht mitgenommen worden war. Wäre er als Erzdoyen unterwegs gewesen, wäre er natürlich ebenfalls mitgekommen. Ich fragte mich, ob es klug gewesen war, dem Patriarchen zu erlauben, ihn uns aufzuhalsen.
    »Lassen Sie es gut sein, Leutnant«, sagte Suiden.
    Ich drehte mich auf der Bank herum. »Jawohl, Sir.«

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