Grenzlande 1: Die Verpflichtung (German Edition)
habe ich aber etwas anderes gehört, Leutnant Lord Hase ibn Chause e Flavan mit vierundsechzig Linien zum Thron.«
»Ach, das. Ich bin nicht so aufgewachsen, Sir.« Ich grinste und zuckte mit den Schultern. »Ich habe reichlich in der Scheiße gewühlt, als ich hinter einem Pflug hergelaufen bin.« Ich salutierte. »Ich versammle die Truppe.«
Aber offensichtlich war das nicht nötig. Auf Falkins Geste hin folgte ich ihm zur Brücke, wo er dem Bootsmann befahl, zum Sammeln zu pfeifen.
»Danke, Sir«, sagte ich, als ich neben ihm Haltung annahm.
»Nicht der Rede wert.« Falkin beobachtete, wie die Männer sich unter uns versammelten. »Aber bitte halten Sie den Geist aus der Kombüse fern. Wir in der Marine versuchen, unseren Koch nicht aufzuregen, vor allem nicht vor den Mahlzeiten.«
Unter uns hatten sich Mannschaft und Passagiere versammelt. Die Seeleute auf der einen, die Soldaten auf der anderen Seite, als hätte jemand ein Seil in der Mitte gespannt. Abseits von allen anderen standen Kanzlerin Berle, Kaplan Obruesk, Laurel Faena und Lord Esclaur. Als der letzte Mann aufgetaucht war, kam Hauptmann Suiden aus seiner Kajüte, gefolgt von Javes, Groskin sowie dem Zweiten und Dritten Offizier.
»Wir wurden von König Jusson beauftragt, den ersten Botschafter Iversterres zu den Grenzlanden zu eskortieren«, begann Suiden, der breitbeinig dastand, um das Rollen des Schiffs auszugleichen. Er hatte die Hände auf dem Rücken verschränkt, während er auf die Mannschaft und die Soldaten hinabsah. »Aus diesem Grund wird die Flotte von Vizeadmiral Chause einen Konvoi bilden, um uns zu begleiten …«
In diesem Moment drehte das Schiff scharf ab. Während die Mannschaft und die Schiffsoffiziere die Richtungsänderung ohne Probleme ausglichen, taumelten die Soldaten, brüllten, fluchten und schrien. Einige konnten sich gerade noch festhalten, bevor sie über die Reling gingen. Groskin stolperte und suchte verzweifelt nach Halt, während Javes und ich uns an dem Geländer vor uns festhielten, damit wir nicht auf das Deck hinunterstürzten, während Jeff gegen uns prallte. Hauptmann Suiden jedoch glich den Kurswechsel ebenso leichtfüßig aus wie die Seeleute und streckte dabei lässig eine Hand aus, um Groskin zu stützen, bevor er fiel. Gleichzeitig sah er zum Steuermann, und das erstickte Gelächter, das auf dem Hauptdeck aufgebrandet war, erstarb augenblicklich.
»War diese Gierung notwendig, Seemann Mattus?« Suiden ließ Groskin los und trat zu dem Steuermann.
Ich sah, wie Mattus’ Adamsapfel hüpfte, als er schluckte. »Ehm … aye … ja … Sir. Eine Kurskorrektur.«
»Verstehe.« Der Hauptmann packte das Ruder und schob Mattus zur Seite. »Dann sind Sie von Ihren Pflichten befreit, bis Sie einen Kurs richtig setzen können.« Er warf dem Ersten Offizier Falkin einen Blick zu. »Sie werden Mattus’ Ausbildung überwachen, Leutnant Falkin. Und mir täglich Bericht erstatten.«
»Aye, aye, Käpt’n.«
Hauptmann Suiden betrachtete einen Moment das Meer, während seine Hände locker auf den Speichen des Ruders ruhten. Dann seufzte er. »Sro Falkin, teilen Sie bitte einen anderen Rudergänger ein.«
Auf eine Geste des Ersten Offiziers stieg ein anderer Seemann vom Deck auf die Brücke, um das Ruder von Suiden zu übernehmen. Der blieb einen Moment hinter seiner Schulter stehen. »Sehr gut.« Suiden wandte sich um, ging zu seinen Offizieren und blickte wieder auf die Seeleute und die Soldaten herunter. »Ich habe zwei Befehle von unserem König bekommen. Der erste lautet, für den Erfolg der Mission zu sorgen, was nicht nur bedeutet, Kanzlerin Berle sicher zu ihrer Botschaft zu eskortieren, sondern alles in meiner Macht Stehende zu tun, um den Erfolg ihrer Mission zu gewährleisten. Der zweite Befehl lautet, die beiden unterschiedlichen Besatzungen dieses Schiffes zu einer zusammenzuschweißen.«
Man hörte nur das Knattern der Segel und das Knarren des Schiffes, als der Windgleiter durch die Wellen pflügte.
»Seine Majestät hat sehr nachdrücklich betont, wie notwendig das Zweite für den Erfolg des Ersteren ist.« Suiden legte seine Hände auf das Geländer und beugte sich darüber. Sein Blick glitt über die Seeleute und Soldaten. »Ich stimme dem voll und ganz zu und werde alles Menschenmögliche tun, um das zu erreichen. Verstehen Sie das?«
»Sir, jawohl, Sir!«, brüllten die Soldaten.
»Aye, aye, Sir!«, brüllten die Matrosen gleichzeitig.
»Sehr, sehr gut.« Hauptmann Suiden lächelte. Seine
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