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Grenzlande 1: Die Verpflichtung (German Edition)

Grenzlande 1: Die Verpflichtung (German Edition)

Titel: Grenzlande 1: Die Verpflichtung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorna Freeman
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der Treue und erfüllter Versprechen, des Wechsels und der Veränderung, der Zeit der Lieder von Ernte und Feiern und von Wiegenliedern.« Laurels Schnurrhaare legten sich wieder an. »Wäre er kein Magier, könnte er ein Barde sein.«
    Also war Spatz nicht die Einzige in unserer Familie, die singen konnte. Ich ignorierte Doyen Allwyns abschätzende Miene.
    »Oder ein Krieger.« Laurels Lächeln verstärkte sich, als ich erschrak. »Die Winde des Krieges, Hase.«
    »Aber das ist doch nur ein Sprichwort«, wandte ich ein.
    »Alle Sprichwörter werden irgendwann einmal geschaffen«, gab Laurel zurück. »Es ist kein Zufall, dass Ihr Soldat seid.« Er betrachtete erneut die Geister und erstarrte, während sein Blick schärfer wurde. »Ich werde meine Gabe benutzen und nach den Verwundeten sehen, Ehrenwerte Leute. Falls Ihr mich benötigt, schickt nach mir.« Er verbeugte sich und verschwand.
    Ich sagte nichts, weil ich auch sah, was er bemerkt hatte. Beklommen betrachtete ich die Seeleute und Soldaten, die sich etwas abseits versammelt hatten und mich beäugten, während ich sie musterte. Ich sah das blonde Haar des Ersten Offiziers Falkin in der Sonne leuchten, als er sich zu ihnen gesellte. Er machte einen Schritt in meine Richtung, blieb dann jedoch stehen, als wüsste er nicht genau, ob er sich mir nähern sollte. Was allerdings auch an dem Einhorn liegen konnte, das jetzt aufgestanden war und sich mir näherte. Ich behielt es ebenso im Auge wie die anderen Geister, fischte eine Orange aus der Schale und schälte sie.
    Jeff drängte sich durch die Menge. »Also doch! Hab ich es mir doch gleich gedacht, bei dem Zopf und der Feder! Er ist in Wirklichkeit eine liebreizende Sie, Jungs. Und dazu noch tugendhaft!«
    »Hah!« Ich grinste, während ich mir ein Stück Orange in den Mund schob. »Du würdest etwas Liebreizendes nicht mal erkennen, wenn es dir in den Hintern beißt, Jeff.« Ich wandte mich an die anderen Männer. Meine Stimme klang belegt. »Sah ihn mal im Theater mit jemandem, der wie Groskins Pferd Feind aussah. Dann wurde mir klar, dass es Feind war!« Ich grinste, als Gelächter aufbrandete. »Es war nur da, weil Jeff ihm Zuckerstücke versprochen hatte!«
    Jeff kam näher, Falkin einen Schritt hinter ihm. Sie wichen den Geistern einiger Otter aus, die vergnügt auf dem Deck spielten. Matrosen und Soldaten folgten ihnen, während sich immer mehr der kleinen Prozession anschlossen. Doyen Allwyn trat zur Seite, damit er ungestört zusehen konnte.
    »Zur Hölle, Häschen, das war nicht Feind«, konterte Jeff, »sondern deine Mutter, die meiner Karotte hinterhergelaufen ist.«
    Ich beugte mich vor, ohne auf Basel zu achten, der zur Seite trat, damit sich das Einhorn neben mich legen konnte. »Wenn das meine Ma gewesen wäre, Jeff, hätte sie deine Karotte verspeist, deine Nüsse geknackt und dir nur einen kleinen Stummel gelassen.« Ich hielt nachdenklich inne. »Andererseits, nach dem, was ich gesehen habe, könnte sie es tatsächlich gewesen sein …« Ich unterbrach mich, als ich mich an Doyen Allwyns Gegenwart erinnerte, und warf ihm einen schnellen Seitenblick zu. Doch er starrte angestrengt auf den zusammengeklappten Schachtisch. Ein Muskel zuckte in seiner Wange und beruhigte sich dann wieder.
    Jeffs Blick glitt ebenfalls kurz zu dem Doyen, und die Röte auf seinen Wangen vertiefte sich ein wenig. Er zögerte und hockte sich dann vor mich, zuckte dabei leicht zusammen. Die Männer in den ersten Reihen folgten seinem Beispiel, während der Rest nachrückte, sodass ich schließlich von einer soliden Mauer aus Menschen umringt war.
    »Also«, meinte Jeff, »wie geht’s dir, Hase?«
    »Mir geht’s gut.« Mein Magen knurrte, und Doyen Allwyn hielt mir die Obstschale hin. Ich nahm noch eine Orange, und als ich sie schälte, fielen mir Jeffs blaues Auge und die Beule auf seiner Stirn auf, die Schienen an einigen seiner Finger und einige andere Prellungen, die zu sehen waren. Ich runzelte die Stirn. »Wieso liegst du nicht auf der Krankenstation?«
    »Der Hauptmann und Laurel meinten beide, dass ich wieder Dienst tun könnte, Schwester«, erwiderte Jeff. Er wartete einen Moment und grinste dann ironisch. »Also, spuck’s schon aus. Was ist passiert?«
    Ich zögerte.
    »Hase.« Jeff seufzte und zählte seine Argumente an den Fingern ab. »Verirrt in den Bergen. Magische. Federn. Verwandlungen. Geister. Eine Brücke aus Luft, die sich in eine aus grünen Schlingpflanzen verwandelt. Glühende Runen.

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