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Grenzlande 1: Die Verpflichtung (German Edition)

Grenzlande 1: Die Verpflichtung (German Edition)

Titel: Grenzlande 1: Die Verpflichtung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorna Freeman
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frühen Morgensonne nur eine Linie am Horizont war. Trotzdem glotzten wir sie alle aufgeregt an.
    »Elanwryfindyll«, erklärte Kanzlerin Berle, die sich auf Zehenspitzen über die Reling beugte und mit der Hand die Augen abschirmte. »Wir müssen wohl erst näher herankommen, damit wir etwas sehen können.« Sie ließ sich wieder auf die Füße sinken und sah mich an. »Sind Sie froh, wieder nach Hause zu kommen, Lord Hase?«, erkundigte sie sich. Die Geister ignorierte sie geflissentlich.
    Ich wollte die Frage schon bejahen. Das plötzliche Gefühl von Heimweh, das mich überkam, überraschte mich. Doch dann schob sich das Gesicht von Magus Kareste vor meine Augen, und ich zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es nicht genau, Kanzlerin.«
    »Es ist wunderbar, wenn man sicher sein kann, was?« Javes ignorierte die Geister hinter mir ebenfalls, bis sich das Einhorn neben ihn an die Reling drängte. Ein Geräusch wie ein schwaches Kichern drang an unsere Ohren, brach jedoch abrupt ab, als sich der Hauptmann finster umsah, das Lorgnon auf der Brust baumelnd.
    »Sie möchte auch etwas sehen«, sagte ich leise, zu niemandem im Besonderen. »Das war keine Anspielung auf irgendjemandes Liebesleben.«
    »Einschließlich Ihrem, Lord Hase?« Lord Esclaurs Augen funkelten mich an.
    Jetzt war es an mir, einen finsteren Blick aufzusetzen. »Wie gesagt, Mylord …«
    »Sie repräsentiert Schlichtheit und Reinheit, Ehrenwerte Leute«, ertönte Laurels Stimme an meiner Schulter. »Nicht etwa mangelndes Wissen um die Fleischeslust. Ich habe Großmütter mit Einhörnern wandeln sehen, während jene, die … sagen wir körperlich unberührt waren, wie die Pest von ihnen gemieden wurden.«
    Darauf antwortete niemand etwas, aber eine Menge verstohlener Blicke zuckten zum Einhorn hinüber. Anschließend musterten sich die Leute gegenseitig, und der Verdacht von heimlichen Motiven und Hintergedanken hing plötzlich fühlbar in der Luft. Ich hörte ein leises Schnurren.
    »Ihr genießt das ein bisschen zu sehr«, bemerkte ich in Laurels Richtung. Der Faena sah mich verständnislos an, während seine Schnurrhaare zuckten. In dem Moment jedoch trat Groskin zu uns, dem der Geist eines Leoparden folgte. Er warf sich zu Groskins Füßen auf die Planken, als der Leutnant an der Reling stehen blieb, und die Flanken des Leoparden hoben und senkten sich, als er hechelte und auf die Küstenlinie starrte. Groskin betrachtete den Geist einen Moment, hob den Kopf und ließ seinen Blick über den Horizont schweifen, während seine Augen abwechselnd in ihrem üblichen Braun und dem goldenen Gelb des Panthers schillerten.
    »Elanwryfindyll«, murmelte er wie ein Echo von Kanzlerin Berle. »Hauptmann Suiden sagte, wir würden vom Fyrst empfangen werden, Laurel Faena?«
    »Seine Gnaden Loran«, erwiderte Laurel. »Der Herrscher der Stadt und ihrer Umgebung sowie das Oberhaupt der Konföderation der Stadtstaaten, außerdem der Älteste der Gaderian von Deorc Oelfs … «
    »Der was?«, erkundigte sich Esclaur flüsternd. Javes und Berle beugten sich lauschend vor.
    »Der Rat der Dunkelelfen«, erwiderte ich flüsternd.
    »Er ist ein sehr alter und sehr mächtiger Elf«, beendete Laurel seine Erklärung. Sein Schwanz peitschte durch die Luft, seine Miene jedoch blieb ausdruckslos. »Sehr, sehr mächtig.«
    »Mächtiger als der Hohe Rat?«, wollte Berle wissen.
    »Nein«, antwortete Laurel. »Das ist keiner.«
    »Warum fahren wir denn hierher, Ehrenwerter Laurel?«, fragte Groskin. »Und nicht dorthin, wo der Hohe Rat zusammentritt?«
    »Hier sind wir am richtigen Ort«, erklärte Laurel. Seine Miene war noch ausdrucksloser, wenngleich sein Schwanz erneut zuckte. »Seine Gnaden Loran ist zudem der Repräsentant der Dunkelelfen im Hohen Rat und außerdem der Gastgeber des nächsten Konzils.«
    »Das klingt recht einladend, hm?«, meinte Javes, der immer noch den Horizont betrachtete. Dann warf er mir einen Blick zu. »Wie ist es da für Leute wie uns, Hase?«
    »Für welche Leute, Sir? Für Menschen?« Als Javes nickte, hätte ich fast mit den Schultern gezuckt. »Ich weiß es nicht. Ich war nie in einem der Stadtstaaten an der Küste.« Ich verzog den Mund. »Vermutlich hält man mich hier für genauso hinterwäldlerisch, wie man es in Iversly getan hat.«
    »Niemals?« Javes sah mich jetzt genauer an. »Wie seid Ihr denn nach Iversterre gelangt?«
    »Über Veldecke, Sir.«
    Die anderen fuhren herum und starrten mich ebenfalls an. »Aber niemand kommt von dort

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