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Grenzlande 1: Die Verpflichtung (German Edition)

Grenzlande 1: Die Verpflichtung (German Edition)

Titel: Grenzlande 1: Die Verpflichtung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorna Freeman
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flatterten im Wind, sodass es aussah, als wären die Segel ausgefranst. Die Gesichter, die ich ausmachen konnte, waren allesamt konzentriert zur Küste gewandt. Ich fragte mich, wie es wohl sein würde, wenn wir uns dem Land näherten.
    »Glauben Sie, dass man uns in den Hafen einlaufen ließe, wenn sie wüssten, was wir an Bord haben?« Esclaur hatte sich ebenfalls umgesehen. »Wäre das Iversly, würden wir die Königliche Marine ausschicken, die alles versuchen würde, um uns abzufangen.«
    »Ich weiß nicht, ob Sie uns blockieren können«, erwiderte ich. »Können sie das, Laurel?«
    Der Faena schüttelte den Kopf, und seine Ohren zuckten. »Nein. Das Recht der Heimkehr gilt für alle, die Lebenden und die Toten.«
    Alle starrten Laurel an. »Das Recht, lebend oder tot«, wiederholte Lord Esclaur. Er tastete nach seinem Lorgnon und richtete es auf die Raubkatze.
    »Außer in besonderen Fällen«, fuhr Laurel fort, der Esclaur ignorierte. »Zum Beispiel bei einem Praktiker der Dunklen Künste.« Das Schiff hob und senkte sich über eine Woge. Laurel glich das Schaukeln problemlos aus, nutzte seinen Schwanz als Balancehilfe. »Aber da wir keinen Schwarzen Hexer an Bord haben, lassen wir die Behauptungen von Kaplan Obruesk einmal beiseite, wird man uns nicht aufhalten.«
    »Und dieser Magus, der so scharf darauf ist, Lord Hase in die Finger zu bekommen?«, erkundigte sich Kanzlerin Berle. »Würde man ihm den Zutritt verwehren?«
    Ich sah die Kanzlerin an, überrascht von diesem plötzlichen Themenwechsel.
    »Eine interessante Frage, Berle«, meinte Javes. »Aber sie liegt ein bisschen außerhalb unseres Zuständigkeitsbereiches, hm?«
    »Allerdings, ja«, murmelte Esclaur.
    »Ich mache mir nur Sorgen als Repräsentantin des Königs …«, begann die Kanzlerin.
    »Ihre Befehle schließen Leutnant Hase nicht ein«, unterbrach Javes sie. »Lassen Sie das Thema ruhen, Berle.«
    »Und wenn es nun zu meinem Auftrag gemacht wird?« Berle gab nicht so rasch nach. »Wenn ein Magi … ein Grenzla … wenn irgendjemand verlangt, dass Lord Hase an den Magus ausgeliefert wird, als Bedingung für Friedensverhandlungen, was dann?«
    »Dann verweist Ihr die entsprechende Person an mich, Ehrenwerte Kanzlerin«, sagte Laurel. »Ich habe sowohl Hase als auch dem König mein Wort verpfändet, dass er nicht zu Magus Kareste zurückkehren wird.«
    »Und wenn sie nun behaupten, dass Euer Wort wertlos wäre, und es trotzdem verlangen?«, hakte die Kanzlerin nach.
    »Niemand«, grollte Laurel und zeigte seine Reißzähne, »würde behaupten, dass mein Schwur wertlos wäre, Ehrenwerte Kanzlerin. Ebenso wenig wie Eure Ministerkollegen Euch für unehrenhaft und nicht vertrauenswürdig erklären würden. Das wäre doch eine Beleidigung, nicht?«
    »Verzeiht, Botschafter. So habe ich das nicht gemeint.« Berle errötete. »Es ist nur so, dass …«
    »Ich muss schon sagen, Berle, Sie auch?« Javes schenkte ihr sein dümmlichstes Grinsen.
    Die Kanzlerin warf ihm einen missbilligenden Blick zu, bevor sie an Laurel gewandt weitersprach. »Manchmal kann man trotz bester Absichten ein Versprechen nicht halten, das man gegeben hat.«
    »Dann hätte diese Person das Versprechen gar nicht erst geben sollen.« Laurels Reißzähne schimmerten immer noch im Sonnenlicht. »Ich würde Euch dringlich empfehlen, Ehrenwerte Kanzlerin, dass Ihr nach Eurer Ankunft niemandem unterstellt, dass sein Wort nicht genügt. Schon gar nicht einem Faena.«
    »Sagt, Kanzlerin Berle«, fragte ich in das verlegene Schweigen hinein. »Würden Sie mich dem Magus ausliefern?«
    »Sie haben Hauptmann Javes und Botschafter Laurel gehört, Lord Hase.« Berle lächelte spöttisch. »Ihr fallt nicht in meine Zuständigkeit.«
    »Verstehe«, sagte ich und wandte mich wieder der Betrachtung des Horizonts zu. Aber ich war fest entschlossen, dafür zu sorgen, dass ich niemals mit der Kanzlerin allein war.

56
     
    Elanwryfindylls Hafen ähnelte sehr dem von Iversly, den wir vor drei Wochen verlassen hatten. Es liefen Schiffe ein, andere stachen in See, und etliche lagen vor Anker. Es gab Kais, Lagerhäuser, Möwen und Amtsdiener, die bereits auf uns warteten, als die Furchtlos , die Kühn und die im Dschinn-Sturm schwer beschädigte Eisenhart in den Hafen von Elanwryfindyll einliefen. Der Rest des Konvois, einschließlich des Flaggschiffs des Vizeadmirals, die Perlenfischer , lagen vor der Hafenmündung. Nur die Schiffe mit der Fracht sollten in den Hafen einlaufen, hatte Laurel

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