Grenzlande 1: Die Verpflichtung (German Edition)
Matrosen und Soldaten nickten zustimmend. »Und Ihrer war real. Wie haben Sie es fertiggebracht zurückzukommen?«
Eine Brise liebkoste mich, hob meine Feder an und verschwand. »Weil ich nicht der Wind bin, Sir …«
»Ihr seid ein Ungläubiger!« Kaplan Obruesks tiefe Stimme übertönte die Geräusche des Windgleiters, der durch das Meer pflügte. »Ein Schwarzer Magier, der einen unheiligen Pakt mit der Hölle geschlossen hat!«
»Heilige Mutter …!« Alle sprangen auf und starrten den Kaplan an, der sich, ohne dass wir es bemerkt hatten, in den Kreis geschlichen hatte. Ich sah ihn stirnrunzelnd an, bis meine Sicht von Doyen Allwyn blockiert wurde, der aufgestanden war. Jeff und Falkin traten neben ihn. Was Obruesk jedoch nicht aufhalten konnte, der entschlossen war, mich zu denunzieren. Hinter ihm sah ich, wie sich Ryson mit zwei anderen Soldaten von der Gruppe entfernte.
Obruesks tiefliegende Augen glühten, als er zusah, wie sich das Einhorn erhob und sich neben Allwyn stellte, während Basel auf die andere Seite trat. »Ein widerlicher Verführer der Unschuldigen! Seht, wie er selbst diesen Gottesmann verdorben hat, sodass er sich mit den Verruchten zusammensetzt, statt sich im Namen der Heiligen Kirche gegen sie zu stellen!«
»Das reicht!« Doyen Allwyns Stimme klang wie ein Peitschenschlag. Auf sein Zeichen traten noch mehr Matrosen und Soldaten zu uns. Sie bauten sich allesamt vor dem Kaplan auf. »Der einzige Verruchte, den ich sehe, ist einer, der sein Amt missbraucht, um zum Mord anzustacheln.«
»Das ist kein Mord!« Obruesk richtete den Blick seiner glühenden Augen auf den Doyen. »Gott verlangt, dass wir alles vernichten, was unrein ist.«
»Aber erst aus unseren eigenen Herzen, Obruesk«, konterte Doyen Allwyn. »Sonst werden wir zu einer schlimmeren Missgeburt als das, was wir denunzieren.«
Der Kaplan starrte den Doyen finster an. »Missgeburt? Sie reden von Missgeburten?« Er fuhr zu dem Halbkreis von Matrosen und Soldaten herum, und seine Robe bauschte sich um seinen schmächtigen Körper. Dann deutete er auf die Geister. »Wir sind umringt von ungeweihten Geistern, die dieser Mann heraufbeschworen hat. Hütet euch! Hütet euch, sage ich, sonst werden diese Missgeburten eure Seelen verschlingen!«
Kaplan Obruesk verstummte, als mein Messer in seiner Scheide mit einem vernehmlichen Knall vor seinen Füßen landete. Er starrte es kurz an und sah dann zu mir hoch. Ich hatte die Decken abgeschüttelt und war aufgestanden. »Wenn Sie unbedingt einen Mord begehen wollen, Kaplan, dann zeige ich Ihnen, wie Sie es anstellen müssen.« Ich zog mein Wams über den Kopf und ließ es auf das Deck fallen. Dann knöpfte ich mein Hemd auf. »Es ist nicht nötig, dass jemand anders als Sie dafür verdammt wird, weil er jemandem das Leben nimmt.« Das Hemd flatterte zu meinem Wams hinab, und ich zog an meinem Unterhemd.
»Würde es jemanden verdammen, wenn er das Böse von der Erde vertreibt? Nein! Der Himmel wird ein Loblied auf den singen, der seine Hand dafür hergibt, Gottes Wille zu erfüllen!«, rief der Kaplan, sein Gesicht zum Himmel gerichtet.
»Gott zeigt seinen Willen nicht durch mörderischen Pöbel...«, begann Doyen Allwyn.
Ich ließ mein Unterhemd fallen und legte dem Doyen eine Hand auf die Schulter. Er verstummte. »Dann gibt es auch keinen Grund, warum Sie es nicht tun können, oder?« Ich zog mein Stiefelmesser heraus und setzte es unter meinen Rippen an. »Halten Sie das Messer so und stoßen Sie zu. Dann bin ich ziemlich tot.« Ich grinste und fletschte die Zähne. »Ich weiß nicht viel über Böses, aber vielleicht können Sie so die Schande rächen, dass man Sie aus Iversly hinausgeworfen hat.«
Obruesk starrte mich finster an und machte eine Geste gegen das Böse. »Hebe dich von dannen, Dämon, und nimm deine Geschöpfe mit! Einen Mann Gottes zu versuchen, Blut zu vergießen …!«
»Mein Pa hat immer gesagt, dass man von niemandem verlangen sollte, etwas zu tun, was man selbst nicht tun würde.« Ich drückte die Spitze des Messers in meine Haut, und ein Tropfen Blut quoll heraus. Er hob sich dunkelrot von meiner weißen Haut ab. »Genau hier, Kaplan.«
Obruesk hob den Fuß und trat mein Messer weg. »Das Werkzeug des Teufels …!«
»Noch ein Wort, Kaplan, und Sie gehen über die Planke.«
Der Kaplan wirbelte so schnell herum, dass ich sein Rückgrat knacken hörte. Die Soldaten, die sich entfernt hatten, waren mit Hauptmann Suiden, Hauptmann Javes, Leutnant Groskin
Weitere Kostenlose Bücher