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Grenzlande 1: Die Verpflichtung (German Edition)

Grenzlande 1: Die Verpflichtung (German Edition)

Titel: Grenzlande 1: Die Verpflichtung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorna Freeman
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Thron ehm, dem Rat spielen.«
    »Nicht nur ich, Esclaur«, erwiderte Berle. »Es gibt noch andere Personen, unter ihnen ein gewisser Vizeadmiral, die sehr besorgt über Lord Gherats Einfluss nicht nur auf den König, sondern auch auf den Lordadmiral und andere hohe Würdenträger waren.«
    Bitte nicht, dachte ich, als ich die Kanzlerin anstarrte. Nicht Onkel Havram.
    »Dessen Einfluss zwar jetzt gebrochen ist, aber Sie hätten Gherat ohnehin entmachtet«, meinte Javes.
    »Weil Jusson einfach kein Urteilsvermögen besitzt und vollkommen willkürlich entscheidet, wer dem Thron nahesteht«, meinte Berle und sah mich an. »Also werden wir dafür sorgen, dass die Vorlieben Ihrer Majestät keinerlei Auswirkungen haben.«
    »Sie glauben wirklich, dass der König das zulässt?«, erkundigte sich Suiden. »Oder auch nur die Großen Häuser?«
    »Oder der Patriarch und die Kirche?«, warf Doyen Allwyn ein.
    »Ach, Pietr.« Obruesks tiefe Stimme erfüllte den Raum. »Er ist kein schlechter Mann, keine Frage, aber schwach und leicht zu beeinflussen.«
    Ich blinzelte, als ich versuchte, Obruesks Charakterisierung mit dem Mann zusammenzubringen, den ich auf dem Kai kennengelernt hatte. Vergeblich.
    »Er hat einen angeklagten Hexer freundlich behandelt, ja ihn sogar gesegnet.« Obruesk schüttelte den Kopf. »Er hat vor der Verfolgung all jener die Augen verschlossen, die es wagten, sich der Verderbtheit in hohen Ämtern zu widersetzen. Hat sogar erlaubt, dass Holz aus den Grenzlanden eingeschmuggelt und als Amtsstäbe der Kirche im ganzen Reich verwendet wurde.«
    »Natürlich sind Ihre Hände sauber«, meinte Esclaur. »Es ist verblüffend, dass alle, angefangen vom Patriarchen bis zum Doyen, Amtsstäbe aus Elfenholz besaßen, nur Sie nicht.«
    »Ja, nicht wahr?«, erwiderte Obruesk. »Das mag daran liegen, dass ich den Ruf nach Reinheit und Rechtschaffenheit ernst genommen habe, ungeachtet dessen, was es kosten mag. Im Gegensatz zu anderen Ältesten der Kirche.« Er sah Doyen Allwyn ernst an. »Vielleicht wird es Zeit für den Patriarchen, zurückzutreten, damit die Kirche sich unter einer strengeren Führung erholen kann.«
    »Eurer zum Beispiel?« Groskins Stimme war ein dumpfes Knurren.
    Obruesk lächelte. »Unter anderem.«
    »Nein! Nicht Onkel Orso!«
    Obruesk lächelte nur, nahm einen Pfirsich und biss hinein.
    »Meistens sind es die einfachen Sünden, die eine Person entehren, edle Leute«, erklärte Doyen Allwyn. »Hütet Euch vor Neid gepaart mit unbeherrschtem Ehrgeiz.«
    »Sie und Teram Flavans Sohn«, erklärte Laurel, »haben an derselben Brust gesaugt.«
    »Allerdings. Sie alle sind Sensenmänner und werden das Königreich in Stücke reißen.« Esclaurs Blick war auf die Kanzlerin gerichtet.«
    »Aber nein, wir doch nicht«, sagte Berle. »Der König hat uns durch sein Verhalten in diese bedrohliche Lage gebracht. Unseren Bemühungen ist es zu verdanken, dass wir gerettet werden und gleichzeitig ein stärkeres Königreich schaffen.«
    »Selbstverständlich«, erklärte Suiden. »Und Ihre Wünsche und Begierden haben nichts damit zu tun.«
    »Mir wurde aufgetragen, den Frieden zu wahren«, meinte Berle beiläufig. »Das habe ich getan. Und das hier ist der Preis. Was den König und die Großen Häuser angeht …«, sie zuckte ebenso beiläufig mit den Schultern, »das ist alles in dem Angebot enthalten, Messirs. ›Gebt nach oder sterbt in einem Krieg, den ihr nicht gewinnen könnt und in dem alles zerstört wird, was euch lieb und teuer ist.‹ So etwas wirkt für gewöhnlich ausgezeichnet.«
    Ich senkte den Kopf und starrte auf den Boden, als sich eine Vision vor meine Augen schob, ein Bild von einem Iversterre, das durch einen Krieg mit den Grenzlanden und einen Bürgerkrieg verwüstet wurde. Ob die Kanzlerin bei ihrer Einschätzung der Reaktion der Großen Lords naiv war oder wirklich eine Närrin? Oder verschloss sie absichtlich die Augen davor, wie diese Adligen für ihr Volk und ihr Land kämpfen würden. Dann war sie eine vorsätzliche Närrin.
    Der Wind verstärkte sich, kreischte und schlug gegen die Scheiben. Alle in dem Raum blickten zu den Fenstern, und zwei Wachen, die dicht davorstanden, rückten unwillkürlich ein Stück zur Seite. In dem relativ ruhigen Raum fiel mir auf, dass ich die Schmetterlinge nicht mehr spüren konnte, und ich sah auf meine Schultern. Sie waren fort. Ebenso wie Hafenmeisterin Lin. Hatte Pellan sie mitgenommen? In dem Moment öffnete sich die Tür zum Korridor, und ich hörte

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